Energiepolitik in Deutschland: Thunberg für längere AKW-Laufzeiten
Klimaaktivistin Greta Thunberg hält die geplante Abschaltung der Atomkraftwerke in Deutschland für falsch. Es sei ein Fehler, sich Kohle zuzuwenden.
![Greta Thunberg beim Klimastreik Greta Thunberg beim Klimastreik](https://taz.de/picture/5841597/14/Thunberg-Atomkraft-1.jpg)
Es sei „eine schlechte Idee“, auf Kohle zu setzen, solange „das Andere“ noch existiere, erklärte Thunberg weiter. Die Aktivistin bezog sich dabei auf die Krisenstrategie der Bundesregierung, Kohlekraftwerke aus der Reserve zu holen, um die Stromerzeugung aus Gas zu reduzieren. Auch zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke sollen als Notreserve über den eigentlichen Abschalttermin Ende des Jahres am Netz bleiben – allerdings nur bis spätestens Mitte April 2023 und nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Der Ausstieg aus dem Ausstieg ist innerhalb der Fridays-for-Future-Bewegung umstritten. Luisa Neubauer vom deutschen FFF-Ableger hatte im Sommer erklärt, sie halte einen Streckbetrieb der AKW für akzeptabel. Allerdings bezweifle sie, ob er auch Sinn ergebe. Ein aktueller Beitrag auf der Fridays-for-Future-Homepage kommt zu dem Ergebnis, dass die Zukunft nicht in nuklearen Energien liegen könne.
Auch da ist Thunberg weniger rigoros. Auf die Frage, ob die AKW nach der aktuellen Krisenphase überhaupt abgeschaltet werden sollten, sagte Thunberg: „Kommt drauf an, was passiert.“
Es gebe auch sonst Alternativen zum Wiedereinsatz von Kohlekraft. „Ich glaube, dass es andere Wege nach vorne gibt. Mit erneuerbaren Energien.“ Sie warnte davor, weiterhin in fossile Energie zu investieren – auch wenn sie die Notwendigkeit verstehe, die Bürger vor zu hohen Energiekosten zu schützen, sagte Thunberg. Die Menschen hätten sich aber auch „selbst abhängig gemacht und eine Gesellschaft geschaffen, in der wir nicht in der Lage sind, mehr als ein Jahr in die Zukunft zu schauen. Das ist nicht nachhaltig!“, sagte die 19-Jährige Aktivistin.
Thunberg kritisierte, dass die Klimakrise immer noch nicht wie eine globale Notlage behandelt werde. Die Coronapandemie habe gezeigt, dass das möglich sei. Auch in Kriegszeiten dürften die Folgen der Klimakrise aus ihrer Sicht nicht aus dem Blick geraten. „Jeder Krieg ist ein Desaster. Auf ganz vielen Ebenen. Aber wir müssen in der Lage sein, uns mit verschiedenen Dingen zur selben Zeit zu beschäftigen.“
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