Ende der „Bäderbahn“ in der Lübecker Bucht: Willkommen im Stau

Die „Bäderbahn“ macht die Küstenorte an der Lübecker Bucht mit dem ÖPNV erreichbar. Sie still zu legen, wäre ein riesiger Rückschritt.

Parkende Autos am Straßenrand, im Hintergrund die Ostsee

Wird die Bäderbahn stillgelegt, werden hier noch mehr Autos parken: Ostsee-Gemeinde Scharbeutz Foto: Markus Scholz/dpa

Einen Sommertag an der Lübecker Bucht zu verbringen, ist eigentlich die Hölle. Völlig überfüllt ist es da, am Timmendorfer Strand oder in Scharbeutz. Dass das Handtuch an den Stränden kaum Platz hat, ist dabei aber nicht mal das zwingende Problem. Vielmehr ist es der Weg dorthin, das Verkehrschaos auf den Ortsstraßen kurz vorm Strand, die Blechkolonnen, die sich im Schritttempo ihren Weg zu den verzweifelt gesuchten freien Parkplätzen bahnen.

Das letzte verbliebene Argument, dort dennoch einen Tag am Strand zu verbringen, ist bislang gewesen, dass es eine ziemlich entspannte Möglichkeit zur Anreise gab: die Bäderbahn zwischen Bad Schwartau und Scharbeutz.

Bei den Spaziergängen von den Bahnhöfen zu den Stränden ließen sich bislang sogar die Autos überholen, die im Stau nicht von der Stelle kamen. An einer vielbefahrenen Straße entlangzulaufen, ist zwar nicht die pure Entspannung, immerhin aber stressfreier, als im Auto zu hocken und kaum von der Stelle zu kommen. Gerade für Ta­ges­tou­ris­t:in­nen ist die Bahnverbindungen optimal, haben sie doch schließlich kaum Gepäck dabei.

Für die Küstenorte drohen bei der Stilllegung also nur schlechte Aussichten. Denn: Entweder die Bahn-Tourist:innen kommen nicht mehr oder aber sie kommen künftig mit dem Auto. Beides ist Mist – nicht nur für die Orte, die durch den Verkehr ohnehin an Reiz verloren haben, sondern auch für die ÖPNV-Nutzer:innen – und für die Verkehrswende.

Schließlich gibt es kaum ein schlechteres Signal der Politik, als heute noch eine bestehende Bahnverbindungen dicht zu machen. Daraus lässt sich ja nur eine Botschaft ableiten: Kauft euch gefälligst ein Auto, wenn ihr mobil sein wollt! Ein Busverkehr als Alternative kann schließlich kaum die Kapazitäten der Züge erreichen. Und wenn doch: Die Busse stünden ohnehin im Stau.

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Jahrgang 1991, hat Politik und Geschichte in Göttingen, Bologna und Hamburg studiert. Von 2020 bis August 2022 Volontär der taz nord in Hamburg, seither dort Redakteur und Chef vom Dienst. Schreibt meist über Politik und Soziales in Hamburg und Norddeutschland.

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