Ende der „Bäderbahn“ in der Lübecker Bucht: Willkommen im Stau
Die „Bäderbahn“ macht die Küstenorte an der Lübecker Bucht mit dem ÖPNV erreichbar. Sie still zu legen, wäre ein riesiger Rückschritt.
E inen Sommertag an der Lübecker Bucht zu verbringen, ist eigentlich die Hölle. Völlig überfüllt ist es da, am Timmendorfer Strand oder in Scharbeutz. Dass das Handtuch an den Stränden kaum Platz hat, ist dabei aber nicht mal das zwingende Problem. Vielmehr ist es der Weg dorthin, das Verkehrschaos auf den Ortsstraßen kurz vorm Strand, die Blechkolonnen, die sich im Schritttempo ihren Weg zu den verzweifelt gesuchten freien Parkplätzen bahnen.
Das letzte verbliebene Argument, dort dennoch einen Tag am Strand zu verbringen, ist bislang gewesen, dass es eine ziemlich entspannte Möglichkeit zur Anreise gab: die Bäderbahn zwischen Bad Schwartau und Scharbeutz.
Bei den Spaziergängen von den Bahnhöfen zu den Stränden ließen sich bislang sogar die Autos überholen, die im Stau nicht von der Stelle kamen. An einer vielbefahrenen Straße entlangzulaufen, ist zwar nicht die pure Entspannung, immerhin aber stressfreier, als im Auto zu hocken und kaum von der Stelle zu kommen. Gerade für Tagestourist:innen ist die Bahnverbindungen optimal, haben sie doch schließlich kaum Gepäck dabei.
Für die Küstenorte drohen bei der Stilllegung also nur schlechte Aussichten. Denn: Entweder die Bahn-Tourist:innen kommen nicht mehr oder aber sie kommen künftig mit dem Auto. Beides ist Mist – nicht nur für die Orte, die durch den Verkehr ohnehin an Reiz verloren haben, sondern auch für die ÖPNV-Nutzer:innen – und für die Verkehrswende.
Schließlich gibt es kaum ein schlechteres Signal der Politik, als heute noch eine bestehende Bahnverbindungen dicht zu machen. Daraus lässt sich ja nur eine Botschaft ableiten: Kauft euch gefälligst ein Auto, wenn ihr mobil sein wollt! Ein Busverkehr als Alternative kann schließlich kaum die Kapazitäten der Züge erreichen. Und wenn doch: Die Busse stünden ohnehin im Stau.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies