piwik no script img

Eltern fürchten Corona-ComebackDie zweite Welle kommt

Ob Raves, Reiserückkehrer oder Erkältungszeit: Die zweite Welle kommt und die Kinder müssen wieder zu Hause bleiben – inklusive ihrer Eltern.

Wenn die Rotze läuft: Corona oder doch nur eine Erkältung? Foto: Blickwinkel/imago images

N a, liebe Kinder, wisst ihr schon, was nach dem Sommer kommt? Richtig, der Herbst. Und dann? Ja, dann kommt der Winter. Und was ist im Herbst und im Winter? Genau, da dürft ihr alle wieder zu Hause bleiben! Juhuu!

Ja, ich weiß, ich soll nicht immer so pessimistisch und sarkastisch sein. Aber wenn ich mit anderen Eltern über das Ende der Ferien und das kommende Schul- oder Kitajahr rede, drehen sich die Gespräche immer um zwei mögliche Szenarien:

Szenario 1: Ein Rave hier, eine Demo von Querdenkern (100 Millionen Teilnehmer) da, Fitnessstudio, Restaurantbesuch, leider keine Maske dabei, Gottesdienst, Kneipe (Name? „Donald Duck“, Telefonnummer? „110“, hähähä), Schlachtbetrieb eins, Schlachtbetrieb zwei, Schlachtbetrieb drei, Urlaub, Rückkehr, nö, kein Test, hat auch niemand nach gefragt, 1.000 Neuinfektionen pro Tag, 2.000, 3.000, Überlegungen zu neuerlichen Kontaktbeschränkungen, Demos unter dem Motto „Für Frieden, Freiheit und Faterland“, 4.000 Neuinfektionen pro Tag, Restaurants und Geschäfte müssen geschlossen werden, 5.000 Neuinfektionen, die bekannten Kontaktbeschränkungen werden eingeführt, 6.000 Infektionen, Schulen und Kitas werden geschlossen. Und wir sind erst im Dezember.

Szenario 2: *husthust*. – Meine Frau: „Hat die Kleine gerade gehustet?“ – Ich: „Nein.“ – Tochter 2: *chrchrchrrr* (Rotz-die-Nase-hochziehen-Geräusch). – Ich: „Scheiße.“ – Meine Frau: „Und jetzt?“ – Ich: „Vielleicht schafft sie es, sich beim Abgeben in der Kita zu verstellen?“ – Tochter 2: *husthust* – Ich: „Hör auf jetzt.“ – Tochter 2: *chrchrchrrr* – Ich: „Ich sag mal Bescheid, dass ich heute zu Hause bleibe.“

Es wird auf die Eltern ankommen

Und eigentlich ist es scheißegal, ob Szenario 1 oder Szenario 2 eintritt: Es läuft eh auf das Gleiche hinaus: Die Kinder sind zu Hause. Die Eltern sind zu Hause. Und dann? Kommt der von Dietmar Hopp für den Herbst in Aussicht gestellte Impfstoff. Hahahaha. Zwinkersmiley.

Nein, ernsthaft, ich habe keine Ahnung, wie auf eine zweite Welle reagiert würde. Schärfen erneut Bilder aus überfüllten Kliniken die Sinne, dass das, was da draußen passiert, real und gefährlich und unter Umständen tödlich ist? Ich weiß es nicht.

Nur bei einer Sache bin ich mir relativ sicher: Viele Schulen sind noch immer kaum vorbereitet auf eine mögliche neue Runde Fernunterricht. Es wird wieder auf den individuellen Einsatz der Lehrer*innen ankommen. Auf die Motivation der Kinder. Auf die Gegebenheiten zu Hause. Auf die Eltern.

Aber es bleibt ja noch die Hoffnung, dass diejenigen, die da draußen mit „Wir sind die zweite Welle!“ das unbeliebteste Gesellschaftsspiel seit „32, heb auf!“ spielen, vielleicht doch nicht allzu viele Menschen anstecken.

Dann hätten sie das Spiel „Wir sind die zweite Welle!“ zwar verloren, aber mein Gott, vielleicht gewinnen sie ja bei „32, heb auf!“. Ich drück die Daumen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Jürn Kruse
Ist heute: Redaktionsleiter bei Übermedien und freier Autor. War mal: Leiter des Ressorts tazzwei bei der taz. Davor: Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig studiert. Dazwischen: Gelernt an der Axel Springer Akademie in Berlin.
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Ich bin erschüttert über eine solche Kolumne, da der Autor kein tatsächliches Wissen über die Epidemie hier in Deutschland zu haben scheint.



    Sonst könnte er nicht solche kruden Thesen aufstellen. Ich kann ihm anbieten ein Gespräch mit mir zu führen.



    Ob er danach noch einmal einen solchen Murks publizieren würde bezweifele ich sehr.

  • Damit es nicht so weit kommt, wäre es besser bereits jetzt über die Schließung des ÖPNV ab Ende September zu diskutieren. Schließlich wissen wir inzwischen, dass sich die Viren in kühler Umgebung bis zu acht Meter weit fortbewegen können.

    Wenn dann im Herbst noch die jetzt radfahrenden in die Busse und Bahnen begeben, ist eine 2te Welle (oder 3te Welle) wohl nicht zu vermeiden.

  • ✊✊✊