Eltern-Lobbyist über Impfungen: „Zwang ist ein schlechtes Mittel“
Kitas sollen die Behörden informieren, wenn Eltern sich gegen die Impfung ihres Kindes sperren. Ein Gespräch mit Norman Heise von der Bundeselternvertretung.
taz: Herr Heise, ist das datenschutzrechtlich fragwürdig?
Norman Heise: Gesundheitsdaten von Kindern werden bereits jetzt weitergereicht. Spätestens zur Einschulung müssen Eltern einen Impfpass vorlegen und die Kinder werden ärztlich untersucht. Ob diese Daten jetzt früher oder später generiert werden, finde ich persönlich nicht so wichtig.
Kann Behördendruck impfkritische Eltern zur Einsicht bringen?
Überzeugte Impfgegner schreckt das nicht wirklich ab. Die Meldung bei den Gesundheitsbehörden ist ja auch nicht mit direkten Konsequenzen verbunden. Einen ähnlichen Mechanismus gibt es ja bereits bei den U-Untersuchungen, bei denen Kinder regelmäßig auf Entwicklungsauffälligkeiten untersucht werden. Wenn Eltern diese Arzttermine verpassen, erfolgt auch irgendwann eine Meldung bei den Behörden. Aber daraus ergeben sich ebenfalls keine direkten Konsequenzen. Durch eine Meldung bei den Behörden allein erzeugt man keinen Druck.
Ist Zwang denn überhaupt das richtige Mittel?
39, ist Geschäftsführer der Bundeselternvertretung der Kinder in Kitas
Zwang ist immer ein schlechtes Mittel. Wer sich nicht überzeugen lassen will, wird seine Meinung auch unter Druck nicht ändern. Viel wichtiger ist eine freiwillige, mehrstufige Beratung, die über Falschinformationen zum Thema Impfungen aufklärt.
Wie könnte eine solche Beratung aussehen?
Die Gesundheitsämter sollten mit niederschwelligen Angeboten beginnen. Man könnte betroffenen Eltern Infobroschüren zur Impfproblematik zusenden und offene Informationsabende veranstalten. Wenn die Eltern dann nicht reagieren, könnte man Hausbesuche anbieten.
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