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Ellen Page outet sich am Valentinstag„Zu viel Mobbing, zu viele Suizide“

Der Star aus Filmen wie „Juno“, „Inception“ und „X-Men“ outet sich in einer emotionalen Rede als lesbisch. Sie sei es leid, sich verstecken zu müssen.

„Ich bin hier, weil ich etwas bewirken will“: Schauspielerin Ellen Page. Bild: youtube.com/user/hrcmedia

BERLIN taz | Ihre Stimme wird brüchig. „Ich bin heute hier, weil ich homosexuell bin“, sagt Ellen Page. Ein kurzer Moment der Stille während ihrer achtminütigen Rede, dann bricht im Saal Jubel aus. Standing Ovations für die 26-jährige Schauspielerin. 600 SchulberaterInnen, LehrerInnen und andere LGBT-AktivistInnen applaudieren auf der Konferenz der „Time to Thrive“, die von der „Human Rights Campaign“ unterstützt wird.

Page lächelt, atmet erleichtert aus. Die entscheidenden Worte sind gefallen. „Und ich bin heute hier, weil ich vielleicht etwas bewirken kann. Anderen helfen, es leichter zu haben“, ergänzt Page. Sie fühle eine soziale Verantwortung. „Es gibt zu viele Kinder und Jugendliche, die gemobbt werden, abgelehnt werden für das, was sie sind. Zu viele SchulabbrecherInnen, zu viel Missbrauch, zu viel Demütigung und zu viele Suizide.“

Sie oute sich aber auch aus Eigennutz. „Weil ich mich nicht mehr verstecken will, nicht mehr lügen will.“ Seit Jahren leiden ihre Seele, ihre psychische Gesundheit und ihre Beziehung.

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Vor ihrem Coming-out sprach Page den ZuhörerInnen, die mit homosexuellen Jugendlichen arbeiten, Mut zu. Sie redet auch über die Verfehlungen der Filmindustrie Hollywoods. „Als Schauspielerin repräsentiere ich eine Industrie, die uns allen erdrückende Standards auferlegt. Schönheit, ein gutes Leben, Erfolg. In eure Köpfe wurden Ideen gepflanzt, die sagen, wie ihr euch benehmen müsst, euch kleiden müsst, wer ihr sein müsst.“ Diese Standards hätten es auch ihr schwer gemacht, sich authentisch zu verhalten.

Ellen Page wurde 2007 bekannt für ihre Hauptrolle in dem Film „Juno“, für die sie für den Oscar nominiert war. Sie spielte zudem in Blockbustern wie „Inception“ mit und wird in Kürze in dem neuesten „X-Men“-Film zu sehen sein.

„Scheißt auf Olympia“

Via Twitter beglückwünschen Tausende Menschen die Schauspielerin für ihr Coming-Out. In den USA ist sie auf Platz 1 der Trending Topics, der meistdiskutierten Themen beim Kurznachrichtendienst. US-Kollege Jason Biggs bringt es auf den Punkt: „Scheißt auf Olympia. Wenn ihr Helden sucht, schaut nur auf Ellen Page und Michael Sam“, twittert er.

„Danke, dass ihr mich inspiriert habt, mir Hoffnung gegeben habt und bitte verändert die Welt weiter für Menschen wie mich. Frohen Valentinstag“, schließt Page ihre Rede.

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10 Kommentare

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  • G
    GastSo

    "priviligierter Job" ist gut. E. Page ist nicht verbeamtet und neue Rollen bekommt sie nicht automatisch. Es besteht also durchaus das Risiko, dass auch die, die eigentlich kein Problem damit haben, sie nicht als (heterosex.) leading lady besetzen, weil sie das Publikum fürchten. Beim den Fußballern heißt das die Fankurve. Persönliche Vorteile erwirbt sie durch ihre Rede jedenfalls ganz gewiss nicht. Wenn sie nun mit ihrer Freundin offen zu Veranstaltungen gehen kann, dann ist das nur etwas, was für andere sowieso Normalität ist.

  • A
    Arne

    Wahnsinn!

    Ein millionenschwerer Mensch, der in einem sehr priviligierten Job irgendwelche 08/15-Mainstreamfilme gedreht hat, traut sich in den USA zu sagen, dass sie lesbisch ist.

     

    Na, da werden ja Millionen von kurz vorm Verhungern stehende schwule und lesbische unterdrückten Moslems in Afghanistan oder Iran, in Uganda und sonst wo, dem Beispiel folgen.

    • G
      Gast
      @Arne:

      Und was wäre Dein Vorschlag? Lying by omission? Wusste gar nicht, dass "Hard Candy" ein Mainstreamfilm ist, aber Du bist ja hier der Cineast.

    • @Arne:

      Wann bitte hat sie in 08/15-Mainstreamfilmen mitgespielt? Hast Du überhaupt mal einen Film mit ihr gesehen? "Juno" z.B. war ein Überraschungserfolg, das Drehbuch geschrieben von einer Ex-Stripperin, die nie zuvor ein Drehbuch geschrieben hatte.

  • G
    gast

    Bliebe noch hervorzuheben, dass sich Ms. Page im überwiegenden Teil ihrer Rede mit dem Anliegen von "Time to Thrive" auseinandergesetzt hat und ihr Coming Out erst gegen Ende hatte. Auch wenn die internationale Berichterstattung jetzt vor allem auf ihre persönliche Situation abzielt, war der Auftritt nicht als PR in eigener Sache gedacht.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Respekt!

    • @571 (Profil gelöscht):

      Ja, warum? Ich wüsste nicht, das ein lesbisches Outing in einem Umfeld, in dem lesbische Outings von je her allenfalls mit einem überraschten "ach, die auch?" kommentiert werden, einen revolutionärer Akt darstellt. Oder sind Judi Foster, Ellen Degeneres oder Portia de Rossi gesteinigt worden?

      Nein, das erfordert keinen Mut und nötigt mir keinen Respekt ab.

      • G
        Gast
        @Peter Rosenstein:

        Finde ich immer wieder überraschend, wie manche Männer meinen, die Situation von Frauen kompetent beurteilen zu können. Da du ja ohnehin alles besser zu wissen glaubtst, hast Du dir natürlich auch ihre Rede nicht angehört. Ellen Page hat sich bei den AktivistInnen für deren Arbeit bedankt und bedauert, dass sie selbst Teil einer Industrie ist, die zur Normierung neigt. Ja, Ellen DeGeneres hat sich damals in ihrer TV-Serie geoutet, das war dann aber auch die letzte Staffel. Die Filmographien von Portia de Rossi und Jodie Foster sind für die letzten Jahre aber merkwürdig dünn ausgefallen. Aber ein ganzer Kerl wie Du wird den Frauen sicherlich erklären können, woran das liegt.

      • @Peter Rosenstein:

        Vielleicht solltest Du Dir den obigen Text wirklich durchlesen und die Rede auch ganz anhören, bevor Du kommentierst. Nein, homosexuell zu sein, ist noch lange nicht normal und allgemein anerkannt, nirgendwo auf der Welt, obwohl Miss Page natürlich in einer etwas privilegierteren Situation ist. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass alles immer und zu jeder Zeit genauso leicht ist, wie für Jemand Hetererosexuellen. Zumal als Frau!

         

        Und überhaupt: "Nötigt mir keinen Respekt ab" - was ist denn das für eine Aussage? Wenn sie sagt, dass es für sie in ihrer Empfindung und in ihrem Erleben schwer und hart war, dann nehme ich das so hin, versuche mich hineinzuversetzen.

        Und kloppe keine zynischen Sprüche und komme nicht auf die Idee, Jemandem, den ich gar nicht kenne, zu unterstellen, er wolle sich nur interessant machen, obwohl Derjenige deutlich gesagt hat, er (oder in dem Fall: sie) wolle sich für Andere in einer ähnlichen Situation einsetzen. Damit sagst Du nichts über diese Person aus, sondern über Dich.

         

        Und da wir hier ja auch noch von einer homosexuellen Frau und nicht von einem Mann reden: Lass mich raten: Du gehörst wahrscheinlich auch zu den Männern, die Feministinnen sagen, sie sollten doch jetzt endlich mal die Füße still halten und sich mit den paar Rechten, die Frauen (und nur in westlichen Industriestaaaten)in den letzten Jahrzehnten hinzubekommen haben, zufrieden geben?

        Und kann es vielleicht auch sein, dass Du einem Menschen mit dunkler Hautfarbe, der eine rassistisch gefärbte Aussage/Handlung kritisiert, mit genervtem Augenrollen sagst, er/sie solle doch nicht so überempfindlich sein, und überhaupt: 'Immer diese Rassismus-Keule!'?

         

        Damit Du Deinen Frieden hast und Dich nicht damit auseinandersetzen musst, dass nicht Jede/r auf der Welt ein so leichtest Leben hat wie Du als - lass mich nochmal raten - weißer, heterosexueller, privilegierter Mann?

         

        Keine weiteren Fragen.

  • E
    edit

    Sie redetr[!] auch über die Verfehlungen der Filmindustrie Hollywoods.