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Einsatz in NordsyrienTrump will Ölfelder schützen

Die USA fürchten nach ihrem Abzug aus Nordsyrien ein Wiedererstarken des „Islamischen Staates“. Präsident Trump will Rohstoffe militärisch absichern.

SDF-Kämpfer in einem Ölfeld im Osten von Syrien im Februar 2019 Foto: Felipe Dana/ap/picture alliance

WASHINGTON afp | Die USA wollen mit verstärkter militärischer Präsenz die Ölfelder im Nordosten Syriens vor der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) schützen.

Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums erklärte am Donnerstag, die USA wollten mit „zusätzlichen militärischen Mitteln“ und „in Koordination“ mit den kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) ihre Position in der Region verstärken. Damit solle verhindert werden, dass die Ölfelder wieder in die Hände des IS oder „anderer destabilisierender Akteure“ fielen.

Beim Kampf gegen die IS-Dschihadisten sei die Einnahme der Ölfelder im Osten Syriens einer der größten Erfolge gewesen, sagte der Pentagon-Vertreter. Es müsse sichergestellt werden, dass der Islamische Staat auch künftig keinen Zugang zu dem Öl als Finanzierungsquelle für seine Aktivitäten gewinne. Nähere Angaben zu dem militärischen Engagement der USA macht der Pentagon-Vertreter indes nicht.

Die USA hatten erst kürzlich Truppen aus Nordsyrien abgezogen. Damit ermöglichten sie eine türkische Militäroffensive gegen die Kurdenmiliz YPG in der Region. US-Präsident Donald Trump sagte dann am Mittwoch, eine „kleine Zahl von Soldaten“ werde in der Region bleiben, um die Ölfelder zu schützen.

Patroullien sollen nur vorübergehend sein

Derweil begannen russische Soldaten ihre Patrouillen im türkisch-syrischen Grenzgebiet. Dies war am Dienstag bei einem Treffen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin in Sotschi vereinbart worden.

Der UN-Sonderbeauftragte für Syrien, Geir Pedersen, betonte am Donnerstag, die türkisch-russischen Patrouillen in der Grenzregion seien nur eine temporäre Lösung. Die gemeinsamen Patrouillen sollten „vorübergehend sein“ , sagte Pedersen der Schweizer Nachrichtenagentur SDA. Darüber gebe es „keine Meinungsverschiedenheiten“.

Die Türkei hatte am 9. Oktober eine Militäroffensive gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Nordsyrien gestartet. Die YPG-Miliz stellt die Mehrheit der Kämpfer der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die gegen die IS-Dschihadistenmiliz gekämpft hatte. Die Türkei betrachtet die YPG-Miliz aber als Bedrohung, da sie eng mit den Rebellen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in der Türkei verbunden ist.

Am Donnerstag forderte Erdoğan von den USA eine Auslieferung von SDF-Kommandeur Maslum Abdi. Dieser sei ein „Terrorist“ , sagte der Präsident dem staatlichen türkischen Sender TRT. „Amerika muss diesen Mann übergeben“.

Türkei als fragwürdiges Nato-Mitglied

Trump hatte zuvor im Kurzbotschaftendienst Twitter erklärt, ein Telefonat mit Abdi geführt und das Gespräch „wirklich genossen“ zu haben. „Er schätzt, was wir getan haben, und ich schätze, was die Kurden getan haben.“

US-Senatoren riefen zudem diese Woche das US-Außenministerium auf, Abdi schnell ein Visum auszustellen, damit er in die USA reisen und mit Regierungsvertretern über die Lage in Syrien beraten könne.

Derweil hielt die Kritik am türkischen Vorgehen in Nordsyrien an. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich stellte die Nato-Mitgliedschaft der Türkei infrage. „Jeder muss für sich selbst prüfen, ob er noch Teil der Nato sein kann und will“ , sagte Mützenich den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Das gilt auch und gerade für die Türkei.“ Die Invasion der türkischen Streitkräfte in Nordsyrien sei keineswegs durch das Selbstverteidigungsrecht gedeckt.

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8 Kommentare

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  • „Jeder muss für sich selbst prüfen, ob er noch Teil der Nato sein kann und will“ sagte Mützenich (SPD) „Das gilt auch und gerade für die Türkei.“ Da hätte ich einen besseren Vorschlag: Deutschland raus aus der NATO. Dabei echte Verbündete innerhalb der EU einladen mit zu machen. Nach dem Ende des kalten Krieges und Warschauer Paktes verlor die NATO ihre bisherige Legitimierung als "Verteidigungsbündnis" schon längst und führt seit 1990 Angriffskriege für nationale Eigeninteressen durch, bei denen die Initiatoren (meist die USA) die "Bündnispartner" dann zur Kasse bitten oder sie für militärische Beihilfe benutzen. Auch die im NATO Sprech bemühte westliche "Wertegemeinschaft" starb mit der Auflösung der bipolaren Welt und schon das Wort "Wertegemeinschaft" ist in der EU und den USA inzwischen rechtskonservativer bis rechtsextremer Kampfbegriff. Nein Danke.

  • Auf 'freenet' habe ich folgenden Artikel gefunden, der einige Dinge deutlich ausführlicher darstellt:



    www.freenet.de/nac...73230_4702792.html



    Hier wird klar gesagt, daß a) Trump die Ölquellen auch vor dem Zugriff durch die zuständige syrische Regierung schützen will, und daß b) Trump alleine über die Verfügung dieser Quellen entscheiden möchte.



    Also, das ist ganz klar DIEBSTAHL. Was sagen die Völkerrechtsexperten dazu?



    Als 'Topping' obendrauf das c) von Trump: "Vielleicht ist es an der Zeit für die Kurden, sich auf den Weg in die Ölregion zu machen!"



    Warum erzählt uns die obige taz-Meldung das alles nicht ???

  • 8G
    84935 (Profil gelöscht)

    Amerika demontiert sich weiter als Verfechter westlicher Werte. Menschen zählen nichts und werden fallen gelassen, sobald man sich einen persönlichen Vorteil davon verspricht, Ölquellen sind dagegen schützenswert. Wie schaut Trump eigentlich morgens in seinen Spiegel ohne Brechreiz zu bekommen?

    • @84935 (Profil gelöscht):

      "Menschen zählen nichts und werden fallen gelassen..."

      War das schon mal anders?

  • Ja ! .. klip und klar von afp .. in der TAZ.. ! ..mir wird erst nun klar, dass das kurdische ROJAVA mit der YPG .. `neben´dem Charakter eines freien Staates für das geschundene kurdische Volk .. `auch´ einen Schutz der Ölquellen im nordosten Syriens gegen den IS repräsentiert..! Die Vertreibung des IS , durch YPG und USA , hatte so eine ` doppelte Begründung´: Sicherung der Ölquellen gegen den IS und Schutz gegen die Barbarei des IS..? Und nun ? Die neuen Vereinbarungen zwischen Russland, Syrien und Türkei können/dürfen ja verstanden werden als art Schutz für ROJAVA? Ich verstehe diese afp Meldung so, das es den USA eigentlich nur ums Öl geht, das ROJAVA und die Kurdischen Autonomie den AMI´s eigentlich egal ist? Kann jemand Bitte mehr Licht in diese Verworrenheit bringen?

    • @vergessene Liebe:

      Hallo V.L. ; Sorry das ich es bin der es Dir mitteilen muss - und das überhaut - aber : Ja - ´Der westlichen Welt´ ( USA , EU , RU ´) ging & geht es Primär und vor Allem Anderen um Ihren eigenen ( wirtschaftlichen & strategischen ) Vorteil ( = Öl , weils da - als eines der letzten und Größten nicht von den USA kontrollierten Erdölvorkommen weltweit neben Venezuela und Iran - sonst nix Wertvolleres gibt ) ! Die Kurden wurden leider nur als Mittel zum Zweck - diesmal gegen den IS - von den Kriegs-Parteien (aus)genutzt . Es bestand nie ein/e Internat. verbindliche/r Absprache/Vertrag dass das von den Kurden vom IS rück-eroberten Staats-Gebiet , oder Teile dessen , in Syrien & Irak von diesen Demografisch für Siedlung/en , zur Gründung eines Eigenen Staates , oder Wirtschaftlich genutzt werden können - ( Anmerk.: Das Nächste Mal unbedingt vor Einsatz wenn in Optimaler Verhandluungsposition Vertragl. mit der UN festmachen ) . Im Gegenteil werden dort Reg. Volksbefreiungs-Organisationen wie die PKK , als Schwesterpartei der YPG-Dachorganisation PYD , Offiziell von Staatlicher Seite als verbotene Terror-Organisationen eingestuft und dargestellt . Mit Beileid & Freundl. Gruß

  • Quasi Alles beim Alten : USA kämpfen in Syrien gegen die legitime Regierung , unterstützen die ´Rebellen´ und legen ihr Hauptaugenmerk auf die Ölquellen - Russland kämpft gegen die ´Rebellen´ , unterstützt die legitime Regierung und hegt ebenso Interesse an Zugriff auf Reg. Ölressourcen bevor es die USA bekommen - Kurden kämpfen gegen den IS und endlich so etwas wie eine Eigene Heimat - in der man nicht ständig schikaniert , bebomt & von einer Ecke in die Andere getrieben wird zu bekommen - Türkei kämpft gegen Kurden , Syr. Regierung , ´Rebellen´, IS und liebäugelt ebenfalls mit dem Zugriff auf Reg. Ölressourcen , weil so viel Kämpfen durstig macht - Und der CDU ihr Annegretchen findet mit dem Thema wieder mal die Gelegenheit sich Politisch Ganz Groß zu Profilieren - Aber bei einem scheinen sich Alle einig : Hauptsache Zugriff auf´s Öl ...

  • Die USA besinnen sich auf ihre alten Werte: Ölquellen beschützen.