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EU und GriechenlandDer Wolfgang-Schäuble-Plan

Nachbessern oder Teilzeit-Grexit. Was es mit den Forderungen des deutschen Finanzministers an Griechenland auf sich hat.

Schäuble verlangt Verwaltungsreformen unter Aufsicht und eine automatische Reduzierung der Hilfszahlungen, falls Griechenland seine Sparziele verfehlt. Foto: dpa

Berlin taz | War es nur ein Bluff im großen Griechenland-Poker, oder war es ernst gemeint? Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) überraschte die Partner der Euro-Gruppe mit weitreichenden Forderungen an die griechische Regierung – just in dem Moment, als einige Länder, allen voran Frankreich und Italien, Zustimmung zu den neuen Reformplänen Griechenlands signalisierten. Schäubles Drohung: Entweder Griechenland bessert umfassend nach, oder es verlässt die Euro-Zone – vorrübergehend.

In den griechischen Vorschlägen fehlten wichtige Reformen, um das Land zu modernisieren, etwa auf dem Arbeitsmarkt, im öffentlichen Dienst, im Bankensystem und bei Privatisierungen, heißt es in Schäubles Bewertung des Sparpapiers aus Athen. Daher könnte es nicht die Basis für ein komplett neues Hilfsprogramm sein.

Schäubles Forderungen für Nachbesserungen haben es in sich: So soll Griechendland Vermögenswerte des Staates in Höhe von 50 Milliarden Euro an einen externen Treuhandfonds, etwa in Luxemburg, übertragen. Der Fonds soll dieses Vermögen privatisieren, also verkaufen und mit den Erlösen Schulden begleichen.

Zudem verlangt Schäuble Verwaltungsreformen unter Aufsicht und eine automatische Reduzierung der Hilfszahlungen, falls Griechenland seine Sparziele verfehlt.

Vorbild: Abwicklung des DDR-Vermögens

Einen ähnlichen Treuhandfonds gab es schon einmal: bei der Abwicklung des DDR-Vermögens nach der deutschen Wiedervereinigung vor 25 Jahren. Daran war Schäuble als Chef des Bundeskanzleramtes unter Helmut Kohl in führender Rolle beteiligt. Auch damals wurde Staatsvermögen verkauft – marode Fabriken, aber auch Wohnungen und Ländereien. Ziel war weniger eine Schuldenbegleichung, sondern vielmehr die völlige Neugestaltung des Wirtschaftssystems. Dass dabei kapitalschwache Interessenten aus dem Osten kaum zum Zuge kamen, nahm Schäuble in Kauf.

Der Krisengipfel

Der Euro-Krisengipfel zur Rettung Griechenlands vor der Staatspleite ist am Sonntagabend unterbrochen worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatschef François Hollande und EU-Ratspräsident Donald Tusk zogen sich mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras sowie seinem Finanzminister Euklid Tsakalotos zu einem Gespräch im kleinen Kreis zurück. Das teilte ein Sprecher von Tusk in Brüssel über den Kurzmitteilungsdienst Twitter mit.

Der deutsche Vorschlag für ein befristetes Euro-Aus Athens war zuvor in die Empfehlungen der Eurogruppe für den Sondergipfel der Währungsunion aufgenommen worden – allerdings nur als Option in eckigen Klammern. Die Passage sei „am Ende als strittig hereingekommen“, sagte ein EU-Diplomat.(dpa/afp)

Der rabiate Charme der neuen Treuhand liegt für Schäuble auf der Hand: Einerseits würde griechischen Behörden, denen er nicht traut, der Zugriff auf die geforderten Privatisierungen entzogen. Andererseits verringern die zu erwartenden Erlöse die griechische Gesamtschuldenlast, die plötzlich – oh Wunder – als tragfähig bezeichnet werden könnte.

Investitionen durch Privatisierungen

Zudem könnten die Privatisierungen zu Investitionen führen – wenn sich etwa reiche Griechen mit Auslandsgeldern einkaufen. Manch verkommenes Landschloss in Ostdeutschland erlebt derzeit als Hotel oder Pferdehof eine neue Blüte, weil die Nachfahren der nach 1945 enteigneten und in den Westen geflohenen Junker alten Besitz kauften und neu investierten.

Sollte sich Griechenland darauf nicht einlassen, möchte Schäuble Verhandlungen über einen befristeten Grexit aufnehmen. Griechenland solle die Währungsunion für mindesten fünf Jahre verlassen und seine Schulden restrukturieren. Gleichzeitig müsse das EU-Mitglied unterstützt werden und „wachstumsstärkende, humanitäre und technische Hilfen“ erhalten.

Der Grünen-Europaabgeordnete Sven Giegold, der Schäubles Papier auf seiner Internetseite veröffentlicht hat, kritisierte, dass die deutsche Regierung Europa riskiere. Sie verzocke die europäische Integration. „Alle, die die europäische Einigung wollen, müssen jetzt laut werden.“

Vor ein paar Tagen noch hatte Giegold auch der griechischen Regierung Fehler vorgeworfen. „In den ersten fünf Monaten ist bei den zentralen Problemen – Leistungsfähigkeit der Verwaltung, Klientelismus und Steuerverwaltung – nichts Relevantes vorangegangen“, sagte Giegold der Jungle World. „Dieser Mangel an Erfolgen ist leider fatal.“ So sei es Schäuble und anderen Scharfmachern leicht gemacht worden.

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57 Kommentare

 / 
  • Schade - daß den Netikettistas de taz

    Die einfachsten staats- wie verfassungstheoretischen -

    wie -praktischen Zusammenhänge

    zwischen der Schaffung einer

    Treuhand -

    Ein Nadelöhr, durch die eine Wirtschaft - oder wie hier Teile davon

    abgewickelt werden -

    Und der notwendigen Einkassierung

    eben diesen Teil betreffenden Souveränitätsbereich eines Staates

    - hier Griechenland besteht.

     

    Im Komplettfall - wie bei der DDR -

    setzt das z.B. den Beitritt - you remember? - voraus -

    d.h. die vollständige Entsorgung der

    (fremden) Staatlichkeit.

     

    In eben diesem Zusammenhang liegt das Desaster für Griechenland wie Eurapa des Schäuble Plans. - capito!

  • 3G
    3784 (Profil gelöscht)

    Halte jede Wette, dass die „Privatisierung“ des erpressten Privatisierungsvolumens nach bewährtem Muster ablaufen wird. Die sogenannten „Investoren“ brauchen dazu noch nicht einmal einen einzigen müden Euro des eigenen Vermögens riskieren. Ihre Bonität sichert ihnen zurzeit spottbillige Kredite der Banken, so dass das Vermögen nicht angefasst zu werden braucht, sondern nur als Sicherheit für die Banken auf dem Spieltisch zu zeigen ist. Diese Sicherheit bleibt solange auf dem Spieltisch, bis gemäß vorgelegtem „Businessplan“ und „Finanzplan“ das geliehene Geld inklusive Zinsen und eigener Gewinnforderungen über Preiserhöhungen von den Endverbrauchern des gekauften Unternehmens bezahlt wurden. Dazu gesellt sich bei dem „Geschäft“ noch der nicht zu verachtende Vorteil, dass der Treuhandfonds verkaufen MUSS, der „Investor“ hingegen kaufen KANN, so dass auf dem Wühltisch der Kaufpreis zum Schnäppchen heruntergehandelt werden könne. Der kümmerliche Erlös aus solchen Schnäppchen, abzüglich Kosten für Verwaltungsgebäude, Gehälter, Beratungskosten für die „Experten“ die sich aber nur auf Hartz-iV-Niveau bewegen, ist dann zu überweisen an … von wem stammt gleich nochmal diese geniale Lösung? Wie heißt der?

  • Dank gebührt Herrn Schäuble und Frau Merkel! Welchen Anlass haben uns die Griechen (auch die Vorgänger von Tsipras) gegeben, auch nur eine Winzigkeit Vertrauen in Umsetzung auch nur der kleinsten Kleinigkeit zu haben? NULLKOMMANULL! Alles ist 1000fach versprochen, 1000fach gebrochen worden.

    Es wäre schön, wenn es mit weniger Zwang ginge. Geht es aber nicht.

    Aufrichtigen Dank an Schäuble und Merkel, die auch noch daran denken, dass die Deutschen das ja alles bezahlen.

  • 7G
    78110 (Profil gelöscht)

    50 Milliarden Privatisierungsvolumen - selbst der IWF, dem man nach den vergangenen Jahren nun wirklich keine Milde attestieren könnte, beurteilt diese Ziffer als unrealistisch (Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/krisengipfel-in-bruessel-tsipras-laesst-sich-auf-milliarden-privatisierungsfonds-ein-1.2563190). Der Ausverkauf von Griechenland hat begonnen, alle Mann ran an den Wühltisch!

    Ich kann die Scham zahlreicher deutscher Twitter-Nutzer über dieses Verhalten der deutsch-dominierten EU nur nachempfinden.

  • Die griechische Mentalität muss man nicht und kann man nicht verstehen.

    Wenn heute "ja" gesagt wird, wird am nächsten Tag mit "Nein" geantwortet.

    Schlimmer als ein kleines Kind, das einfach nicht begreifen will oder noch nicht kann, wenn man ihm das Feuerzeug aus der Hand nimmt.

    • @Querdenker:

      "Die griechische Mentalität"

       

      Wie einfach die Dinge doch werden, wenn der einfache Geist sie betrachtet.

       

      Quer? Wohl eher kurz.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @Querdenker:

      Schäuble hat das Feuerzeug weggenommen und zündelt damit was das Zeug hält.

      • @10236 (Profil gelöscht):

        Schäubles Verantwortung, um nicht vom Amtseid zu sprechen, bezieht sich auf Deutschland, weniger auf die EU, jedenfalls nicht auf Griechenland.

         

        Wie er dieser Verpflichtung nachkommt, dazu hat in erster Linie er die Einschätzungsprärogative, das ist Teil seines Amtes.

         

        Diese Arbeit zu bewerten, ist im Punkt Griechenland heute jedenfalls zu früh.

        • 1G
          10236 (Profil gelöscht)
          @Trango:

          "Schäubles Verantwortung, um nicht vom Amtseid zu sprechen, bezieht sich auf Deutschland, weniger auf die EU, jedenfalls nicht auf Griechenland."

           

          Vielleicht denkt er mit seinen 72 Jahren zu kurzfristig.

  • ich fordere sofortigen rucktritt schaeubles

     

    misstrauensvotum dieser regierung

     

    neuwahlen sofort in deutschland

    • @the real günni:

      "neuwahlen sofort in deutschland"

       

      Sie kennen die Umfragen? Mit etwas Demagogie (die anderen wollen Euer Geld) könnte es die Mutti auf eine absolute Mehrheit bringen. Wollen Sie das?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ein sehr aufschlussreiches Statement zu Ihrem Demokratieverständnis.

  • "Schäuble: die personifizierte Herrenrasse"

     

    Groß, blond, Blauäugig?

     

    Schäuble ist eher ein übergeschnappter Alter, der nicht mehr immer versteht, was um ihn rum passiert.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @warum_denkt_keiner_nach?:

      Statt sich auf banale Aüßerlichkeiten zu kaprizieren, sollten Sie sich besser mit Schäubles Handeln auseinandersetzen. Und zu welchen Konsequenzen dieses Handeln für Millionen führen wird.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Das Schäuble auf ziemlich dümmliche, weil offensichtliche Weise die deutsche Hegemonie in der EU endgültig durchsetzen will, bestreite ich ja gar nicht. Allerdings finde ich die Verwendung von Nazibegriffen fehl am Platze.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Dürfen Sie, dürfen Sie! Allerdings sollten Sie sich dabei im Klaren sein, dass der deutsche Nationalsozialismus nicht erst mit Auschwitz und Treblinka angefangen hat.

           

          Unter vielen Historikern gibt es eine Übereinkunft, dass das Vorhandensein gewisser struktureller Standards erlaubt, von Faschismus oder Präfaschismus zu sprechen.

           

          Schäuble und Andere haben in der letzten Woche als Apologeten der Konfliktzuspitzung mit Griechenland ihre 'dunkle Seite' gezeigt. Ich finde dies mit dem Begriff 'Herrenrasse' nach wie vor treffend beschrieben.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        "Äußerlichkeiten"?

         

        Rolling Stone?

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Eilige Intuition:

          Wenn unser Mitforist WDKN von 'groß, blond, blauäugig' schreibt: wie würden Sie diese Begriffe anders bezeichen - denn als 'Aeusserlichkeiten'?

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Das hoffentlich letzte Kapitel der Geschichte vom Wolf im Wolfspelz.

     

    Schäuble: die personifizierte Herrenrasse. Dieses Land braucht gar keinen neuen Faschismus, weil dieser bereits, schecht getarnt, im Gewand der GroKo steckt.

     

    Willkommen beim Tanz der Lemminge!

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Merkel hätte es in der Hand, den Gordischen Knoten zu zerschlagen:

     

    Die sofortige Entlassung Schäubles löste auf einen Schlag das Kommunikationsdesaster und öffnete den Weg für Gespräche auf Augenhöhe.

    Dass sie sich dazu aus vielerlei Gründen (Stammtisch, Bild), usw.nicht durchringen kann, ist die eigentliche Tragödie in diesen schwierigen Tagen.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Sie denken also, daß Merkel Schäuble vorerst nicht das Vertrauen aussprechen wird?

  • Griechenland hätte jetzt die Chance ein linkes, sozialistisches Wirtschaftssystem aufzubauen. Nicht der Profit, sondern das Volk sollte im Vordergrund stehen. Nur ein naiver Traum? Nein. Ein wenig Sozialismus, ein wenig Kapitalismus, ein wenig Hilfe....

    • @Rico Meisterer:

      Das kann die griechische Regierung im Prinzip gern tun. Aber halt nicht mit weiteren 100 Milliarden Zuschuss all derjenigen, die diesen Hängemattentraum nicht träumen.

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @Chutriella:

        "mit weiteren 100 Milliarden Zuschuss all derjenigen, die diesen Hängemattentraum nicht träumen."

         

        Schon mal GR-Soli auf dem Lohnzettel gehabt?

    • @Rico Meisterer:

      Schön wärs ja.

    • @Rico Meisterer:

      Hilfe? Von wem? Von der radikalkapitalistischen EU etwa?

  • Jetzt mal abseits von links vs. konservativ vs. liberal

     

    (Liebe Redaktion, ich darf hier auf andere Medien verlinken?)

     

    Der Komentar hier in der SZ fasst das Problem ganz gut zusammen:

    http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/loesung-der-krise-die-griechen-muessen-ihren-staat-neu-bauen-1.2559842

     

    Egal ob man Griechenland nun Schulden erlässt oder ob man ihnen einen weiteren Kredit gewährt. Egal ob Griechenland noch weiter spart oder aus dem Euro ausscheidet. Griechenland muss einen funktionierenden Staat aufbauen. Sonst ist alle Mühe vergebens.

     

    Auch wenn ich prinzipiell dem Spardiktat positive gegenüberstehe und eher die Meinung der Bundesregierung vertrete, sehe ich es als absolut notwendig an, dass Griechenland hier Hilfe bekommt. Hier muss von Europa investiert warden und Griechenland muss diese Hilfe genauso dringend annehmen.

    • @Hans Joachim:

      Irland, Spanien und Portugal haben sich nicht gesund- sondern kaputt- und die Armut gespart.

       

      „Gerettet“ wurden europaweit ausschließlich die Banken.

       

      Was die Medien hier unentwegt und ungeprüft kolportieren ist lediglich das gnadenlose kapitalistische Mantra der Brüsseler Halunken und der weltweit marodierenden Banken- und Finanz-Mafia.

       

      Armut, Arbeitslosigkeit haben in den Ländern drastisch zu - und Renten ebenso abgenommen.

       

      Genau so wie hier: Hartz4, Ein-Euro-Jobs, Aufstocker, die von ihrer Arbeit nicht mehr leben können und Altersarmut.

       

      Ausschließlich eine Verteilung von unten nach oben.

    • @Hans Joachim:

      "sehe ich es als absolut notwendig an, dass Griechenland hier Hilfe bekommt. Hier muss von Europa investiert warden und Griechenland muss diese Hilfe genauso dringend annehmen."

       

      Hans Joachim, volle Zustimmung, aber dass die griechische Regierung Hilfe beim Aufbau eines funktionierenden Staates annimmt, ist ziemlich blauäugig.

      • @Martin74:

        Ja der Grieche an sich ist faul, der hat den parasitären Lebensstil sozusagen in der DNA (ebenso die griechische Nase und die griechische Zehenlänge). Die wollen gar keinen funktionierenden Staat, da sie sich im Wohlstand erst dann wohlfühlen, wenn er geklaut ist. Gruß vom Blauäugigen.

        • @Jason Schiffer:

          nicht "der Grieche" ist "faul", sondern die in Griechenland herrschenden Grüppchen haben keinerlei Interesse, sich von ihren Privlegien und der Betrachtung des Staates als Melkkuh zu verabschieden. Das ist ein großer Unterschied. Wenn in Deutschland nach mancher Aufassung die Wirtschaft zu sehr dominiert, dann ist es in Griechenland dieser Apparat aus Poltikern, Beamten und sonstigen Günstlingen der alten Parteien. Die verteidigen ihre Privilegien mit allen Mitteln und lassen dafür auch die Bevölkerung hungern bzw. die Gesundheitsversorgung einbrechen, zumal man die Schuld ja "Europa" geben kann.

          • @Dr. McSchreck:

            Bourgeoisie ist Bourgeoisie!

             

            Schon Karl Marx wusste, dass der Staat an sich nur ein Instrument ist, um die Interessen des Kapitals durchzusetzen.

            In Griechenland hat deren Bourgeoisie es eben etwas konsequenter genutzt wie in anderen Staaten.

          • @Dr. McSchreck:

            Eine seit 5 Monaten eingesetzte Regierung, die versuchen muss einen Staat und die Wirtschaft eines Landes das in einer tiefen Krise ist ohne eigene Kontrolle einer wirklichen Zentralbank und von ihren Geldgebern notwendige Überbrückungskredite entzogen sowie kontraproduktive Scheinreformen aufgezwungen bekommt ist für Sie also eine Regierung die Schuld an der Misere ist, keinen Reformwillen hat und lieber die eigene Bevölkerung verhungern lässt, sehe ich das richtig?

            • @Jason Schiffer:

              nein, die neue Regierung ist selbstverständlich nicht an der Situation schuld. Die ist in den letzten 30 Jahre (mindestens) entstanden. Allerdings fehlt der neuen Regierung die Kraft (ev. auch der Wille?), mit den Zuständen aufzuräumen und die alten Eliten zu entmachten. AUCH dafür wurde sie gewählt. Bekanntlich ist sogar ein ehemaliges dt. FDP-Mitglied Tsipras-Gefolgsmann.

              Insoweit habe ich durchaus Hoffnung, dass diese Europaische Machtübernahme der Syriza helfen kann, endlich mit der Klientelwirtschaft aufzuräumen, zumal die Troika ja wieder vor Ort sein wird.

              Es gab eben nur 2 Möglichkeiten, aus wirtschaftlichen Gründen: entweder man kriegt kein neues Geld und wird so gezwungen, neu anzufangen (Pleite heißt übrigens auch "Schuldenschnitt"). Oder man will neues Geld, dann muss sich endlich was ändern und zwar nicht wie bisher, mit leeren Versprechungen, was wiederum die Vorgängerregierungen meint.

  • Ein Vorschlag: Griechenland als Kolonie der EU anerkennen; des weiteren: Kreta an die Bundeswehr als Truppenübungsplatz für deutsche Fallschirmjägereinheiten und Kampf gegen die Terroristen (so nannte man damals doch die Partisanen?) verkaufen oder verpachten.

    • @mémoirecourte:

      Mein Vorschlag: Griechenland als 17. Bundesland und Tsipras als Bundeskanzler, dann haben wir endlich einen warmen Sandstrand und eine Regierung mit Mumm, Mut und frischen Ideen....

      • @robby:

        Und wir könnten Varoufakis als Finanzkommissar nach Brüssel schicken...

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @robby:

          ... als ersten wirklichen Eperten an diesem Arbeitsplatz.

  • Klar ist : Die Eurozone hätte nicht mehrere Jahre brauchen müssen , um zu erkennen , dass ihre Politik gegenüber Griechenland verfehlt war . Die griechische Wirtschaft steht kurz davor , auf dem untersten Kellerboden aufzuschlagen ; am Fehlen wesentlicher funktionsfähiger staatlicher Verwaltungsstrukturen (im Sinne westlicher Demokratien) hat sich nichts geändert . Mit dem ganz überwiegenden Teil der bisherigen Hilfspakete wurde nur der griechische Schuldendienst bestritten , der Rest ging à fond perdu in ein 'schwarzes Loch' , das sich bei diesen Bedingungen nie würde schließen lassen . Der Schuldenstand hat sich erhöht .

    Da die griechische Gesellschaft nicht erst seit Einführung des Euro so ist wie sie ist ( siehe zB hier : http://www.scilogs.d...ellschaftsform/ ,

    wird es ohne den stärksten Überlebensdruck eine griechische Regierung (egal welcher Konstellation) nicht einmal in zehn Jahren schaffen , zB ein funktionierendes Steuersystem und eine funktionierende Grundbuchordnung samt flächendeckendem Liegenschaftskataster ins Werk zu setzen . Solches scheint mir erst möglich , wenn die griechische Gesellschaft keine andere Wahl mehr haben und mit dem Rücken zur Wand stehen wird : n a c h e i n e m G r e x i t .

  • "Vorbild: Abwicklung des DDR-Vermögens"

     

    Das ist wohl ein schlechter Witz. Das Ergebnis der Arbeit der "Treuhand" war, dass Vermögenswerte für ein paar DM und leere Versprechungen an Interessenten verschleudert wurden. Nicht wenige dieser Leute stellten sich im Nachhinein als Gauner und Glücksritter heraus. Der Steuerzahler bekam dann riesige Milliardenbeträge als Schulden der Treuhand zum Abzahlen. Eine Treuhand nach deutschem Vorbild ist also der beste Weg, um Griechenland um seine Vermögenswerte zu bringen und seine Staatsschulden zu verdoppeln.

     

    Und nur zur Erinnerung. Es war der "Wirtschaftsfachmann" Schäuble, der maßgeblich beteiligt war, als dieser Blödsinn erdacht wurde.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Stimmt.

       

      Verwandelt in "Blühende Landschaften".

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Der "Wirtschaftsfachmann" Schäuble, der auch mal das 100.000,00 DM Schmiergeld-Paket in seiner Schublade "vergessen" hat:

      https://youtu.be/SMqWdbNx8pk

      • @Ninetto:

        100.000,00 DM?

         

        Peanuts. Kann mann schon mal vergessen :-)

      • @Ninetto:

        Die Deutschen haben leider ein Gedächtnis wie ein Sieb. Da muss erst ein holländischer Journalist kommen und die Fragen stellen, die sich eigentlich jeder Deutsche mal vor der Wahl hätte stellen müssen. Merkel und ihre Sprecher haben bislang auf keine einzige Frage jemals eine brauchbare Antwort gegeben. Wie kann man sowas bei vollem Bewusstsein wählen?

      • @Ninetto:

        "Peanuts".

  • Wer praktische politische Arbeit kennt, meint hier, in Gremien Anträge und Anfragen gestellt hat, der/die weiß auch, dass die Verwaltung alles blockieren kann. Man ist komplett auch sie angewiesen, als Informationsquelle und Vollzugsinstrument. Wenn die mauern, setzt Du nichts um als "Politiker/in". Tsirpras muss(te) zunächst mit Samaras` Rücktritt die NeoDemokratia schwächen zur Neustrukturierung zwingen, die Kontrolle über die alten Pasok-Seilschaften, die sich in der Syrizia per Überläufertum wiederfinden, gewinnen, um eine Neustrukturierung der Verwaltung, der Justiz, des Bildungswesen überhaupt erst angehen zu können. Soweit zu Sven Giegold, den ich sonst sehr schätze. Schäubles Vorgehensweise und auch sein Plan ist dagegen mehr als perfide. Der Grexit war seit Donnerstag 22 Uhr mit dem Eingehen der Angebote Athens vom Tisch; wie also ihn dennoch wieder auftischen?! Die "Kapitulaion Tzirpras´" nahm einfach die Argumente weg, auf die sich die Euro-Gruppe, verständigt hatte. Und nun: treuhänderische Verwaltung Griechenlands. Ein Witz! Dann sollte Deutschland auch gleich das Militär übernehmen; a ) wegen Staatsstreichgefahr , b) die Ausrüstung haben wir doch geliefert, und wenn die nun nicht zahlen können; die Bundeswehr hat eh´ Ausrüstungs- und Personaldefizite. Aber Schäuble haut auf die Köpfe ein und irgendein Nagel wird schon tief ins Holz schiessen. Der griechische Botschafter bei der EU in Brüssel (Name entfallen) schlägt vor als Taskforce, die aus Griechenland kommenden Eu-Mitarbeiter und -Beamten - sollen ca 2000 sein - nach Hause zu schicken, um dort die Verwaltung zu reformieren. Das wäre sicherlich brauchbar.

    • @Hajü der Weisse:

      Jorgos Chatzimarkakis ist der "Entfallene", ehem. FDP-Europaabgeordneter, war kurzzeitig Sonderbotschafter der Regierung Tsipras bei der EU und ist weiterhin in Fragen Griechenland engagiert.Seine Idee finde ich auch brauchbar. Er sagte das im Deutschlandfunk.

      • @Markus Maria Strobl:

        Jorgos Chatzimarkakis ist meiner Erinerung nach der Strolch, der bis heute noch vollmundig behauptet, dass seine geklonte Doktorarbeit dem "Standard von Oxfod und Cambridge entspricht".

  • Reüssiert mein Landsmann Schäuble,

    scheitert die Idee "Europa" vollends.

     

    Schon heute ist dieses Europa zu einem Sammelsurium von Egomanismen getriebenen StaatenlenkerInnen degeneriert

     

    Herr Schäuble selbst ist ein alter, verbitterter und rachsüchtiger Mann - der Finanzdiktator deutscher, geschichtsvergessener Stammtische und Herzen.

    Diese Stammtische und Herzen gaukeln ihm ein bisher nie erfahrenes Gefühl der Macht vor. Eine Macht, mittels der er ein (finanz-)marktkonformes Europa in manischer Manier begründen will und wohl auch wird.

     

    Viele CDU-/CSU-WählerInnen sind mutmaßlich gläubig

    Herr Schäuble hingegen ist zweifelsfrei unchristlich und undemokratisch - er ist nur noch Gläubiger.

  • Wo sind wir bloß angekommen. In BILD-Zeitungsdeutsch übersetzt heisst das doch einfach: "Griechen, verkauft doch Eure Inseln!" Die Treuhand ist vielen ehemaligen DDR-Bürger/innen finster in Erinnerung. Westliche Schnäppchenjäger sicherten sich Tafelsilber zu Vorzugspreisen, die Ex-DDR-Bürger/innen schauten in die Röhre. Klientelismus soll es übrigens auch bei der Treuhand gegeben haben.Wer stoppt Schäuble?

    • @Markus Maria Strobl:

      Der Nachfolger des "Genossen der Bosse" und Vorteislnehmer des "lupenreinen Demokraten" ganz sicher nicht.

       

      "Wer hat uns verraten ...." (rhet.).

  • Klar! Drama Baby! So könnten griechische Milliardäre mit dem Steuergeld, das sie Jahr und Tag nicht gezahlt haben, das Land auch noch bequem übernehmen. Die Mafia ist nur eine Krabbelgruppe dagegen. Schiebt den Kofferspendenträger endlich raus, bevor er aus lauter Übermut den nächsten Bürgerkrieg anzettelt!

  • Ich habe hier einen Vermittlungs- und Lösungsvorschlag. Den Grexit, wie ihn Schäuble ins Spiel gebracht hat, möchte ich verhindern. Einen Kompromiss sehe ich allerdings darin, vorübergehenden Kapitalverkehrssteuern, z.B. in Höhe von 12%, auf Auslandsüberweisungen einzuführen. Diese Steuer könnte bis 31.12.2016 aufrechterhalten werden und dann in monatlichen Schritten von 0,25% bis zum 31.12.2020 abgebaut werden.

     

    Der Vorteil: Der Liquiditätsabfluss aus Griechenland wird gebremst oder zumindest besteuert. Die Importe werden um 12% verteuert, wodurch die heimische Wirtschaft belebt wird. Griechenland erhält Milliardeneinnahmen, der Grexit wird vermieden und in 5 Jahren ist alles wieder normal – zumindest Währungstechnisch.

    http://www.mister-ede.de/politik/kapitalverkehrssteuer-ausland/4016

    • @mister-ede:

      Was sollen Kapitalverkehrssteuern, z.B. in Höhe von 12%, auf Auslandsüberweisungen ? Dann nehm ich das Geld bar mit.

    • @mister-ede:

      Sobald es irgendwelche "Ausnahmeregelungen" gibt werden diese auch eifrig genutzt werden.

       

      Und mit ein Bisschen Bakshish wird so eine Genehmigung doch zu belommen sein - das wäre doch gelacht...