EU-Entscheidung über Hormongifte: Hendricks soll Stoffe stoppen
NGOs und Grüne fordern Umweltministerin Barbara Hendricks dazu auf, in Brüssel gegen Hormongifte zu stimmen.
![Ein Traktor fährt über ein Feld und bringt Glyphosat aus Ein Traktor fährt über ein Feld und bringt Glyphosat aus](https://taz.de/picture/2022377/14/18322824.jpeg)
Eigentlich sind EDCs in der EU schon seit acht Jahren verboten, doch ihre Institutionen schaffen es nicht, sich auf eine Definition für die Stoffe zu einigen. Mehrmals wurden Entscheidungen dazu verschoben. Nun gibt es einen neuen Kompromissvorschlag, nach dem eine Chemikalie dann als EDC eingeordnet wird, wenn sie eine „schädigende Wirkung für die menschliche Gesundheit“ hat, etwa die Entwicklung, Fortpflanzung oder die Widerstandskraft gegen Krankheiten mindert; wenn sie „endokrin“, also über den Blutkreislauf wirkt, und drittens „eine Kausalbeziehung zwischen der schädigenden Wirkung und der endokrinen Wirkungsweise besteht“.
Der Teufel steckt aber auch diesmal im Detail, warnen Umwelt- und Verbraucherorganisationen. Der bestehende Kommissionsvorschlag erfordere eine „unrealistisch hohe Beweislast“, schreiben sieben Organisationen, darunter der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), das Pestizidnetzwerk PAN und das Münchner Umweltinstitut in einem gemeinsamen Statement. So müsse nicht nur nachgewiesen werden, dass ein Stoff das Hormonsystem schädige, sondern auch noch, wie.
Außerdem habe die Bundesregierung in den Vorschlag hineinverhandelt, dass Pflanzenschutzmittel, die direkt das Hormonsystem von Schädlingen angreifen sollen, nicht als EDC behandelt werden. „So können Hersteller eine Regulierung umgehen, indem sie ihre Chemikalien entsprechend ausweisen“, sagt Alexandra Caterbow von der Organisation HEJSupport, die das NGO-Statement ebenfalls unterzeichnet hat.
Hendricks könnte eine Enthaltung erwirken
Ob der Vorschlag der Kommission eine Mehrheit im „Ständigen Ausschuss“ findet, hängt aufgrund des Abstimmungsverfahrens auch an der Position der bevölkerungsreichen Bundesrepublik. Die Konfliktlinien seien ähnlich wie bei der Entscheidung über das Ackergift Glyphosat, erklärt Caterbow, das Landwirtschaftsministerium sei für industriefreundliche Regelungen, das Umweltministerium setze sich eher für Umwelt- und Gesundheitsschutz ein. Im Falle der Glyphosatzulassung konnte Umweltministerin Barbara Hendricks eine Enthaltung erwirken. Bei den EDCs scheine die Ministerin einzuknicken, fürchtet Caterbow.
Die grünen Bundestagsabgeordneten Harald Ebner, Nicole Maisch und Peter Meiwald fordern Hendricks daher in einem offenen Brief auf, die „Zustimmung zu den vorgeschlagenen Kriterien zurückzuziehen“. Mit der Vorlage der Kommission werde „der geltende Verbotsgrundsatz bei Hormongiften in Pestiziden und Bioziden aufgehoben“, warnen die Fachpolitiker. Aus dem Bundesumweltministerium heißt es, wie man abstimme, hänge davon ab, was die Kommission letztlich wirklich vorschlage.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird