EMtaz: Deutschland gegen Ukraine: Alter Mann verbreitet gute Stimmung
Schweinsteigers Jubellauf ist das Sinnbild des deutschen Auftakt-Sieges gegen die Ukraine. Oder wie Jogi Löw sagte: „Das gibt uns allen Auftrieb.“
„Das gibt ihm und uns allen Auftrieb“, so fasste Bundestrainer Joachim Löw das Offensichtlichste hernach zusammen. Dem in den vergangenen Monaten vor allem von Ärzten betreute Schweinsteiger gelang mit seinem Tor zum 2:0 gegen die Ukraine eine Schlusspointe, die Ablenkung und Erleichterung verschaffte nach dem mühseligen EM-Auftakt des DFB-Teams.
Über die weniger geglückten Momente dieses Abends sah Löw mit einer ungewohnten Leichtigkeit großzügig hinweg. Die verletzungsbedingt wieder mal neu formierte Abwehr mit Shkodran Mustafi als Innen- und Benedikt Höwedes als Außenverteidiger hatte in der der ersten Halbzeit so manche Abstimmungsprobleme zu bewältigen, die Neuer mehrmals ermöglichten, seine Klasse zu zeigen.
Vor allem Höwedes hinterließ auf seiner rechten Seite oft große Spielräume. Dass eine daraus entstandene Gefahrensituation Jerome Boateng einmal nötigte, mit akrobatischer Kunst auf der Torlinie in der ersten Halbzeit zu klären, wiegelte Löw lediglich mit dem Kommentar ab: „Es ist gut, wenn man Jerome als Nachbarn in der Abwehr hat.“
Kroos strotzt vor Selbstsicherheit
Humoristisch betrachtet war das zwar eher ein Sicherheitspass, nachdem sich schon so viele über die Zweifel des AFD-Politikers Alexander Gauland an der Nachbarschaftstauglichkeit von Boateng lustig gemacht haben, für einen DFB-Angestellten war das aber ganz schön keck. Selbst Toni Kroos gab sich an diesem Sonntagabend in Lille forsch fröhlich, obwohl er auf diesem Gebiet zu den Unerfahrensten zählt. Als er zur Leistung von Mustafi befragt wurde, der nach einem Freistoß von Kroos per Kopf die frühe Führung (19.) erzielte, sagte er: „Das Tor muss er ja machen nach der Vorlage.“
Der zweite so stimmungsaufhellende Treffer von Schweinsteiger ist in seiner Wirkung nicht zu unterschätzen, fehlte es dem Nationalteam in den letzten Monaten doch an nachhaltigen Erfolgserlebnissen. Am Beispiel von Kroos, der jüngst mit Real Madrid den Champions League-Titel gewann, kann man derzeit studieren, welche Selbstsicherheit positive Erfahrungen erzeugen.
1. GER: 3 - 3:0 - 7
2. POL: 3 - 2:0 - 7
3. NIR: 3 - 2:2 - 3
4. UKR: 3 - 0:5 - 0
Auch gegen die Ukraine war er der große Spielgestalter, selbst in Bedrängnis in der Lage, durch wundersame Zuspiele Teamkollegen wie Sami Khedira allein Richtung gegnerisches Tor zu schicken. Und von ein paar Wacklern lässt sich Kroos momentan sowieso nicht beeindrucken. Man hätte sich zwar durchaus nicht beschweren können, räumte er ein, wenn in der ersten Hälfte der Ausgleich gefallen wäre, aber es sei doch ganz normal, wenn man über 90 Minuten eine Phase hat, „in der man nicht so griffig ist.“
Angriffe von 40 Deutschen auf ukrainische Fans
In der zweiten Hälfte griffen wieder die Mechanismen ineinander beim deutschen Kombinationsspiel. Und so konnte DFB-Präsident Reinhard, früher als Finanzchef für die Zahlen verantwortlich, am Ende festhalten: „Wir haben das erste Spiel gewonnen und das als erste Mannschaft mit zwei Toren Unterschied.“
Die Anhänger der deutschen Nationalmannschaft trugen indes in Lille ein Selbstbewußtsein zur Schau, das eher besorgniserregend für den weiteren Turnierverlauf ist. Vor dem Spiel posierten etwa 20 Hooligans in der Innenstadt mit der Reichskriegsflagge und befestigten diese dann vor einer Brasserie.
Jogis Jungs für Frankreich
Ein schauriger Gästeauftritt in Frankreich – zumal immer wieder die üblichen Rufe: „Hurra, hurra, die Deutschen, die sind da“ angestimmt wurden. Bei Angriffen von etwa 40 Deutschen auf Anhänger der ukrainischen Mannschaft wurden zudem zwei Menschen leicht verletzt, wie die Polizei in der nordfranzösischen Stadt bestätigte. Es wurde mit Getränkedosen geworfen.
DFB-Chef Grindel hatte noch vor dem Spiel die eigene Präventionsarbeit gelobt und sich unbesorgt gegeben. Man habe bei der Vergabe der Tickets genau darauf geachtet, wer diese erhalte, erklärte er. In den Straßen von Lille hatte man indes den Eindruck, dass diese Beschränkung keineswegs abschreckend wirkt. Und Eintrittskarten wurden auf dem Schwarzmarkt vor dem Stadion sowieso genügend feil geboten.
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