E-Autos in Norwegen: Über die Hälfte der Neuzulassungen
In Norwegen verzeichnen die Behörden einen Rekord an Fahrzeugen mit alternativen Antrieben. Doch das liegt nicht an neuen Kaufanreizen.
Im Monatsvergleich seien das doppelt so viele Elektroautos wie im März 2018, sagt Moe Gustavsen. „Wenn sich der Pfropfen erst einmal gelöst hat, dann läuft es anscheinend so richtig.“
Auch für das erste Quartal 2019 meldet die Behörde einen Zulassungsrekord für E-Autos. Ihr Anteil lag bei 48 Prozent. Angesichts der Bestellungen bei Händlern, der mitunter monatelangen Lieferfristen und der Konsumentenumfragen könnte 2019 das erste Jahr werden, in dem mehr E-Autos als Verbrenner neu zugelassen werden, sagt Moe Gustavsen. 2018 hatte der Anteil reiner Elektrofahrzeuge 31 Prozent betragen, in Deutschland lag er bei 1 Prozent.
Dabei stehen hinter den Rekordzahlen nicht etwa neue Kaufanreize. Im Gegenteil. Norwegen ist gerade dabei, einige der bestehenden finanziellen Vorteile für E-Fahrzeuge zu kürzen. Deren BesitzerInnen müssen damit rechnen, in Zukunft beim Befahren verschiedener Straßenmaut-Zonen und für das Nutzen von Fähren mehr als bisher zahlen zu müssen. In manchen Städten wird die Reduzierung bislang kostenfreier Parkplätze diskutiert. Auch die vollständige Befreiung von der Mehrwertsteuer steht zur Debatte.
Ein Ziel: Mehr Fahrräder statt E-Autos
Noch brauche die Elektromobilität finanzielle Anreize, glaubt Moe Gustavsen. „Aber tendenziell werden die Elektroautos von sich aus so attraktiv werden, dass sie eine größere Belastung verkraften“, sagt er. Ziel sei ja nicht, Fahrzeuge mit fossilen Antrieben eins zu eins durch Stromer zu ersetzen. Stattdessen solle vor allem in Städten der Kollektiv- und Fahrradverkehr gefördert werden. Bei der Finanzierung dieser Umstellung müssten auch Elektroautos ihren Beitrag leisten.
Terje Moe Gustavsen, Statens Vegvesen
Für 2030 rechnet Statens Vegvesen für Norwegen mit seinen fünf Millionen EinwohnerInnen mit 1,5 Millionen Elektrofahrzeugen. Von den aktuell drei Millionen Fahrzeugen sind derzeit 226.000 elektrisch – vor fünf Jahren waren es nur 10.000.
Wenn ein Verbrenner von einem Elektroauto ersetzt werde, bedeute das unter Berücksichtigung des norwegischen Strommixes eine durchschnittliche Ersparnis von 2 Tonnen CO2 jährlich, hat die Behörde errechnet. Wohl auch dank des gestiegenen Anteils von Elektroautos war 2017 das erste Jahr, in dem in Norwegen der CO2-Ausstoß des Transportsektors gesunken ist: gegenüber 2016 von 9,7 auf 8,8 Millionen Tonnen.
Bis 2030 will Norwegen den CO2-Ausstoß des Landes verglichen mit 1990 um 40 Prozent senken. 2017 hatte das Parlament einen „Transportplan“ verabschiedet, wonach ab 2025 keine Pkws und leichten Lastwagen mit fossilem Antrieb neu zugelassen werden sollen. Dieses Ziel soll ohne ein Verbot nur durch Anreize erreicht werden. „Damals war das ein sehr ehrgeiziges Ziel“, sagt Terje Moe Gustavsen „mittlerweile ist es realistisch.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen