piwik no script img

Drogen- und Suchtbericht 2014Cannabis statt Crystal Meth

Am Montag hat die Bundesregierung den aktuellen Drogen- und Suchtbericht vorgestellt. Das Ergebnis? Die illegale Lieblingsdroge der Deutschen ist Cannabis.

Fast jeder Vierte im Alter zwischen 18 und 64 Jahren hat Umfragen zufolge Erfahrung mit Cannabis. Bild: ovokuro / photocase.de

BERLIN afp | Cannabis ist nach wie vor die am weitesten verbreitete illegale Droge in Deutschland. Das geht aus dem aktuellen Drogen- und Suchtbericht hervor, den die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CDU), am Montag in Berlin vorstellte. Fast jeder Vierte im Alter zwischen 18 und 64 Jahren hat Umfragen zufolge Erfahrung mit dieser Substanz.

Laut einer Erhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) steigt bei den 18- bis 25-Jährigen sogar der Anteil derjenigen, die in den vergangenen zwölf Monaten Cannabis nahmen. 2012 lag dieser Anteil bei 15,8 Prozent, wobei der Anstieg bei den jungen Männern am größten war.

Für weiterhin problematisch hält Mortler auch das Rauschtrinken unter jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren. Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) berichteten 31 Prozent der Männer und knapp elf Prozent der Frauen von mindestens einem Rauschkonsum pro Monat, dass heißt, sie haben sechs oder mehr alkoholische Getränke zu einer Gelegenheit konsumiert.

Aktuelle Erhebungen aus dem Jahr 2012 lassen darauf schließen, dass lediglich 3,6 Prozent der Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahren noch nie Alkohol probiert haben. In einer vom Institut für Therapieforschung München erhobenen Umfrage gaben 71,5 Prozent an, in den letzten 30 Tagen Alkohol getrunken zu haben. Rund jeder fünfte trank in dieser Zeit ein- bis dreimal fünf oder mehr alkoholische Getränke pro Tag. Rund 14 Prozent gaben an, sich viermal oder öfter einen Rausch angetrunken zu haben.

Neue psychoaktive Substanzen

Zu riskantem Suchtverhalten zählt laut Mortler aber auch der Konsum sogenannter neuer psychoaktiver Substanzen (NPS), deren Inhaltsstoffe oft unbekannt seien und deren gesundheitliche Gefahren von den Konsumenten deutlich unterschätzt werde. Diese als Spice oder Badesalz angebotenen Mittel haben eine ähnliche Wirkung wie Cannabis, sind aber zum Teil viel wirksamer.

Bei den synthetischen Substanzen stellt die zunehmende Verbreitung von Methamphetamin, besser bekannt als Crystal Meth, ein Problem dar. Zwar sei Crystal noch nicht bundesweit verbreitet, betonte Mortler. Es gebe aber Hinweise, dass sich die Droge aus dem deutsch-tschechischen Grenzgebiet auch in grenzfernere Regionen und vor allem in deutsche Großstädte ausbreitet. Crystal Meth macht sehr schnell abhängig und ist sehr gefährlich für die Gesundheit.

Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, forderte eine engere internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen die organisierte Drogenkriminalität. Vor allem für die Hersteller und Verkäufer von Crystal müsse „das Risiko, von der Polizei das Handwerk gelegt zu bekommen, deutlich steigen“.

Positiv wertete Mortler den rückläufigen Tabak- und Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen. Bei den Zwölf- bis 17-Jährigen hat sich der Anteil der Raucher zwischen 2001 und 2012 auf zwölf Prozent mehr als halbiert. Der regelmäßige Alkoholkonsum sankt zugleich auf 13,6 Prozent. Nachdem der Cannabiskonsum in dieser Altersgruppe jahrelang rückläufig war, stieg er indes im vergangenen Jahr wieder leicht auf 5,6 Prozent an.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!