Dortmunder Hooligans: Ohne Rücksicht auf Kinder und Frauen
Nach den Ausschreitungen von BVB-Anhängern in Dortmund wird der Ruf nach Konsequenzen laut. Die Gewaltexzesse sind auch Thema im NRW-Landtag.
„Diese Gewaltexzesse sind inakzeptabel“, erklärte der Innenexperte der Landtags-CDU, Theo Kruse. „Wir dürfen die Stadien nicht den Chaoten überlassen. Nicht nur die betroffenen Vereine müssen jetzt ihre internen Standards überprüfen und sich der berechtigten Debatte stellen.“ Kruse verwies in diesem Zusammenhang auf Berichte, wonach Opfer und Augenzeugen der Ausschreitungen in Dortmund eine zu geringe Polizeipräsenz beklagt haben sollen.
Deshalb müsse sich Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) persönlich Fragen zum Polizeieinsatz stellen, forderte Kruse. „Wir wollen wissen, welche Risikoeinstufung das Spiel hatte und wie der Kräfteansatz war.“
Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat nach den gewalttätigen Attacken Dortmunder Fußball-Randalierer harte Konsequenzen gefordert. „Ich hoffe auf eine schnelle und harte Reaktion der Justiz, damit alle wissen, was ihnen droht, wenn man sich so verhält“, sagte der CDU-Politiker der Bild-Zeitung. De Maizière sagte, die gewalttätigen Szenen „lassen einem den Atem stocken“. Nach Ansicht des Bundesinnenministers gehören die Krawallmacher „nicht ins Stadion, sondern hinter Schloss und Riegel“.
Bei den massiven Ausschreitungen am Rande der Bundesligapartie in Dortmund waren am Samstag mindestens zehn Menschen verletzt worden. Nach Polizeiangaben griffen Dortmunder Fans im Vorfeld des Bundesligaspieles Anhänger von RB Leipzig, Unbeteiligte und Polizeibeamte unter anderem mit Steinen, Flaschen und Leuchtraketen an. Die Gewalt richtete sich plötzlich gegen jeden erkennbaren Leipziger Anhänger – unabhängig davon, ob es sich dabei um Kinder, Frauen oder Familien handelte.
„Ein völlig enthemmter Mob“
Die Polizei berichtete von einem „völlig enthemmten Mob“. „Solche Bilder, in solche hasserfüllten Fratzen habe ich noch in keinem meiner Polizeieinsätze gesehen – ich bin schockiert!“, schilderte der Dortmunder Einsatzleiter, Polizeidirektor Edzard Freyhoff, die Ausschreitungen in einer Mitteilung am Sonntag.
Auch während des Spiels beruhigte sich die Stimmung nach Angaben de Polizei nicht: Die Südtribüne des Stadions sei ein „einziges Meer“ voller Banner und Plakate mit teilweise diffamierendem, beleidigendem und beschämendem Inhalt gewesen. Auch in den Fällen will die Polizei dem Anfangsverdacht von Straftaten wie Beleidigungen nachgehen. Ein Mitarbeiter eines TV-Senders sei nur knapp einer ernsthaften Verletzung durch eine geworfene Metallstange entgangen. Hierzu werde wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung ermittelt.
Die Polizei hatte bis Sonntag Kenntnis von zehn Verletzten, darunter sechs Gästefans und vier Polizisten. Außerdem ist ein Diensthund der Polizei verletzt worden, wie aus einer Mitteilung hervorging. Die Polizei hatte am Samstagabend elf mutmaßliche Straftäter aus der Ultraszene des BVB und einen Leipziger vorläufig festgenommen. Die Männer sind nach dem Abschluss polizeilicher Maßnahmen inzwischen wieder auf freiem Fuß, sagte eine Sprecherin der Polizei am Montag.
Die Polizei ruft Zeugen auf, sich zu melden, damit Straftaten nicht ohne Folgen bleiben. Umfangreiche Ermittlungen sind angelaufen: „Die Auswertung von Film-, Video- und Beweismaterial wird uns in den nächsten Wochen intensiv beschäftigen“, hieß es bereits am Sonntag.
Fanclubs von RB Leipzig kritisierten das BVB-Sicherheitskonzept. In einer Stellungnahme an DFB, Deutsche Fußball Liga und BVB schrieb der Fanverband des Bundesliga-Aufsteigers und Tabellenzweiten: „Wir Fans von RB Leipzig sind seit Jahren Einiges gewohnt, aber was in Dortmund los war, war bisher unerreicht!“. Ein Sicherheitskonzept sei zu „keiner Zeit zu erkennen“ gewesen. Mit Bussen angereiste Fans seien überfallen, geschlagen und deren Eintrittskarten gestohlen worden.
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