Doppel-Demo vor der UN-Klimakonferenz: Zehntausende für den Kohleausstieg
Am Montag beginnt die Weltklimakonferenz. Kurz vor Beginn haben in Berlin und Köln 36.000 Menschen gegen Kohle demonstriert.
Würden sich auch mehrere Zehntausend mobilisieren lassen, wenn es nicht um die Rettung eines konkreten Waldes und den Stopp eines sichtbaren Tagebaus ging, sondern um den abstrakteren Klimaschutz, über den derzeit in der Kohlekommission und ab Montag auf der UN-Klimakonferenz im politischen Kattowitz verhandelt wird? Und das auch noch am ersten Adventssamstag, an dem in Berlin zudem noch mehrere linke Demonstrationen stattfanden?
Doch die Skepsis war unbegründet. Insgesamt haben am Samstag nach Angaben der OrganisatorInnen, einem Bündnis aus Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, 36.000 Menschen für Klimaschutz und Kohleausstieg demonstriert – 20.000 in Köln und 16.000 in Berlin (wo die taz auf eine ähnliche Zahl kam wie die Veranstalter).
Und nicht nur die Zahl kam in die Nähe der legendären Demo am Hambacher Forst – auch die Stimmung war von dort nach Berlin und Köln übergeschwappt. „Hambi bleibt! Hambi bleibt!“ skandierten die Menschen immer wieder. Auch der Schlachtruf der Gleis- und TagebaublockiererInnen – „Auf geht's, ab geht's, Ende Gelände!“ war zu hören.
Kein Plan
Auffällig war im Vergleich zu sonstigen Umweltdemonstrationen zudem die große Zahl junger Menschen, die sich beteiligten – motiviert wohl auch durch die Klima-Schul-Streiks, die derzeit vielerorts für Aufsehen sorgen. „Wir wollen Klimagerechtigkeit zwischen den Generationen und weltweit“, sagte der Bundesjugendsprecher des Naturschutzbundes, Lukas Menzel.
„Das geht nur, wenn wir so schnell wie möglich aus der Kohle aussteigen.“ Auch weitere Jugendliche forderten auf der Bühne ein schnelleres und entschlosseneres Vorgehen gegen den Klimawandel – zur großen Freude von Demo-Veteranen wie dem BUND-Vorsitzenden Hubert Weiger. „Ihr gebt uns Älteren Mut und Hoffnung“, rief er der Menge zu.
Im Mittelpunkt der Kritik stand in Berlin, dass Deutschland noch immer keinen Plan für den Kohleausstieg hat. Die Kohlekommission, die eigentlich bereits in dieser Woche ihren Abschlussbericht vorstellen sollte, hat sich auf Januar vertagt. „Dieser klimapolitische Totalausfall erntet unser aller Widerstand“, sagte Campact-Geschäftsführer Christoph Bautz – und kündigte weitere Proteste an: „Ein Ergebnis dieser Kommission, das der Lösung der Klimakrise nicht gerecht wird, das werden wir nicht akzeptieren.“
Auch Antje Grothus von der rheinischen Bürgerinitiative Buirer für Buir, die selbst Mitglied der Kohlekommission ist, brachte ihre Enttäuschung über die aufgeschobene Einigung zum Ausdruck. „Da verliert man als Mitglied in dieser Kommission so langsam das Vertrauen in diesen Prozess und steht einigermaßen ratlos da, fassungslos und auch enttäuscht“, sagte sie.
„Deshalb ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, dass wir hier und heute ein deutliches Zeichen setzen. Wenn die Politik zögert und zaudert beim Klimaschutz, dann müssen wir es eben selber in die Hand nehmen.“
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