Doping in Sotschi: Dummdreiste Betrüger
Fünf weitere AthletInnen wurden nach Evi Sachenbacher-Stehle des Dopings überführt. Viel Mühe haben sie sich beim Mogeln nicht gegeben.
Es ist schon amüsant. Vor vier Jahren feierten die obersten Sportfunktionäre nach den Spielen in Vancouver ihre sauberen Athleten, nachdem niemand bei den Dopingtests mit einer positiven Probe aufflog. In Sotschi erwischten die Fahnder am Wochenende doch noch fünf Betrüger. Und das war dann auch irgendwie ganz prima.
Michael Vesper, der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes, nahm dies als Beleg, dass das Kontrollsystem funktioniere. Natürlich weiß auch Vesper, dass Dopingmittel im Umlauf sind, deren Einnahme gar nicht nachzuweisen sind. Verdeckt arbeitenden Reportern ist kürzlich in Russland das Wachstumshormon „Full Size MGF“ angeboten worden, das bislang weder in Blut- noch Urinproben ermittelt werden kann. Wer sich dieses Mittels bedient hat, wird man allenfalls in ein paar Jahren erfahren, wenn die eingefrorenen Proben besseren Testverfahren unterzogen werden können.
Die enttarnten Doper von Sotschi sind wesentlich plumper vorgegangen. Das ist das eigentlich Bemerkenswerte. Der lettische Eishockeyspieler Vitalijs Pavlovs hat wie Skilangläuferin Evi Sachenbacher-Stehle das Aufputschmittel Methylhexanamin zu sich genommen. Auch die ukrainische Langläuferin Marina Lisogor und der italienische Bobfahrer William Frullani haben leicht nachweisbare Stimulanzien eingeworfen.
Und auf die Wirkung von Epo zu setzen, wie der österreichische Langläufer Johannes Dürr, ist indes auch unter den Manipulatoren Old-School-Doping. Der schwedische Eishockeyspieler Nicklas Bäckström durfte beim Finale nicht mitmachen, weil er ein verbotenes Antiallergikum genommen hat, angeblich seit sieben Jahren.
Aus diesem so fahrlässig erscheinenden Betrugsversuch zu schließen, er könne nur unabsichtlich geschehen sein, wie es im Falle von Sachenbacher-Stehle kollektiv die Journalisten von ARD und ZDF und natürlich auch Vesper es glauben machen wollten, ist Nonsens. Dafür ist die Häufung der „Einzelfälle“ schlicht zu groß. Das Risiko, als dummdreister Doper öffentlich gebrandmarkt zu werden, scheinen einige wissentlich für einen möglichen Medaillengewinn einzugehen. Interessant bleibt die Frage, wer sie dabei unterstützt.
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