piwik no script img

Donald Trumps ZolldrohungenBesser auflaufen lassen

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Bitte keine Deals mit Trump bei Zöllen: Wer sich darauf einlässt, verhindert nicht etwas Schlimmeres, sondern beschleunigt es.

Die deutsche Stahlindustrie braucht neue Handelspartner Foto: Julian Stratenschulte/dpa

E s geht los: US-Präsident Donald Trump bläst mit seiner Ankündigung, Zölle auf alle Stahl- und Aluminium-Einfuhren in die Vereinigten Staaten zu erheben, zur Attacke auf die geltende Welthandelsordnung. Trump sprengt nach wenigen Wochen im Amt bestehende Regeln und Grundsätze. In Aussicht gestellte Abgaben auf Stahl und Aluminium sind erst der Anfang.

Der US-Markt ist für die deutschen Stahlhersteller äußerst wichtig: Sie würden nicht nur direkt unter den Trump-Zöllen leiden, sondern auch indirekt. Denn der Konkurrenzdruck würde heftiger werden. Stahl etwa aus Asien, der nicht mehr in die USA geht, drängt dann auf andere Märkte wie den europäischen. Für die deutschen Stahlhersteller ist das schlecht – zumal ihre Branche vor dem klimagerechten Umbau steht. Der wird jetzt nicht einfacher.

Nach dem Muster von Stahlzöllen könnte die Industrie auch in anderen Bereichen von zwei Seiten unter Druck geraten. Trumps Zollattacken treffen die deutsche Wirtschaft zur Unzeit: Die Industrie leidet unter fehlenden Investitionen – die in unsicheren Zeiten noch weiter aufgeschoben werden. Das Bruttoinlandsprodukt ist in den vergangenen beiden Jahren gesunken; Zölle treiben es noch weiter nach unten. Ja, das ist nicht gut. Aber trotzdem darf eines nicht passieren: Dass europäische Han­dels­po­li­ti­ke­r:in­nen willfährig Trumps Wünschen nachgeben, weil sie glauben, so Schlimmeres zu verhindern.

Ein aus Trumps Sicht guter Deal könnte die Lieferung von Öl und Flüssiggas nach Europa sein – als Gegenleistung für den Verzicht auf Zölle. Wer sich darauf einlässt und den Ausbau der erneuerbaren Energien oder den klimagerechten Umbau der Industrie hierzulande vernachlässigt, der oder die verhindert nicht etwas Schlimmeres, sondern beschleunigt es. Auch Gegen-Zölle auf US-Waren zu verhängen ist keine gute Idee, denn das treibt nur die Inflation. Besser wäre es, Trump auflaufen zu lassen und systematisch nach neuen Handelspartnern zu suchen. Wer eskalieren will, braucht schließlich einen Gegenpart, der mitmacht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!