Donald Trumps Rede zum Islam: Peace, Love und Waffendeal
Trumps Rede zeugt von kaufmännischem Kalkül. Für die Beziehungen zwischen den USA und der arabischen Welt könnte das ein Fortschritt sein.
W as macht man, wenn man sicher ist, einen US-amerikanischen Präsidenten katastrophal zu finden – und dann hält er eine Rede, die womöglich Gutes enthält? Einen neuen Weg zum Beispiel, der mit der bisherigen US-Politik der moralisch verschleierten Einmischungs-Kriegsführung im Nahen Osten bricht? Die Rückkehr zu einer wirtschaftlichen Partnerschaft, wie sie schon einmal bestanden hat?
Es geht um Trumps Rede zum Islam, die er am Sonntag auf seiner ersten Auslandsreise im saudi-arabischen Riad vor den Vertretern von mehr als 50 mehrheitlich muslimischen Staaten hielt. Da sprach er plötzlich von Liebe. Genau genommen von „Freundschaft, Hoffnung und Liebe“. Was ist da los?
Länglich würdigte Trump die Errungenschaften der arabischen Kultur und den Islam, als genuin friedfertige Religion. Er erkannte an, dass islamistische Terroristen den eigentlich friedlichen Islam für ihre Zwecke instrumentalisieren, und verwies darauf, dass 90 Prozent aller Terroropfer Muslime sind. Und er rief dazu auf, dass „islamische Staaten im Kampf gegen Radikalisierung eine Führungsrolle übernehmen müssen“. Kurz: selber regeln statt die USA machen lassen.
Nun ist die Autorin dieser Zeilen nicht so naiv zu glauben, Trump sei zum Hippie mutiert. Schon klar: Es ist das Geld, das ihn trunken macht. Der Deal, den Trump und der saudische König am Samstag unterzeichneten. Waffenkäufe in Höhe von fast 100 Milliarden Euro. Rüstungsgüter im Wert von rund 312 Milliarden Euro in den kommenden zehn Jahren. Angesichts solcher Summen, die Trump seinem Ziel, America wieder great zu machen, ein gutes Stück näher bringen, kann man schon mal von Liebe faseln. Aber was ist mit all dem, was nach der Liebe kam? Ist das wirklich so verkehrt?
Immerhin kann man sagen: Die US-Politik seit George W. Bush, die stets ihre moralische Überlegenheit vor sich hertrug und behauptete, Demokratie zu exportieren, sich aber in Wahrheit absolut willkürlich (Irak, Afghanistan) in die Region einmischte, ist gescheitert. Frieden herrscht nirgendwo. Und ging es da nicht auch stets um US-amerikanische Wirtschaftsinteressen – nur eben mit moralischem Überbau?
Trump kehrt zu den Anfängen der saudisch-amerikanischen Beziehungen zurück. Nicht umsonst bezog er sich zu Beginn seiner Rede auf die historische Begegnung von Abd al-Aziz ibn Saud mit Franklin D. Roosevelt. 1945 trafen sich der damalige saudische König und der US-Präsident an Bord eines Schiffes der US-Navy und unterzeichneten einen Vertrag über eine amerikanische Militärbasis im Persischen Golf.
Da machten die beiden Staaten längst lukrative Geschäfte: Seit 1933 pachteten US-Firmen saudische Ölfelder und lieferten das Know-how, diese zu erschließen. Die saudisch-amerikanische Freundschaft hat sich schon immer für beide gelohnt.
Ehrlicher als die Politik seiner Vorgänger
Für Trump sind die Saudis nun wieder das, was sie für die USA schon mal waren: gute Kunden statt schwer erziehbare Kinder. Und die behandelt man mit Respekt und quatscht ihnen nicht in interne Angelegenheiten rein. Wer zahlt, schafft an.
Moralisch richtig ist das alles nicht. Den Saudis Waffen zu verkaufen wird die Region nicht befrieden. Den Iran als Übel zu isolieren macht Obamas Annäherungspolitik zunichte. Aber dass Trump gewillt ist, nicht mehr als Weltpolizei aufzutreten, ist ehrlicher als die Politik seiner unmittelbaren Vorgänger.
Und ja, es ist eine verrückte Welt, in der man ernsthaft erwägt, sich über die rein wirtschaftlich orientierten Interessen eines gruseligen US-Präsidenten zu freuen.
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