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Donald Trumps Internetplattform„Truth Social“ geht an den Start

Der frühere US-Präsident will mit seiner Social-Media-Plattform „gecancelten“ Menschen ihre Stimme zurückgeben. Ende März soll sie voll einsatzfähig sein.

Der von Trump gestartete Twitter-Ersatz „Truth Social“ ist bei seinen Anhängern beliebt Foto: Marian Kamensky

New York afp | Der Medienkonzern des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump will seine lange versprochene Internetplattform ab dieser Woche schrittweise starten. „Diese Woche werden wir damit beginnen, die App im Apple App Store zu veröffentlichen“, sagte der Chef der Trump Media and Technology Group (TMTG), der ehemalige republikanische Kongressabgeordnete Devin Nunes, am Sonntag (Ortszeit) im konservativen US-Sender Fox News.

„Ich denke, dass wir bis Ende März voll einsatzfähig sein werden – zumindest innerhalb der Vereinigten Staaten“, fügte er hinzu. Am Sonntag war es im App Store möglich, die App „Truth Social“ für diesen Montag, auf den auch der US-Feiertag Presidents Day fällt, vorzubestellen.

„Es ist wirklich sehr bewegend für mich, Menschen zu sehen, die auf der Plattform sind und deren Stimme ‚gecancelt‘ wurde“, sagte Nunes mit Verweis auf die angebliche „Cancel Culture“ – das vermeintliche Mundtotmachen unliebsamer Stimmen, das Trumps Anhänger oft beklagen.

Nunes kündigte an, dass die Nutzer den App-Entwicklern „sagen, was sie auf der Plattform haben möchten“. Dies sei das „Gegenteil von irgendwelchen Silicon-Valley-Tech-Oligarchen-Freaks, die den Leuten sagen, was sie denken sollen und entscheiden, wer auf der Plattform sein darf und wer nicht“, sagte Nunes unter Anspielung auf die US-Konzerne Facebook und Twitter, die unter anderem Trump wegen der Verbreitung von Hass und Desinformation von ihren Plattformen verbannt haben.

TMTG hatte sich mit dem Börsenvehikel Digital World Acquisition Corp. zusammengeschlossen, um im September an der US-Börse 293 Millionen Dollar (260 Millionen Euro) zu beschaffen. Anfang Dezember gaben die beiden Gruppen dann bekannt, dass sie eine weitere Finanzierungszusage in Höhe von einer Milliarde Dollar erhalten hätten.

„Truth Social“ soll mit anderen Plattformen um die Menschen konkurrieren, die sich wegen vermeintlicher Einschränkungen der Meinungsfreiheit von den etablierten Plattformen abwenden. Auf dem Markt haben sich bereits Gettr, das Anfang Juli von Trumps ehemaligem Berater Jason Miller ins Leben gerufen wurde, sowie Parler und Gab positioniert.

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9 Kommentare

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  • Jetzt hat die Bundesregierung so schön den Telegram_Millionären gedroht, und schon haben die Nutzer eine neue Alternative, auf der man nach Herzenslust hetzen kann.

    Viel Spaß damit das GG gegen den ersten Verfassungszusatz in Stellung zu bringen.

  • Ein genialer Schachzug. Nun kriegen wir eine Verschwörerplattform. Trump@ will ja auch noch monatlich Kohle für seinen virtuellen Saftladen ..

  • Äh, als App Entwickler muss ich sagen, saß so eine App nicht mehr als ein paar Hundertausend kosten sollte. Nagut, wenn sie ein paar Server selbst betreiben wollen kommt noch was hinzu. Aber 1,2 Milliarden Dollar? Was haben Sie damit vor? Ich ahne das hier viel Geld für strategische "Wahrheiten" ausgegeben werden soll.

    • @llorenzo:

      Trump hat Schulden und hohe Kosten für Anwälte!

  • Ok, bei uns werden dann keine iPhones mehr ausgegeben wenn der Kram in den Appstore kommt und nicht wieder entfernt wird.

  • „Es ist wirklich sehr bewegend für mich, Menschen zu sehen, die auf der Plattform sind und deren Stimme ‚gecancelt‘ wurde“

    Warum setzen Sie 'gecancelt' im Zitat in Anführungszeichen?

    Das ist eine Verfälschung des Gemeinten, es ist im Zitat durchaus ernsthaft gemeint.

    Durch viel 'vermeintlich' Vermeintliches und 'angeblich' Angebliches haben Sie ihre Meinung, daß es die 'Cancel Culture' vermeintlich nicht gebe, genügend klargestellt.

    • @Roger M.:

      Muss Ihnen recht geben. Es gibt viele Menschen die aus ihrer Sicht eine cancel culture wahrnehmen, was aber sicherlich häufig daran liegt, dass häufig Aussagen (unabhängig vom politischen Lager) einfach dumm oder grotesk sind.

      Nicht desto trotz führen die Anführungszeichen gerade in Zitaten zu einem Framing, die einen notwendigen Diskurs behindern.



      Aber hey, diese Arroganz von Linken oder Liberalen wie mir, hat ja auch die AfD-Anhängerschaft verhindert, indem wir immer erklärt haben, dass ihre Wahrnehmungen einfach nicht durchdacht sind. Upps 🤦🏼‍♂️, haben wir doch nicht…

  • Aaahja...



    Ist denn inzwischen geklärt, ob die ehrenwerten Herrschaften um den verhinderten Gottkönig Onkel Dago^WDonald jetzt denn drann gedacht haben, die für ihre Netzwerk gestohlene Software zu legalisieren und nicht einfach einen Mastodonserver unter falscher Flagge zu betreiben?



    Das war ja doch ein bischen peinlich im letzten Herbst, wenn ein solcher Haufen sich einfach irgendeine, vermeintlich linzenzfreie Software irgendwo _klaut_ und damit dann fett in der Öffentlichkeit auftritt. Aber was wundert mich das Sozialverhalten irgendwelcher kopfschaumigen Millardäre.



    --->🕳️



    Meinen Dank an die Redaktion, dass ihr _keinen_ Link auf des Wahnigen neues Projekt gesetzt habt. Das wäre Werbung in die falsche Richtung, genau wie bei Google, Twitter, Amazon und Co.

    Endlich Montag.



    Das Mastodon gibt es übrigens wirklich und es ist alles andere als rechtsradikal, sondern eher sowas wie Twitter in intelligent.

    • @Wolfgang Nowak:

      Die haben den Code im November dann offengelegt.

      „The Mastodon developers then formally requested that Truth Social comply with the terms of the software license.[18] On November 12, 2021, Truth Social published its source code as a ZIP file on its website.[19]“

      en.wikipedia.org/wiki/Truth_Social