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Dokumente zur Diktatur in ArgentinienUSA geben Akten frei

Gesprächsprotokolle, Geheimdienstnotizen, Briefwechsel: Opferverbände erhalten den Zugang zu Dokumenten der brutalen Militärdiktatur.

Jorge Videla, Juntachef Argentiniens, im Jahr 1976 Foto: imago/Zuma/Keystone

São Paulo epd | Argentiniens Regierung hat der Menschenrechtsorganisation „Abuelas de Plaza de Mayo“ mehr als 1.000 Akten aus den USA über die Verbrechen der Militärdiktatur ausgehändigt. Der argentinische Staatssekretär Claudio Avruj übergab die CD mit den freigegebenen Dokumenten am Montag (Ortszeit) an Vertreter der Organisation, wie die „Großmütter der Plaza de Mayo“ über den Kurznachrichtendienst Twitter erklärten. An der Übergabe nahmen auch Angehörige von Diktaturopfern teil.

Die Dokumente waren von US-Außenminister John Kerry bei seinem Besuch in der vergangenen Woche an den argentinischen Präsidenten Mauricio Macri überreicht worden. Bereits 2002 hatten die USA rund 4.000 Unterlagen zugänglich gemacht.

Avruj betonte, dass mit neuen Dokumenten weitere Fälle von Folter und Verschleppung aufgeklärt werden könnten. Die Dokumente sollen auch dem „Museum der Erinnerung“ über die Diktaturverbrechen zugänglich gemacht werden. Die Akten enthalten Aussagen von Opfern der Militärdiktatur (1976 bis 1983), Protokolle von Gesprächen von Diplomaten und Schriftstücke des US-Geheimdienstes CIA sowie einen persönlichen Briefwechsel zwischen dem damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter und Diktator Jorge Videla.

Carter hatte das argentinische Militär offen kritisiert. Sein Nachfolger Ronald Reagan hingegen sah die Junta als Verbündete im Kalten Krieg und in Lateinamerika gegen das sozialistische Kuba und die Sandinisten in Nicaragua.

Rund 30.000 Menschen wurden nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen während der Militärdiktatur in Argentinien entführt und ermordet. Das Schicksal vieler Verschwundener ist bis heute unklar. Nach Aufhebung der Amnestiegesetze 2005 kam eine Prozesswelle in Gang. Nach offiziellen Angaben wurde von 2006 bis 2015 gegen mehr als 2.300 Personen ermittelt, 669 Angeklagte wurden verurteilt.

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