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Doktorarbeit der VerteidigungsministerinPlagiatsvorwürfe gegen von der Leyen

Hat auch Ursula von der Leyen in ihrer Doktorarbeit geschummelt? Die Verteidigungsministerin lässt die Vorwürfe bereits prüfen.

Geht in die Offensive: Ursula von der Leyen. Foto: reuters

Berlin afp/dpa | Plagiatsjäger haben in der medizinischen Doktorarbeit von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) angeblich etliche Regelverstöße entdeckt. Die Dissertation von 1990 enthalte „zahlreiche wörtliche und sinngemäße Textübernahmen, die nicht als solche kenntlich gemacht sind“, heißt es auf der Internetseite der Plagiatsjäger “VroniPlag Wiki“.

Ein Sprecher von der Leyens erklärte am Wochenende, der Ministerin sei der Plagiatsvorwurf im August bekannt geworden. Sie habe daraufhin „noch am selben Tag die Medizinische Hochschule Hannover gebeten, ihre Dissertation durch eine fachkundige und neutrale Ombudsstelle der Einrichtung überprüfen zu lassen“. Dies sei ihr zugesagt worden.

Die medizinische Doktorarbeit aus dem Bereich Frauenheilkunde trägt den Titel: „C-reaktives Protein als diagnostischer Parameter zur Erfassung eines Amnioninfektionssyndroms bei vorzeitigem Blasensprung und therapeutischem Entspannungsbad in der Geburtsvorbereitung“.

VroniPlag geht nach eigenen Angaben davon aus, dass „konservativ geschätzt, rund zwölf Prozent des Textes im Hauptteil der Arbeit“ plagiiert sein sollen. Weiter heißt es, es lasse sich „der Verdacht wissenschaftlichen Fehlverhaltens nicht völlig von der Hand weisen“.

Von der Leyens Sprecher erklärte mit Blick auf ähnliche Vorwürfe gegen Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), es sei „nicht neu, dass Aktivisten im Internet versuchen, Zweifel an Dissertationen namhafter promovierter Politiker zu streuen“. VroniPlag hatte 2013 in der Doktorarbeit des damaligen SPD-Fraktionschefs 61 Plagiate gefunden. Die Uni Gießen hatte dann aber weder eine Täuschungsabsicht noch ein wissenschaftliches Fehlverhalten festgestellt und das Prüfverfahren eingestellt.

Plagiatsvorwürfe haben aber auch schon mehrere Spitzenpolitiker in Bedrängnis gebracht – bis hin zum Rücktritt. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) musste 2011 sein Amt niederlegen, nachdem ihm die Universität Bayreuth den Doktortitel aberkannt hatte. 2013 trat Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) nach dem Entzug ihres Titels durch die Uni Düsseldorf zurück.

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26 Kommentare

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  • Wie verbreitet sind diese Betrüger eigentlich in den verschiedenen Parteien? Mir scheint dass die Bürgerlichen deutlich überrepräsentiert sind!

    Und die Leute von der Jungen Union etc haben bestimmt gesucht!!

  • Erst mal die untersuchung richtig und korrekt durchfuehren. Danach kann die meute ja richtig hetzen.

    • @Demokrat:

      Oder auch nicht - wollten Sie ja eigentlich sagen, aber jetzt haben Sie die Angelegenheit schon gleich richtig eingeordnet. Geht doch!

      • @Rainer B.:

        Ach wie schoen. Sie wissen immer was andere sagen wollen. Geht doch auch so.

        • @Demokrat:

          Sie können gerne widersprechen, wenn ich mich irren sollte. Möglich wäre ja auch, dass Sie eigentlich sagen wollten: "Erst mal die Untersuchung so in die Länge ziehen bis Gras über die Sache gewachsen ist...."

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Es sei "nicht neu, dass Aktivisten im Internet versuchen, Zweifel an Dissertationen namhafter promovierter Politiker zu streuen".

     

    Nee, neu ist das nicht. Neu ist nur, dass das keine "Aktivisten im Internet" sind, sondern Menschen, denen die Bedeutung des Wortes "Forschung" und "Eigenleistung" noch etwas sagt.

     

    Wer abschreibt, hat betrogen. So ist das in der Wissenschaft. Betrug ist illegal. So ist das im von der Uschi beschworenen Rechtsstaat.

  • ich hätt mir mit meiner Abschlussarbeit nicht so einen abbrechen sollen, dann wäre ich jetzt auch in ner besseren Position. Mit Militär und so was.

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Politiker, die nachweislich ihren akademischen Grad/Titel durch Betrug erlangt haben, müssen zurücktreten. Basta!

  • Es wurde schon immer mit diesem Titel etwas locker umgegangen. Bereits in den 60er und 70er Jahren gab es reichlich Zeitungsanzeigen, in denen das Schreiben von Doktorarbeiten für ca. 3.000 DM angeboten wurde. Gemeint war nicht nur das Tippen in die Schreibmaschine.

    Da ein akademischer Titel nichts über die tatsächlichen Fähigkeiten eines Menschen aussagt, sollte man mit diesen überflüssigen "Überprüfungen" aufhören. Wen interessiert das wirklich noch?

    Eine alte Weisheit: Auch ein akademischer Titel schützt nicht vor Dummheit.

    • @finches:

      Ein akademischer Titel ist aber leider immer noch die Eintrittskarte zu den gut bezahlten Stellen.

  • "[..]namhafter promovierter Politiker"

    promoviert impliziert sich ja.. aber namhaft geworden durch ihren Doktor-Titel?

  • „C-reaktives Protein als diagnostischer Parameter zur Erfassung eines Amnioninfektionssyndroms bei vorzeitigem Blasensprung und therapeutischem Entspannungsbad in der Geburtsvorbereitung“

     

    Ja, dies ist sicherlich als Doktorarbeit die kompetenzgebende Basis für die Arbeit als frühere Familien- und jetzige Verteidigungsministerin! Ob nun Plagiat oder getürkt - jedenfalls wird uns mal wieder ein typisches Beispiel vor Augen geführt, daß Kompetenzfreiheit die Voraussetzung für die politische Karriere in Deutschland darstellt.

  • Doktorarbeiten sollten zukünftig nur noch aufgrund empirischen Forschungen vergeben werden.

    Bei der einzigen Doktorarbeit eines Politikers, die ich etwas beurteilen konnte, die in die Diskussion kam, bei der von Frau Schavan, war ich entsetzt mit welchen unwesentlichen Allgemeinplätzen seinen Doktor in Pädagogik bekommen kann.

    Okay, das ist eben auch, neben praktischer Arbeit, ein grauenhaftes Laberfach, aber gerade da zeigt sich, dass es schon noch einiges gibt, was mal empirisch belegt werden muss.

  • Leider hat die nicht genug Anstand, irgendwann zurückzutreten.

  • Medizin ansich war nie und ist auch heute keine Wissenschaft, sondern eine Kunst und Kunst muss nicht wissenschaftlichen Standards genügen. Der medizinische Doktortitel dient lediglich zur Bestätigung überkommener Hierarchien.

    • @Rainer B.:

      so ist es!

  • 80% aller Medizinabsolventen promovieren. Eine immense Zahl, vergleicht man das mit anderen Fächern wie zum Beispiel den Ingenieurwissenschaften. Hier setzen nur 12,8% ihrem Studium noch eine Doktorarbeit drauf. In akademischen Kreisen wird der medizinische Doktortitel aber schon seit Jahren belächelt. Nicht zu unrecht, so ist die Arbeit meist vom Umfang her mit einer Bachelorarbeit zu vergleichen (Mediziner benötigen im Schnitt 7 Monate für ihre Dissertation ein Ingenieur aber 3 bis 5 Jahre).

     

    Ein Grund, weshalb Mediziner promovieren, ist natürlich Prestige, denn ein Arzt ohne Doktortitel ist für viele doch eher ein Handwerker mit Lateinkenntnissen. Ein weiterer Grund mag wohl auch sein, dass, im Gegensatz zu Diplom-, Bachelor- und Masterabsolventen, ein Arzt ohne Doktortitel kein Akademiker ist, da man mit einem Staatsexamen nicht die Berechtigung hat sich Akademiker nennen zu dürfen. Das gilt übrigens auch bei Lehramts-, Veterinärmedizin-, Rechtswissenschafts- und Pharmazie-Studiengängen. Das Staatsexamen, das bei Lehramts-, Veterinärmedizin-, Rechtswissenschafts-, -, Medizin- und Pharmazie-Studiengängen absolviert wird, ist eine Prüfungsbezeichnung und stellt keinen akademischen Grad dar.

     

    So gesehen wird Frau von der Leyen wohl um ihren Titel kämpfen, denn was bleibt ihr sonst noch? Als Politikerin ist sie doch wohl eher unterdurchschnittlich.

     

    Von der Leyens Sprecher: "... es sei nicht neu, dass Aktivisten im Internet versuchen, Zweifel an Dissertationen namhafter promovierter Politiker zu streuen". - Dazu kann man nur sagen. Der Zweifel setzt kritisches Denken voraus. Etwas, das Pressesprecher von Politikern scheinbar nicht besitzen.

    • @Ricky-13:

      "In akademischen Kreisen wird der medizinische Doktortitel aber schon seit Jahren belächelt."

       

      Seit JAHRZEHNTEN wird der schon belächtet bzw. nicht für voll genommen!

       

      Abgesehen davon handelt es bei den allermeisten dieser Arbeiten um Aufsätzchen über "Studien", die von der Pharmaindustrie bezahlt werden.

       

      Daher kommen die Mediziner auch aus dieser Pharma-Abhängigkeit nicht raus.

       

      vdLs Arbeit hört sich dagegen fast interessant an. Aber wie schon gesagt, ist diese eher mit einer Bachelorarbeit zu vergleichen.

      • @Hanne:

        Selten liest man soviel Unsinn.

        • 1G
          10236 (Profil gelöscht)
          @Vladimir 52:

          Dazu auch noch überall.

      • @Hanne:

        Damit ich hier nicht missverstanden werde. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass Frau von der Leyen mit dem Verfassen ihrer Dissertation etwas mehr Sorgfalt hätte walten lassen können - wenn "Doktorarbeiten" im medizinischen Bereich schon nicht gerade von akademischer Brillanz sein müssen. An meiner Hochachtung vor Ärzten, die jeden Tag Menschenleben retten und für unsere Gesellschaft sehr wertvoll sind, hat sich da natürlich nichts geändert. In wieweit ich aber diese Frau, die zwar ein Arztstudium absolviert hat aber dann doch den einfachen Weg einer Berufspolitikerin gegangen ist und da auch nicht besonders brilliert, in die Hochachtung, die ich gegenüber Ärzten habe, mit einschließe, werde ich wegen der hier vorgeschriebenen Netiquette lieber für mich behalten.

  • Wie lustig. Die Reichen und Priviligierten müssen auch noch schummeln um nach Oben zu kommen. Nur wir armen Würstchen gehen immer den steinigen Weg.

    • @Helmut Janschke:

      Schummeln tun ja anscheinend fast alle, absurd wird´s nur, wenn man von anderen ein hyperkorrektes Leben verlangt bzw. immer mit dem Finger und mit Vorurteilen auf bestimmte andere Menschen zeigt.

       

      Kriminell sind viele der (reichen) Deutschen und die sagen, dass viele Flüchtlinge kriminell seien und deshalb nicht in UNSER Land gehören.

       

      Wo bitte ist der Unterschied: Plagiat, um weiter zu kommen, oder illegale Grenzüberschreitung? Steuerbetrug,, um noch mehr Geld zu haben, oder gefälschte Papiere, um sein Leben zu retten?

       

      Ich finde es gibt einen, aber leider nicht zu Gunsten der jeweils erstgenannten Strafdelikte.

  • therapeutischem Entspannungsbad in der Geburtsvorbereitung“.…"

     

    Flintenuschi hat ganz pragmatisch

    zielorientiert geforscht.

    Jawoll! - Das geht voll in Ordnung!

    Rühren! Stehen Sie bequem!

     

    (ps nur die Tuff-Frisur-v.d.L. entspricht Nicht dem Haarerlaß ZbV 08/15!¡)

  • Sofortige Ausmusterung wegen unehrenhaften Verhaltens. Ihre Doktorarbeit ist mir schnuppe.