Diversität in den Medien: „Mehr Vielfalt in die Redaktionen!“
Eine Konferenz in Hamburg fordert mehr kulturelle Teilhabe und mediale Repräsentation für Migrant:innen und Geflüchtete.
taz: Herr Macaulay, ist die Darstellung von Migrant:innen und Geflüchteten in den Medien schlicht falsch – oder kommen diese Menschen einfach nur zu selten zu Wort?
Larry Macaulay: Sie ist falsch. Alle Migrant:innen und Geflüchteten werden als Vergewaltiger und Terroristen dargestellt. Das ist in den letzten Jahren besser geworden, aber es herrschen immer noch viele negative und schlichtweg falsche Bilder von uns. Man betrachtet uns, als kämen wir aus Ländern ganz ohne Bildung und Technologie. Denken sie mal an die Reaktionen vor einigen Jahren, weil Geflüchtete Smartphones besaßen. Natürlich haben wir Smartphones! Wir kommen nicht vom Mars.
Larry Macaulay
47, ist Unternehmer und Aktivist für die Rechte von Migrant:Innen und Geflüchteten.
Wie können wir die mediale Repräsentation verbessern?
Wir brauchen mehr Vielfalt in den Medien, in Redaktionen. Um angemessen über Menschen aus dem queeren Spektrum zu berichten, brauchen wir Autor:innen aus dem queeren Spektrum. Bei Gemeinschaften mit Migrations- oder Fluchthintergrund ist es genau so. Ich möchte Migrant:innen und Geflüchtete zur Teilnahme an journalistischen und kulturellen Räumen ermutigen und sie ihnen ermöglichen.
Sie haben 2017 die „Conference on Migration and Media Awareness“ gegründet, die nun in Hamburg in zweiter Ausgabe stattfindet. An welches Publikum richtet sich die Veranstaltung?
Zum Beispiel an Journalist:innen, Aktivist:innen, Politiker:innen, Medienschaffende oder auch Lehrkräfte, in deren Klassen Schüler:innen mit Migrations- oder Fluchthintergrund sind. Der Eintritt ist frei, alle sind herzlich willkommen. Außer vielleicht Kinder, die von der Thematisierung und Darstellung von Gewalt auf der Konferenz überfordert sein könnten.
Worum geht es auf der Konferenz?
Wir wollen Leute zusammenbringen. Über drei Tage hinweg haben wir Workshops, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen, Redner:innen, Filme, ein Konzert und weitere Projekte zu Themen wie Migration, Flucht und Inklusion im Medien- und Kunstsektor. Gemeinsam erarbeiten wir dann ein Statement, das wir an Medieninstitutionen und Entscheidungsträger:innen herantragen.
Was wollen Sie mit diesem Statement erreichen?
Wir wollen Veränderung auf gesetzlicher Ebene, und wir wollen an dieser Veränderung beteiligt sein. Ich halte zum Beispiel Hate Speech in sozialen Medien für sehr gefährlich und wünsche mir dort bessere Regelungen. Die Entscheidungsträger:innen wissen eigentlich, was passieren muss. Es müssen bloß erst Tragödien geschehen, damit sie es umsetzen. Oder wir müssen eine Menge Lärm machen. Wir wollen eine menschenfreundlichere Gesellschaft. Damit sind alle Menschen gemeint, ohne Unterschiede.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Treffen in Riad
Russland und USA beschnuppern sich vorsichtig