Diskriminierung bei der Wohnungssuche: Verräterische Unterschrift
Das Bremer Unternehmen Brebau verweigerte Menschen aufgrund ihrer Herkunft und Identität Wohnungen. Eine Aufsichtsrätin wusste davon.
Ein ziemlich eindeutiger Gegenbeweis ist die Unterschrift des Aufsichtsratsmitglieds auf einem strategischen Dokument. Die Brebau-Mitarbeiterin saß damals, im September 2019, noch nicht im Aufsichtsrat, aber hat ihr Wissen darüber mit in das Gremium genommen.
Durch die sogenannte „Zielgruppendefinition“ wurde rassistische Diskriminierung durch die Brebau abgenickt, potenzielle Mieter*innen wurden auf Formularen mit Codes markiert: „KT“ stand zum Beispiel für Kopftuch und „E40“ für People of Colour. Bei gleichgeschlechtlichen Mieter*innen vermerkte die Brebau, ob es sich bei ihnen um ein Paar handelt. Auf Grundlage der Codes wurden Menschen Wohnungen verweigert.
Vor zwei Wochen waren die Vorwürfe erstmals bekannt geworden. Das haben Radio Bremen, „Panorama“ und Süddeutsche Zeitung gemeinsam herausgefunden, mithilfe eines Informanten.
Staatsanwaltschaft durchsucht Räume
Besonders bitter ist, dass die Brebau seit zwei Jahren komplett der Stadt Bremen gehört. Sinn der Rekommunalisierung war es damals, Wohnungen sozial zu vergeben.
So richtig geklappt hat das wohl nicht, und das trotz der vier Senatsmitglieder im achtköpfige Aufsichtsrat der Brebau. Wer für die Diskriminierung verantwortlich ist, weiß auch niemand so richtig. Aufgabe des Aufsichtsrats sei es lediglich, auf die Bilanzen zu achten.
Die nächsten Tage könnten noch mehr Aufklärung bringen. Die Staatsanwaltschaft durchsucht seit Mittwoch die Räume des Unternehmens. Zwei Wochen, nachdem die Vorwürfe ans Licht gekommen sind. Der Grund ist nicht etwa Diskriminierung, sondern Datenschutzverletzung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Streit in der SPD über Kanzlerkandidatur
Die Verunsicherung