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Digitalisierung der ArbeitsweltBleibt Platz für das gute Leben?

Die Zukunft der Arbeit ist nicht eine, sondern die alles entscheidende Frage in der digitalen Transformation. Über eine Tagung in Frankfurt am Main.

Freund oder Feind? Roboter und Mensch beim Shakehands auf der CeBIT, 2017 Foto: dpa

Erst kürzlich, im Ok­tober 2019, wurde das von Gewerkschaften getragene „House of Labour“ in Frankfurt am Main eröffnet, nun lud es zu einer Diskussion über ein Thema, das zurzeit so gut wie alle Betriebe beschäftigt: die Digitalisierung der Arbeitswelt.

Am Donnerstag kam man zu einer Tagung mit dem Titel „Zukunft der Arbeit – gute Arbeit und gutes Arbeitsleben im digitalen Zeitalter“ zusammen. Das House of Labour beherbergt zwei von IG Metall und DGB getragene Einrichtungen: die Europäische Akademie der Arbeit, die 1921 von Hugo Sinzheimer, Professor für Arbeitsrecht- und Sozialrecht, gegründet wurde, und die seit 2015 in die Universität eingegliederte Academy of Labour.

Die Tagung war so breit angelegt, wie das Thema es nahelegt. Philosophische Facetten wie „Anthropologie des Guten und digitale Transformation“ (Joel Robbins) oder „Normative Herausforderungen in unübersichtlicher Zeit“ (Axel Honneth) wurden deshalb ebenso berücksichtigt wie arbeitssoziologische und arbeitsrechtliche Fragen („Digitalisierung und Arbeit“, Martin Kuhlmann; „Qualifiziert Mitbestimmen“, Mathias Möreke). Auch politische („Sozialstaat im digitalen Zeitalter“, Marius Busemeyer), ökonomische („Digitalisierung und Finanzdienstleistung“, Michael Horf und Oliver Werth) sowie ethnologisch-ökologische Aspekte („Grenzen des Mobilen und mobile Grenzen“, Hans Peter Hahn) wurden verhandelt.

In rund zwanzig Vorträgen und Referaten wurde deutlich, dass die Zukunft der Arbeit nicht eine, sondern die entscheidende Frage ist angesichts der radikalen Herausforderungen, die die Digitalisierung für den Rechts- und Sozialstaat, für die Wirtschaft, für das gesellschaftliche Zusammenleben und für die Kultur darstellen.

Die Digitalisierung gefährdet viele Arbeitende existenziell – in ihrer sozialen und wirtschaftlichen Sicherheit, in ihrer physischen und psychischen Gesundheit und in ihrer autonomen Lebensführung. Für die Arbeitenden geht es buchstäblich ums Ganze – nämlich um die Frage, ob in ihrem Leben in Zukunft noch Platz sein wird für das, was seit Aristoteles das „gute Leben“ genannt wird.

Oder bleibt ihnen nur noch, sich der systemisch erzeugten und sie beherrschenden Komplexität der Arbeits- und Lebensverhältnisse anzupassen und sich zu unterwerfen? Die Tagung strafte das Gerücht Lügen, wonach die Gewerkschaften Dinosaurier seien, die ihr Verschwinden leugneten. Das Reflexionsniveau der Gewerkschaftsvertreter war jenem der Partner aus der Wissenschaft ebenbürtig.

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