Digitale Patientendaten: Bitte bleiben Sie gesund!
Der Bundestag hat das E-Health-Gesetz beschlossen: Ab 2018 sollen Daten über Allergien und Vorerkrankungen auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert sein.
Die elektronische Gesundheitskarte ist ein Mammutprojekt: Die vor mehr als zehn Jahren gestartete Einführung der umstrittenen Karte hat bislang Kosten von rund einer Milliarde Euro verursacht. Es gab wiederholt Verzögerungen.
Bislang sind auf der elektronischen Gesundheitskarte, die seit Jahresbeginn für jeden gesetzlich Versicherten Pflicht ist, nur Stammdaten wie Name, Geburtsdatum, Adresse und Details zur Krankenversicherung gespeichert. Ab 2018 sollen auch Notfalldaten, etwa zu Allergien, Implantaten oder Vorerkrankungen gespeichert werden können, die der Arzt zum Beispiel bei Unfällen direkt abrufen kann.
Versicherte, die mindestens drei Medikamente nehmen, haben ab Oktober 2016 zudem Anspruch auf einen Medikationsplan auf Papier. Ab 2018 soll eine elektronische Version dann auch auf der Karte abrufbar sein. Perspektivisch können über die Gesundheitskarte auch elektronische Arztbriefe, Röntgenbilder oder Impfpässe ausgetauscht werden. Bis Ende 2018 sollen die Voraussetzungen für die elektronische Patientenakte geschaffen werden, die viele dieser Daten zusammenfasst.
Das Gesetz schreibt einen konkreten Fahrplan für die geplanten Anwendungen vor. Zunächst soll es ab Mitte 2016 möglich sein, die Versichertenstammdaten online abzugleichen und zu aktualisieren. Allerdings berichtete die für die Einführung des neuen Systems zuständige Gesellschaft Gematik von Lieferproblemen bei entscheidenden Komponenten. Wie aus AFP vorliegenden Unterlagen hervorgeht, bezweifelt die Gematik daher, dass die Erprobungsphase, mit der die Massentauglichkeit der Geräte in Praxen und Kliniken getestet wird, fristgerecht abgeschlossen wird.
Das Bundesgesundheitsministerium sieht den Zeitrahmen hingegen nicht in Gefahr und geht davon aus, dass 2016 mit der bundesweiten Einführung der notwendigen Telematik-Infrastruktur in Arztpraxen und Krankenhäusern begonnen wird. Wiederholt wies das Ministerium auch Kritik zurück, die Daten seien nicht sicher. Die Gesundheitskarte habe die „höchsten Sicherheitsstandards“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?
Studie zum Tempolimit
Es könnte so einfach sein
Die Linke im Bundestagswahlkampf
Kleine Partei, großer Anspruch
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?