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Digital gegen sexistische WerbungPinkstinks startet Monitoringprojekt

Auf der Plattform www.werbemelder.in wird sexistische Werbung dokumentiert. Ob das Unternehmen zur sensibleren Reklame animiert?

Selbst handeln oder melden? Von Aktivist*innen übermaltes Werbeplakat Foto: imago/Steinach

Berlin taz | Wer zukünftig nicht kommentarlos hinnehmen will, wenn Frauenkörper zu Sexobjekten gemacht oder auf das Hausfrauendasein beschränkt werden, der kann nun handeln. Handy zücken, Foto machen und bei www.werbemelder.in hochladen – das wünscht sich die Protestorganisation „Pinkstinks“, die das neue Monitoringportal betreibt.

Bereits innerhalb weniger Stunden, nachdem die Seite am Mittwoch online ging, füllte sich die interaktive Deutschlandkarte mit Werbung, die User_innen aus allen Ecken Deutschlands hochluden. „Wir müssen unzählige Eingänge einpflegen“, sagt Stevie Meriel Schmiedel von der Geschäftsführung von Pinkstinks.

Pinkstinks kommentiert die Beiträge anhand der Kategorien nicht-sexistisch, sexistisch und stereotyp. Vereinzelt gibt es aber auch Penisbilder, Beleidigungen und Gewaltdrohungen. „So etwas sind wir leider gewohnt“, kommentiert Schmiedel diese Verteidiger der Männlichkeit.

Pinkstinks hofft, mit dem Monitoring Kritik an sexistischer Werbung auch in den ländlichen Raum zu tragen. Während Schmiedel ein Umdenken bei den großen Werbeagenturen feststellt, dokumentiere der Großteil der Meldungen die Werbung kleiner und mittelständischer Unternehmen.

Viele Meldungen erhalte Pinkstinks von Mädchen aus Dörfern und Kleinstädten: „Der Herrenwitz, der in der Großstadt längst verpönt ist, erntet dort noch Schenkelklopfer“. Neben dem Monitoringprojekt will Pinkstinks mit Plakaten, Flyern, Bierdeckeln und Vortragsreihen aufklären und sensilibisieren. Finanzielle Unterstützung erhält Pinkstinks vom Familienministerium.

Nicht zuletzt ist www.werbemelder.in auch ein nützliches Handwerkzeugs für all jene, die das Problem sexistischer Werbung gerne in Form einer künstlerischen Umgestaltung praktisch angehen.

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9 Kommentare

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  • Ich finde es super, dass menschen auf der vorgestellten webseite die möglichkeit bekommen, ein zumindest subjektives problem sichtbar zu machen. Endlich lässt sich zumindest annähernd zeigen, wie viele oder wenige menschen sich von bestimmter werbung selbst gestört oder belästigt fühlen.

    Die betreiber dieser webseite anzugreifen ist hier der tatsächliche angriff auf die meinungsfreiheit. Zu etwas eine meinung haben und diese kund tun ist standard im internet. Produkte, onlineshops, dienstleister und auch sonst so ungefähr alles wird bewertet. Und wenn hier der sexismus von werbeplakaten bewertet wird, kommen vergleiche mit saudi arabien? Das währe vielleicht gerechtfertigt, wenn die entsprechenden werbefachleute eingesperrt oder gesteinigt werden würden,aber nicht sobald jemand sich traut zu sagen, das ein plakat misslungen ist, und menschen schadet.

    Wer kritik verbietet, wie viele der trolle hier, ist nicht pro meinungsfreiheit sondern dagegen.

    Und sich kritisch über einen missstand äussern können ist wichtig.

  • ich will ja nicht wissen, wieviel Staatgeld für diese Pseudo-wichtige Aufgabe als Finanzierung fließen.

  • Gilt das auch für Werbung, in der männliche Körper objektifiziert werden? Oder ist das wieder so ein "bei Frauen sehen wir es kritisch, bei Männern ist es heiß" gedöns?

  • Leider hat es in DE nach 1945 immer wieder Versuche gegeben, den Blockwartgedanken in moderner Form wieder zu beleben.

    Zenhtausende Frauen schrubben tagtäglich in Arbeitskitteln Büros, Schulen, Krankenhäuser usw. Das ist (akzeptierte) Realität. Aber die Frau in der Staubsaugerwerbung ist der Skandal.

  • Ist nur blöd, dass auf dem Bild zum Artikel gerade keine sexistische Werbung abgebildet ist, da es einen objektiven Zusammenhang zwischen der beworbenen Ware (Dessous) und dem Inhalt des Plakates gibt.

     

    Zu erkennen ist eine starke und selbstbewusste Frau, die weiß was sie möchte und die Ware trägt. Der von Dritten angebrachte Schriftzug "Sexismus" ist hingegen Sachbeschädigung.

    • @DiMa:

      "Ist nur blöd, dass auf dem Bild zum Artikel gerade keine sexistische Werbung abgebildet ist, da es einen objektiven Zusammenhang zwischen der beworbenen Ware (Dessous) und dem Inhalt des Plakates gibt."

      Der Zusammenhang wäre dann hinreichend dafür, dass etwas sexistisch ist oder nicht?

      "Zu erkennen ist eine starke und selbstbewusste Frau..."

      ... ok. Scheinbar reicht also nicht nur der Zusammenhang. Vielleicht gucken Sie nun noch mal das Foto an und belesen sich darüber, was eine sexistische Werbung ausmacht...

      • @Uranus:

        Nehmen wir beispielsweise das Interview in ter taz vom 09.10.2017 mit Frau Koch-Köbel. http://www.taz.de/!5454355/#bb_message_3538193

         

        Darin wird sehr genau aufgearbeitet, was sexistische Werbung und und was nicht.

         

        Die Frau auf dem Plakat stellt alles andere als ein willenloses unterwürfiges oder käufliches Sexualobjekt dar. Dessous selbst dürfen auch in der Öffentlichkeit beworben werden.

         

        Wo sehen Sie ein Probelm?

  • Ehrlich gesagt halte ich von solchen Seiten rein gar nichts. Im Grunde offenbart sich hierin eine Bevormundende und dem Individualismus entgegenstehende Geisteshaltung. Vergleichbar mit der Moralpolizei in Saudi Arabien.

    • @insLot:

      Ich stimme Ihnen 100% zu.