piwik no script img

Diesel-Skandal bei VolkswagenHohe Prämien für Schrott-Diesel

Um Fahrverbote zu verhindern plant VW, alte Diesel-Autos zu verschrotten. Für große Modelle kann diese Prämie im fünfstelligen Bereich liegen.

Ist bereit Milliarden zu zahlen, um Fahrverbote abzuwenden: Volkswagen Foto: dpa

Wolfsburg dpa | Über Umtauschprämien in 14 Städten mit besonders belasteter Luft hinaus plant Volkswagen bundesweit die Verschrottung alter Diesel. Dabei geht es um die Rücknahme und Verschrottung ältere Dieselfahrzeuge der Marken VW, Seat, Skoda und Audi mit den Abgasnormen 1 bis 4. Autobesitzer, die den Umtausch wollen, erhalten demnach eine Prämie – diese soll den Angaben zufolge in der Spitze und für die besonders großen Modelle bei bis zu 10.000 Euro liegen. Ziel ist, drohende Fahrverbote zu verhindern.

In den 14 Städten soll es zusätzlich zu Umtauschprämien ein Sonderprogramm für Diesel-Autos der Abgasnormen 4 und 5 geben. Ein Volkswagen-Sprecher kündigte an, am Donnerstag werde der Konzern sich zu den Details des Dieselumtauschprogramms äußern.

Im kürzlich vorgestellten Diesel-Konzept der Bundesregierung sind Hardware-Nachrüstungen für Euro-5-Diesel neben Umtauschaktionen als Möglichkeit vorgesehen, um die Luft in Städten mit hoher Schadstoffbelastung zu verbessern. Bezahlen sollen dies die Autohersteller. Diese lehnen Hardware-Nachrüstungen aber ab.

Zuvor war bekanntgeworden, dass Volkswagen über einer Million Diesel-Besitzer vom 1. November an Umtauschprämien anbieten will. Die geplanten Prämien sollten im Durchschnitt bei etwa 4000 Euro für Diesel der Abgasnormen Euro 1 bis Euro 4 liegen – und bei 5000 Euro für Euro-5-Diesel.

Es geht um 1,4 Millionen Autos und 7 Milliarden Euro

Die große Koalition streitet derzeit über mögliche Milliarden-Bußgelder für Autobauer. Hintergrund ist die Weigerung der Hersteller, bei möglichen technischen Nachrüstungen älterer Diesel-Autos die Kosten vollständig zu übernehmen. Dies ist neben Kaufanreizen für sauberere Autos ein zentraler Punkt eines Maßnahmen-Pakets, auf das sich Union und SPD im Kampf gegen Fahrverbote geeinigt hatten.

Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) lehnt Bußgelder gegen Autohersteller ab. Er setzt vor allem auf Kaufanreize. Die Hersteller würden „attraktive“ Umtauschprämien anbieten, es gehe um 1,4 Millionen Autos und ein Volumen von sieben Milliarden Euro, hatte er vergangene Woche gesagt.

Anfang der Woche war bekannt geworden, dass mit Opel der nächste deutsche Autobauer im konkreten Verdacht steht, die Abgase von Dieselfahrzeugen mit umstrittenen Software-Funktionen manipuliert zu haben. Das Bundesverkehrsministerium hatte einen amtlichen Rückruf für europaweit rund 100 000 Autos der Typen Insignia, Cascada und Zafira angekündigt. Darüber hinaus brummte die Staatsanwaltschaft München der VW-Tochter Audi ein Bußgeld von 800 Millionen Euro auf. Grund seien „Abweichungen von den regulatorischen Vorgaben“ bei bestimmten Dieselmotoren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Was für ein Armutszeugnis.

    "Kampf gegen Fahrverbote" heißt es da. Der eigentliche Kampf sollte für saubere Luft geführt werden, aber da lässt sich die deutsche Politik wohl nur von Gerichten treiben, statt selbst zu agieren..

    • @emanuel goldstein:

      Aber aber! Wenn wir nicht mehr mit dreckschleudernden SUVs durch die Innenstädte brettern können, haben wir auch keinen Grund mehr zum Atmen!

  • Wie war das mit Gletscherschmelze..? - Doch nur ein PR-Gag für den umweltbewussten Autofahrer? Umrüsten auf Erdgas/Power to Liquid und Deutschlands EU käme den Klimazielen ein Winziges, ein Minimales, ein Klitzekleines, ein Tippeltappel Schrittchen näher.



    Die Energiewende in dreissig Sekunden.

  • Ja, das ist natürlich gut für die Industrie, schlecht fürs KLima (ich glaube mich zu erinnern, das der Bau eines Neuwagens soviel Energie benötigt wie er in den ersten 80.000 km Sprit verbraucht) und noch schlechter für die Idee das Verkehrkonzept umzustellen.

    Besser wäre gewesen:

    Technische Umrüstung vorgeschrieben

    PLus Strafzahlung von 10 Mrd oder so.

    Zweckbindung der Strafzahlung an den Umbau des ÖNV und der Radwege in Metropoleregionen.

    Steuerliche Förderung für den Kauf von e-bikes durchz.B. MwSt Freiheit bis eben die Strafzahlungen saldiert und ausgeglichen sind.

    So fahren wir eben weiter Auto und verstopfen die Innenstädte. Sagt mal Politiker: Habt ihre denn die Warnschüsse der Wähler nicht gehört??

  • Wie bei solchen Umtausch-Aktionen wohl die Ökobilanz aussieht? Die positiven Auswirkungen der Reduzierung von Luftverschmutzung durch die neuen, "sauberen" Fahrzeuge müssten ja erstmal gegengerechnet werden mit der Umweltverschmutzung, die durch die Verschrottung der noch ziemlich jungen alten Diesel und die Herstellung der neuen entsteht. Ist ja nicht so, dass solche Vorgänge klimaneutral wären. Ich kann mir kaum vorstellen, dass dabei eine positive Ökobilanz herauskäme...



    Aber ach, ich vergesse irgendwie immer, dass es hier nicht ums Klima geht, sondern darum, die heilige Göttin Autoindustrie nicht zu erzürnen...

  • Das rentiert sich bestimmt, mein 7 Jahre alter Golf Diesel wird verschrottet, ich bekomme 2000 Euro Prämie und kann mir dann endlich einen Neu- oder Jahreswagen kaufen - wer zahlt eigentlich die Differenz?

  • Umtauschprämie - ja, das macht Sinn! Ab mit dem vier Jahre alten Auto in die Schrottpresse, damit ich VW wieder Geld rüberschieben darf. So gnädig!