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Die Wochenvorschau für BerlinWirklich, Blumen?

Zahlreiche Demos und Kundgebungen zum Frauenkampftag am 8. März und ein öffentlich Piss-In: In dieser Woche ist solidarisches Kämpfen angesagt.

Demonstration am 8. März 2021: Jeder Tag ist Frauenkampftag Foto: dpa

Berlin taz | Bescheiden geht es in die Woche, aber nicht kampflos. Denn, frau* hört und liest es vielleicht öfter: vielen Lei­dens­ge­nos­s*in­nen ist eigentlich nach Ruhe und nach Abebben des Alarmzustandes nach dem fortwährenden „Zuständig-Sein-Müssens“ während der Pandemie. Eigentlich ist schon längst die Luft raus, vor allem bei Frauen*, die nicht im doch komfortablem Homeoffice sitzen können, sondern an den Kassen, am Bett von zu pflegenden Menschen oder im Schichtdienst. Erst Corona, dann dieser unfassbar brutale Krieg Putins geht an Nerven und Reserven.

Aber das ist natürlich nichts im Gegensatz zu den Frauen*, die als Flüchtende gerade Beistand brauchen. Auch wenn es nicht gerade beliebt ist, Blumen zu verschenken, vor allem nicht am Frauenkampftag, so rühren doch die aktuellen Bilder am Hauptbahnhof, wo flüchtende Menschen von ihren Angehörigen mit Blumen empfangen werden. Vielleicht also doch Blumen für alle, die es gerade brauchen in dieser Woche – und für alle, die tun, was sie können, damit diese Welt ein wenig lebenswerter wird.

Denn es beginnt es mit den kleinen Dingen. Mit sauberen Toiletten zum Beispiel. Am Montag, dem 7. März, findet um 17 Uhr ein öffentliches „Piss-In“ vor dem Roten Rathaus der Kampagne „Pee for Free“ statt. Mit der Petition fordern die Veranstalter mehr nachhaltige und hygienische Toiletten an öffentlichen Plätzen.

Am Montagabend rufen aber auch schon die ersten feministischen Kollektive vor dem Internationalen Frauenkampftag zu Vorabend-Demos auf: Am Leopoldplatz unter dem Motto: „Raus mit Kochtopf und Krawall“ bereits ab 16.30 Uhr und später am Oranienplatz ab 18 Uhr geht es mit „Freiheit ist unser Traum, Revolution ist unser Versprechen“ nur für FLINTA* (Das Akronym FLINTA* steht für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen) auf die Straße.

Heraus zum 8. März!

Am Dienstag dann, dem 8. März, werden um 11 Uhr das „Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung“, Omas gegen Rechts und das polnische, queer-feministische Kollektiv Dziewuchy auf dem Nettelbeckplatz mit einer Kundgebung gegen Genitalverstümmelung sowie für die Abschaffung des §218 und §219 in Polen und Gewalt gegen Frauen aufklären und protestieren.

Ebenfalls um 11 Uhr, findet die Kundgebung „An Care denken – Kämpfe vereinen, Überlastung beenden!“ von einem breiten Bündnis aus feministischen Gruppen, Gewerkschafter*innen, Klima- und Care-Aktivist*innen am Rosa-Luxemburg-Platz statt. Wer lieber Fahrrad fährt, ist um 12 Uhr beim „Purple Ride“ ab dem Mariannenplatz an der richtigen Stelle. Um 15 Uhr läuft die Allianz internationaler Fe­mi­nis­t*in­nen unter dem Motto „We break your borders, we smash your fascism!“ am Leopoldplatz los, hier ebenfalls nur FLINTA*.

Politische Mitbestimmung, darum geht es ab Donnerstag, dem 10. März, da startet nämlich die Unterschriftensammlung der Berliner Volksinitiative „Demokratie für alle“. Die Initiative fordert unter anderem die sofortige Senkung des Wahlalters von 18 auf 16 Jahren bei den Wahlen sowie das Wahlrecht für alle – auch für Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft, die seit mindestens drei Jahren in Deutschland leben.

Und ob sie unterschreiben, auf die Straße gehen und protestieren, helfen, wo Hilfe gebraucht wird oder sich um ihr Umfeld und inshallah auch ein wenig um sich kümmern: Danke dafür, wirklich! Statt Blumen.

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