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Die Wochenvorschau für BerlinGegen das (Kneipen-)Sterben

Die Umweltaktivisten von Extinction Rebellion gehen wieder demonstrieren. Den coronagebeutelten Gastwirten geht derweil die Geduld aus.

Klar, um was es hier geht: Am Freitag ruft Extinction Rebellion wieder zu Protestaktionen auf Foto: picture alliance/Christoph Soeder/dpa

Berlin taz | Wahnsinn, was man jetzt alles wieder machen kann, beinahe packt einen da die alte Vergnügungssucht aus fernen Vor-Corona-Zeiten: Kneipe, Freiluftkino, Freibad, erinnern Sie sich noch?, fast alles geht schon wieder – mit ein bisschen Abstand, Anstand und Corona-Etikette, versteht sich. Und Internet zu Hause ist auch nicht verkehrt, denn auch wenn wieder vieles geht, geht nur noch wenig spontan: In den Bädern schwimmt man im fix gebuchten Zeitfenster herum, in den Kinos limitiert die Corona-Sitzordnung den Ticketverkauf. Das Leben, es nimmt wieder Fahrt auf.

Wem da schon der Kopf brummt: Diese Woche gibt’s absehbar mal keine neuen Lockerungen, also kann man in Ruhe noch ein Bier trinken gehen.

Die Gastwirte werden es Ihnen danken: Nicht wenige von ihnen finden, die staatlichen Hilfen in der Coronakrise reichten nicht. „Das versprochene Schmettern der Bazooka haben wir Gastronomen bisher nur verhallt vernommen“, schreibt Simon Bühler, Mitbetreiber von drei Bars, in einem offenen Brief. Der gesetzliche Kündigungsschutz gegenüber den Vermietern reiche zum Beispiel hinten und vorne nicht – auch die Miete müsse bezuschusst werden, sonst schiebe man bald einen riesigen Schuldenberg vor sich her, sagt er.

Denn, klar: Die TouristInnen werden sich nicht in den gewohnten Scharen mit Mojito und Aperol volllaufen lassen, die BerlinerInnen werden das nicht alleine schaffen (wobei...), und die Soforthilfen vom Senat und die anderen Hilfen wie Kurzarbeitergeld, die es bisher gab, kompensieren nicht unvermindert weiter laufende Fixkosten plus Umsatzeinbrüche. Man kann sich vorstellen: Der Druck auf dem (Bier-)Kessel wird da noch steigen.

Endlich wieder: Gegen das Aussterben!

Auch die UmweltaktivistInnen von Extinction Rebellion lassen Kritik wieder lauter werden. Unter dem Motto „Gegen klimafeindliche Wirtschaftspolitik“ sind ab Freitag und noch bis zum 21. Juni dezentrale und digitale Aktionen des zivilen Ungehorsams an die Adresse von Bundesregierung, Ministerien, Lobbybüros und Unternehmen angekündigt. Eigentlich waren die Aktionen schon für Anfang Mai geplant.

Immerhin: Mit der Kaufprämie für Autos müssen sie sich nicht mehr aufhalten, die ist im Corona-Konjunkturpaket der Bundesregierung bekanntlich nicht mit drin, dafür wird jetzt einfach für fast alles die Mehrwertsteuer gesenkt (nicht für Getränke in Bars und Kneipen übrigens...)

Auch nicht zu vergessen: Beinahe sind schon große Homeschooling-Ferien, dieses Jahr muss man aufpassen, dass man dieses traditionelle Jubeldatum nicht einfach verpasst, über französischen Verben, schriftlicher Division und den preußischen Reformen. Wenn nur alle naselang mal Schule ist, Sommerfeste sowieso ins Wasser fallen und Zeugnisse möglichst ohne viel Brimborium und mit spitzen Fingern im Klassenzimmer überreicht werden, dann fehlt natürlich ein bisschen was von dieser kribbeligen Vorfreude, die sonst die beinahe letzte volle Schulwoche (genau genommen beginnt ab Montag die vorletzte!) sonst ausmacht.

Aber sei’s drum, Ferien sind Ferien und wenn die Corona-Ampel in Berlin grün bleibt, wird man die auch genießen können. Nur fix noch den Slot fürs Schwimmbad buchen. Und wenn’s geklappt hat, darauf einen Soli-Mojito in der Bar Ihres Vertrauens.

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2 Kommentare

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  • Corona ist solangsam am Versickern. Sätestens in ein paar Monaten sind wir damit durch. Die durch Corona gezündete Wirtschaftskrise steht erst am Anfang. Da sollte sich keiner täuschen. Tausende und abertausende von kleinen und kleinsten Lädenbesitzern, Kioskbereibern und Kneipiers sind endgültig am Ende und die kommen auch nicht wieder. Das kleine Modelädchen, daß auf der nicht verkauften Kollektion Frühjahr sitzt, kann weder den Ladeneinrichtungskredit, den es bislang abstotterte, noch die neue, bereits bestellte Kollektion bezahlen. Der Kredit bei der Bank muß aber noch jahrelang, zukünftig vielleicht dann sogart von Hartz-4 bedient werden. Hasta la Vista. Das war´s. All die schönen kleinen Kneipen, pleite. Der Schutz für Mieter läuft im September aus. Ob alle Vermieter, die ja auch noch bei der Bank in der Kreide stehen, weiterhin nett sein können? Oder steht dem Kleinvermieter, der das Gros der Vermieter in Deutschland ausmacht, nicht fianziell auch das Wasser bis zum Hals? Der Rattenschwanz an finanziellen Verpflichtungen ist unüberschaubar. Man kann nicht einfach einen Teil der Wirtschaft für ein viertel Jahr zumachen und dann glauben, das man das einfach wieder einschalten kann. Und als Zugabe für die Wirtschaftskatastrophe gibt es das psychische Coronaüberbleibsel, daß man im Mitmenschen einen potentiellen Todesbringer sieht. Ich weiß nicht, wie Corona entstand oder wie es über uns kam, aber wenn ich Filmemacher wäre, hätte ich viel Stoff für Geschichten

    • @Thomas Schöffel:

      Danke für diesen Kommentar, der es einfach treffend zusammenfasst !