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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Merkel greift durch, Blome hat auch mal einen klugen Gedanken, und Premier Cameron demonstriert seine Skrupellosigkeit.

Feministisch bewandert – vom „Bild“-Vize zum „Spiegel“-Vize? Nikolaus Blome bei der Präsentation seines Buches über die inneren Geheimnisse der Frau. Bild: imago/Christian Schroth

t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Eurokrise, Kriegsgefahren, soziale Schieflage.

Was wird besser in dieser?

Merkel greift durch und fordert in ihrem aktuellen Videoblog endlich die Radfahrer dazu auf, sich an die Verkehrsregeln zu halten.

Bild-Journalist Nikolaus Blome wird am 1. Dezember stellvertretender Chefredakteur des Spiegel. Steht die Welt plötzlich kopf?

Als führende Feministin zunächst mein Glückwunsch: Auf der Suche nach einer liberalen Blattmacherin findet man den Vizechef der Bild. Das wird die Debatte um eine „Spiegel-Quote“ beruhigen. Blome gehört auf die übersichtliche Liste von Springer-Führungsleuten wie Spreng oder früher Boehnisch, in die sich ab und an ein kluger Gedanke verläuft. Damit ist Blome dort ausentwickelt, siehe BamS-Veteran Strunz, der nun ein Austragsstüberl bei Sat.1 moderieren muss. Schließlich die Blattlinie: wirtschaftspolitisch hat der Spiegel manche Modetorheit mitgetanzt, die in den letzten 20 Jahren unter dem Label „Neoliberalismus“ im Angebot war. Man schrieb von den „großen drei“ – Spiegel, Bild und FAZ –, die in einer Art Buddy-Kultur gemeinsam meinungsführten. Fazit: Cui bono? Wem nützt es, wenn die aktuelle Spiegel-Führung „im Zweifel link“ daherkommt? Der nächsten.

Großbritanniens Premierminister David Cameron hat höchstpersönlich den Anruf an den Guardian getätigt, um weitere Enthüllungen zu verhindern. Wem kann man noch vertrauen?

Den bewährten britischen Sitcom-Autoren, die offenbar auch die Regierung durchscripten: Wenn der Regierungschef sicher sein will, dass sein Eingriff rauskommt, ruft er selber an – bei einer Zeitung, die garantiert nicht kuscht. Der Guardian wiederum würde alle überraschen, hätte er nicht Sicherheitskopien des inkriminierten Materials. Kurz: Cameron demonstriert Vasallentreue und Skrupellosigkeit, der Guardian hat seine eigene Spiegel-Affäre, wenn er sie denn bräuchte. Man wäre fast beglückt, wenn der Irrsinn immer so dummdreist daherkäme.

Hunderte Menschen sollen bei Chemiewaffenangriffen des Assad-Regimes ums Leben gekommen sein – und das, während sich UN-Inspekteure im Land aufhalten. Wie lange darf der Westen noch zuschauen?

Obama zehenspitzt seit Monaten an seiner „roten Linie“ längs, exakt der Nachweis des Einsatzes von Chemiewaffen wäre der „point of no return“. Kann man auch andersherum lesen: Wer immer die USA in einen ungewinnbaren Krieg lotsen möchte, muss für dieses Verbrechen sorgen. Behält Obama die Nerven, darf er 10 bis 20 Prozent seines Friedensnobelpreises behalten hinterher. Im Grunde eine deutlich professionellere Cover-Version der Joschka-Fischer-Irak-Melodie „I am not convinced yet“.

Finanzminister Wolfgang Schäuble spricht von einem dritten Hilfspaket für Griechenland. Eine Tragödie ohne Ende?

Die ablaufende Legislatur – und größer noch: die aktuelle politische Epoche – hat ein dröhnend dominantes Thema: die Banken- und Währungskrise. Eine Tragödie wäre, wenn es gelänge, dies im Wahlkampf komplett geheim zu halten und Merkels parareligiöser Wohlfühlstrategie anheimzufallen. Die kurzfristige Gefahr mag die AfD sein, die ein paar riskante Prozente abgreifen könnte. Langfristig wird Deutschland nicht damit durchkommen, sich an einer Krise der Freunde dumm und dusselig zu verdienen. Als Brandt und Bahr die neue Ostpolitik erfanden, den „Wandel durch Annäherung“, war das im Schatten des Mauerbaus extrem unpopulär. Zehn Jahre später gewann es der SPD die Macht. Nicht, dass Schäuble mit der Nummer mit 81 Jahren Kanzler wird. Doch der vorausschauende Entwurf europäischer Innenpolitik ist der grundstürzende Gegenentwurf zum aktuellen Egotrip der Deutschen.

Bradley Manning wurde zu 35 Jahren Haft verurteilt. Dann kam die Information, dass er „Chelsea“ heißen und eine Hormontherapie beginnen will. Kommen Sie da noch mit?

Ja, logo. In einem Land, wo Weiße straffrei herummorden dürfen, wenn’s nur einen Kapuzenmann trifft, muss die Verteidigung schon vorausschauend planen, wenn sie einen armen Kerl vor dem Ablauf der 35 Jahre freibekommen will. Was immer in Mannings Herz und Hose los sein mag, als durchgeknallter Spinner, der nur in Ruhe Frauenfummel tragen möchte, sind seine Chancen vielleicht besser.

Und was machen die Borussen?

Hallo? Schalke? Von alleine absteigen macht keinen Sinn! So macht uns das keinen Spaß! (FRAGEN: CAK, LMA)

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Friedrich Küppersbusch
Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".
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2 Kommentare

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  • thanx for licking my brain, Friedy!

  • J
    joHnny

    noch einmal:

     

    werter f. küppersbusch,

     

    gut, daß uli hoeneß kein

    fahrrad fährt!!

     

    mfg