Die Wahrheit: Schimmel
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem erfreuen, das aufräumt mit einem Juwel der Schöpfung.
Bei uns im Bad im obren Eck
begann, ganz ohne uns zu fragen,
ein Schimmelpilz als grüner Fleck
an Dusch- und Rigipswand zu nagen.
Sofort war klar: Wer so verschmutzt,
wird kompromisslos weggeputzt.
Doch als ich mit der Flasche Chlor
das Bad betrat, da rief der Schimmel:
„Halt ein, mein Freund! Was hast du vor?
Lass ab von deinem Blankputzfimmel!
Weißt du nicht, dass Chlor ätzend ist,
barbarisch und verletzend ist?
Dabei sind wir höchst wunderbar.
Wir Schimmelpilze haben Nutzen.
Mal sind wir Antibiotika,
mal Käs-Veredler. Derlei putzen,
verkennend als gemeinen Dreck,
ja eigentlich bloß Deppen weg.
Wie meisterhaft wir als Myzel
die seidig feinsten Fäden spinnen:
Ein solches Mikro-Flaum-Juwel
verehrt man – und wischt’s nicht von hinnen!“
So sprach er, wirklich sehr bemüht.
Ich hab ihn trotzdem eingesprüht.
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