Die Wahrheit: Fluch der Schlagzeuger

Autobiografien mehr oder minder Prominenter sind zwar auch auf den Britischen Inseln extrem häufig, dort aber ebenfalls selten interessant.

Ich kam 1964 als neuntes Kind des tschechischen Halma-Großmeisters František Soček und der Strickwarenfachverkäuferin Ruth Maria Nestl in Borsigwalde auf die Welt. Da ich bereits lesen, schreiben und kopfrechnen konnte, kam ich mit drei Jahren in die 5. Grundschule, die später unter Anwesenheit von Bernhard „Serengeti“ Grzimek in Angedenken an seinen verstorbenen Sohn in Michael-Grzimek-Schule umbenannt wurde. Grzimek hatte die vom Aussterben bedrohte „possierliche Steinlaus“ zur Feier mitgebracht.

Was? Das interessiert Sie nicht? Dabei liegen Autobiografien derzeit total im Trend. Wirklich alle schreiben ihre Memoiren. Zum Beispiel Matthew Perry, einer der Stars der Serie „Friends“, die von 1994 bis 2004 ausgestrahlt wurde. Perry erzählt, dass er sich an die Dreharbeiten nicht erinnert, weil er stets betrunken war. Er glaube aber, dass er eine Affäre mit Julia Roberts nach deren Gastauftritt in der Serie hatte.

Sein Kollege Marcel, das weißköpfige Kapuzineräffchen, das in den ersten Folgen als Haustier von David Schwimmer mitspielt, schreibt ebenfalls eine Autobiografie. Bisher ist laut Waterford Whispers durchgesickert, dass Jennifer Aniston versucht habe, Marcel zu verführen, um über ihre Scheidung von Brad Pitt hinwegzukommen. Später tauchte Marcel noch einmal bei der Erfolgsserie „Friends“ auf. Er hatte inzwischen in Hollywood Karriere gemacht und lud die sechs Freunde zu Dreharbeiten ein. In seinem neuen Film spielte Julia Roberts mit, was erklärt, warum Perry an eine Affäre mit ihr glaubt.

Ebenso explosiv wie Marcels Buch könnte die Autobiografie von Prinz Harry mit dem englischen Titel „Spare“ werden. Sie erscheint zwar erst am 10. Januar, aber jetzt schon liegen die Nerven bei der britischen Königsfamilie blank. Dabei soll Harry seine Memoiren nach dem Tod der Oma entschärft haben. Keine Details über psychologische Folter, Suizidgedanken, Rassismus und Nazi-Uniformen zu Halloween?

Aber der Prinz beschreibt offenbar das Verhältnis zu seinem Bruder. William soll eifersüchtig auf Harrys roten Haarschopf gewesen sein. Den soll Harry von Lady Dis Seitensprung James Hewitt geerbt haben, während William die schütteren Haare von Charles geerbt hat. Einmal bat William die Oma, Harry zu skalpieren und ihm den Skalp zu schenken.

Bono darf im Reigen der Autobiografen natürlich nicht fehlen. Aber will man das wirklich lesen? Der Schlagersänger hat in seinem ganzen Leben nichts getan, was er nicht sofort den Medien gesteckt hätte. Jetzt behauptet er, dass die Irisch-Republikanische Armee ihn umbringen wollte. Der musikalische IRA-Flügel vielleicht.

Interessanter dürfte das Buch sein, dass der U2-Schlagzeuger Larry Mullen geschrieben hat. Es heißt: „Im Schatten von Bonos Arsch“. Die Band sei fast fünf Jahrzehnte überall in der Welt aufgetreten, schreibt Drummer Mullen, aber er litt unter dem „Fluch der Schlagzeuger“: Er musste stets auf den Hintern des Sängers starren.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

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