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Die WahrheitTödliche Mädchen

Jenseits aller Klischees gilt auf immer und ewig die Wahrheit: Katzen und kleine Mädchen können, erfordert es die Situation, eiskalte Killer sein.

K leine Mädchen mag ich. Früher war das nicht so, da waren mir kleine Mädchen eher gleichgültig. Ich würde das mit Katzen vergleichen, aus denen ich mir nichts mache. Immer, wenn ich dann aber doch mal eine Katze hatte, machte ich mir durchaus etwas aus dem Tier. Ein richtiges Verhältnis zur Katze ist allein schon deshalb sinnvoll, weil die „Samtpfoten“ oder „Stubentiger“, von ihrem Naturell her, eiskalte Killer sind.

Freunde haben sich eine Katze gekauft, irgendwas Abessinisches, also eine uralte Züchtung. Sie ist schmal und sehr klein, hat ein kurzes, sehr samtiges Fell und bereits beide Hasen der Familie umgebracht. Gefressen hat sie ihre Opfer jedenfalls nicht, nur spielerisch verstümmelt. Dabei waren beide Hasen wesentlich wuchtiger als die Katze, Typ „Watership Down“ – also wie in dem niedlichen britischen Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1978. Nur denken Hasen eben nicht von früh bis spät ans Töten.

Womit wir wieder bei den kleinen Mädchen wären. Ich glaube schon, dass sie vergleichsweise selten ans Töten denken. Eher sind sie von aufreizend ausgleichendem Gemüt. Unlängst kam es unter unserem Fenster zu einer Massenschlägerei mit massenhaftem Polizeiaufgebot. Es gibt viele Wettbüros in unserer Straße, das Wetter war warm. Es handelte sich um eine recht tumultuöse Auseinandersetzung vom Typ: „Ich hau dir auf die Fresse, auch wenn du gerade in den Krankenwagen geschoben wirst! Ich hau auch dem Sanitäter auf die Fresse! Und nebenbei fick isch deine Mudda!“

Klischees und mehr

Ich kommentierte nur, betont gelassen: „Herrje, da prügelt sich wieder die Kundschaft aus dem Wettbüro.“ – Die Töchter, hellhörig: „Was soll das heißen?“ – „Na ja, die Türken oder Araber, die dort immer ihre BMWs in der zweiten Reihe …“ – Die Töchter, empört: „Das ist ein Klischee! Und es ist rassistisch!“ Ich verwies auf Augenschein und Evidenz, dass sich hier nicht gerade Sven-Erik und Söhnke gegenseitig die Zähne ausschlugen. Die Töchter beharrten auf ihrem Standpunkt.

Wenn’s aber darauf ankommt, und darauf will ich hinaus, können kleine Mädchen töten, wie nur kleine Mädchen – oder Katzen – töten können.

Meine kleine Nichte geht in Spanien auf eine öffentliche Schule. Dort wurde sie, wie mir ihre Mutter versicherte, von einer Lehrerin gemobbt. Als Hellhäutige hat man es im sonnigen Ausland nicht immer ganz so leicht, wie antirassistische Ak­ti­vis­t*in­nen sich das hierzulande gern zusammenfabulieren. Jedenfalls litt das Kind jahraus, jahrein.

Neulich war Abschlussfeier ihrer Jahrgangsstufe, in Spanien eine feierliche Sache. Meine Nichte ging, wie immer, salopp – und wurde am Eingang des Saals von ihrer Lehrerin aufgehalten: „Was? Du wirst doch nicht in diesen stinkenden Turnschuhen auf das Fest gehen?“

Ihre Antwort: „Doch, das werde ich. Und auf Ihre Beerdigung auch.“

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Inlandskorrespondent
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14 Kommentare

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  • Das passt das Böse Mädchen von K.I.Z rein, denke ich mal:

    www.youtube.com/watch?v=Nsvjl7LbSJ8

    "Ich will ein böses Mädchen, 'ne echte Schlägerbraut



    Die von der Schule fliegt, weil sie sich mit Lehrern haut

    Sex in der Platte und unten in der Waschküche



    Selbst 'ne Ratte hätte höhere Ansprüche



    Mir ist's egal, denn sie ist ein Rasseweib



    Die meinen Namen nachts durch die ganze Straße schreit

    Sie ist ständig im Dispo, fliegt aus jeder Disco



    Gesicht wie ein Engel und 'ne Rechte wie Klitschko



    Sie hält sich über Wasser nur durch Krumme Dinger"

  • Wieder mal vom Balkon runtergeglotzt!



    ..Die Töchter, hellhörig: „Was soll das heißen?



    Kicher!



    ....Ihre Antwort: „Doch, das werde ich. Und auf Ihre Beerdigung auch.“...



    Brutal und Jutigut!



    Hier sind vier harte Nichten:



    Wir kennen deine Stimme, wir kennen dein Gesicht aber mögen, mögen wir dich nicht!



    www.youtube.com/watch?v=vtob8OV7NKY

    • @Ringelnatz1:

      Oh puh, dsas haut jetzt aber doppelt rein. Erst diese klasse Geschichte. Und dann, dann...Um es frei nach Joschka Fischer zu sagen:

      Welch Lied in dieser Affäre.

      Von den *Vier harten Nichten*: Wir kennen deine Stimme...

      Das ist das schöne auch an der Satire. Wenn es gut ab geht, dann kommt noch was Gutes oben drauf.

      Kleines satirisches Feuerwerk das hier.

      Ich mag Nichten. Zum Glück habe ich drei.

      • @Moon:

        Oh, Jungs,



        ich habe -Nichte- bei Tucho gesucht und bin auf- Die Familie- gestoßen. Trän...



        Die Jungs waren wirklich gut!



        ....Die Familie (familia domestica communis, die gemeine Hausfamilie) kommt in Mitteleuropa wild vor und verharrt gewöhnlich in diesem Zustande...



        www.textlog.de/tucholsky-familie.html



        ...... Die seligen Herrnfelds stellten einmal in einem ihrer Stücke eine Szene dar, in der die entsetzlich zerklüftete Familie eine Hochzeitsfeierlichkeit abzog, und nachdem sich alle die Köpfe zerschlagen hatten, stand ein prominentes Mitglied der Familie auf und sagte im lieblichsten Ton der Welt: »Wir kommen jetzt zu dem Tafellied –!« Sie kommen immer zum Tafellied....



        Isidor Blumentopf, Samuel Bambus..;-)



        Natürlich keine Ahnung gehabt!



        de.wikipedia.org/w...-Herrnfeld-Theater

        • @Ringelnatz1:

          Noch Ahnungsloser. Jedoch: "textlog.familie" gelesen. Ein Peter Panter kennt keine Gnade. Der geht schon rein, der Text. Sage mir aber: Wo Schatten ist, da ist auch Licht. Familie ist o.k.



          War wieder ein guter Tipp.

      • @Moon:

        Mit Nichten. Mal - Die Zwei - 🙀🥳 -

        Die eine verkloppte mühelos die Jungs -



        Die ihrem älteren Bruder an die Wäsche wollten.



        Die andere quittierte das Telegramm ihres Jüngsten noch verbliebenen “Sitze im Schuldturm. Löse mich bitte aus - Bübchen - “ so “Sieh zu wie du zurecht kommst. Habe selber kein Geld - deine Mutter - “

        kurz - die eine ming Mouder - die andere ming Tant - ooch ne 🔩 - 🙀🥳 -

        Die Meise



        Auguste, wie fast jede Nichte,



        Weiß wenig von Naturgeschichte.



        Zu bilden sie in diesem Fache,



        Ist für den Onkel Ehrensache.



        »Auguste«, sprach er, »glaub es mir,



        Die Meise ist ein nettes Tier.



        Gar zierlich ist ihr Leibesbau,







        Das härtste Korn verschmäht sie nicht,



        Sie hämmert, bis die Schale bricht.



        Mohnköpfen bohrt sie mit Verstand



        Ein Löchlein in den Unterrand,



        Weil dann die Sämerei gelind



        Von selbst in ihren Schnabel rinnt.



        Nicht immer liebt man Fastenspeisen,



        Der Grundsatz gilt auch für die Meisen.



        Sie gucken scharf in alle Ritzen,



        Wo fette Käferlarven sitzen,



        Und fangen sonst noch Myriaden



        Insekten, die dem Menschen schaden;



        Und hieran siehst du außerdem,



        Wie weise das Natursystem.« -



        So zeigt' er, wie die Sache lag.



        Es war kurz vor Martinitag.



        Wer da vernünftig ist und kann's



        Sich leisten, kauft sich eine Gans.



        Auch an des Onkels Außengiebel



        Hing eine solche, die nicht übel,



        Um, nackt im Freien aufgehangen,



        Die rechte Reife zu erlangen.



        Auf diesen Braten freute sich



        Der Onkel sehr und namentlich



        Vor allem auf die braune Haut,



        Obgleich er sie nur schwer verdaut.



        Martini kam, doch kein Arom



        Von Braten spürt' der gute Ohm.



        Statt dessen trat voll Ungestüm



        Die Nichte ein und zeigte ihm



        Die Gans, die kaum noch Gans zu nennen,



        Ein Scheusal, nicht zum Wiederkennen,



        Zernagt beinah bis auf die Knochen.



        Kein Zweifel war, wer dies verbrochen,



        Denn deutlich lehrt der Augenschein,



        Es konnten nur die Meisen sein.



        Also, ade, du braune Kruste! -



        »Ja, lieber Onkel«, sprach Auguste,



        Die gern, nach weiblicher Manier,



        Bei einem Irrtum ihn ertappt:



        »Die Meise ist ein nettes Tier.

        • @Lowandorder:

          Klasse. "Der alte aus Wiedensahl". Immer gern und immer wieder. Nach zu lesen: Ernste Erforschung ernster Vorgänge in der Natur. Da muss "Der Alte" näher dran gewesen sein, als das heute für die meißten möglich ist. So klein wie sie sind, Meißen sind intelligente Biester. Was ich mal las. Die picken z. B. auch das Staniol auf Milchflaschenhälsen auf. Beobachtet zuerst im UK.



          Die Auguste - das Gustchen - hat er auch gut beobachtet.



          Schön.



          Weil, anders als eben so wollen wir die Augusten ja eigentlich auch gar nicht haben.

          • @Moon:

            Sach mal so: uns Ohl - der seine frühere Verlobte “…ich würd sie sofort wiedernehmen“ - hingegen zur Frau Dr. rer.oek. meinte - entre nous - “…ihre Schwester ist mir offen gestanden - lieber.“

            unterm— fairerweise —-



            Muß man sagen “…ihren Jüngsten verbliebenen …“ ist einschließlich Mann wörtlich zu nehmen. Ein Eisenfuß + 🚬



            & andererseits =>



            “Ich mußte ab 12 ohne meinen Vater auskommen, Ich brauche mir sowas von Ihnen nicht sagen zu lassen. Wirsing“



            Ming Daughter & Herr Chefarzt. Chapeau.