piwik no script img

Die WahrheitAkku fratze, Intelligenz tot

Kolumne
von Fritz Eckenga

Wer jederzeit Zugriff auf künstliche, auf mobile, auf Intelligenz to go hat, der muss für den Ernstfall aber sowas von gewappnet sein. Eine Anleitung.

W ieso ist künstliche Intelligenz eigentlich manchmal so doof? Na ja, das ist möglicherweise eine doofe Frage. Was auch daran liegen könnte, dass der Fragesteller nicht oft genug „hier“ geschrien hat, als der liebe Gott die natürliche Intelligenz verteilt hat.

Macht aber nichts, das ist meistens kein Problem. Ich habe ja normalerweise jederzeit Zugriff auf künstliche, auf mobile, auf Intelligenz to go. Muss ja nur mal kurz durchwischen – nein: drüberwischen! Dann ist meistens sofort alles da.

Nun gibt es aber doch diese Tage, an denen das mobile Gehirn nicht kann, weil es scheintot ist. Also leer. Voll leer! Das kennt man doch auch von der eigenen Intelligenz. Von jetzt auf gleich: tschüss. Blackout. Nur noch diese unendliche Leere. Als hätte einer den Stecker gezogen. Genau wie beim Smartphone.

Vor Kurzem noch wurde ich kalt erwischt von einem extra für mich einberufenen dreiminütigem Zwischentief über der Fußgängerzone. Ich hatte den Mobilknochen nicht, wie es sich gehört, am Herzen, sondern in der Außentasche getragen, dann Sturm, Hagel, eisige Nässe. Und dann wollte ich nur mal kurz aufs Regenradar patschen, um zu kontrollieren, ob das schlechte Wetter auch tatsächlich stimmt, aber: No Signal, no reaction, Burnout! Akku fratze. Künstliche Intelligenz tot.

Doch selbst wenn ich noch zwei Prozent residual charge gehabt hätte, wäre es ja keineswegs gewährleistet gewesen, dass ich die Entsperrung hinbekommen hätte. Unter Stress fällt mir ja manchmal noch nicht mal das Geburtsdatum oder der Hochzeitstag mit den eingewobenen Sonderzeichen ein, also der Code. Alles weg! Nur noch diese unendliche Leere. Ist es nicht furchtbar, wenn plötzlich beide Systeme ausfallen? Das natürliche und das künstliche?

Doch ich will nicht nur schwarzmalen. Es gibt schon noch Hoffnung. Der Fortschritt schreitet ja fort, als bekäme er es bezahlt. Die neuen Geräte sind so dermaßen entwickelt, dass natürliche Intelligenz praktisch gar nicht mehr erforderlich ist. Brauchst du nicht. Kannst du komplett vergessen. Selbst, wenn du nicht mehr weißt, wer du bist – dein Gerät weiß es. Es hat Gesichtserkennung und Gesichtsentsperrung.

Du musst nur wissen: Damit dein Gerät sich mit deinem Gesicht entsperren kann, solltest du noch ungefähr so aussehen wie zu dem Zeitpunkt, als das Gerät dich kennengelernt hat. Da reicht ja schon ein Zwölftagebart oder ein neues Tattoo, das dir am Hals hochwächst oder ein Lippenherpes oder eine nicht rechtzeitig heruntergezogene Maske und – zack – bist du für das Gerät ein Fremder. Das ist ja ohnehin ein generelles Kennzeichen unserer modernen Gesellschaft: die Entfremdung. Warum sollte es den Geräten da anders gehen als uns?

Zur Sicherheit führe ich deswegen jetzt immer ein Eigenfoto vom Tag des Gerätekaufs mit, das ich dem Apparat zeigen kann. Sonst hätte ich im Ernstfall keinen Zugriff mehr auf meine künstliche Intelligenz. Und das wäre ja doof.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    Das erste KI Gedicht der Welt.

    vimeo.com/282467637



    Sonnenblicke auf der Flucht



    de.wikipedia.org/w...cke_auf_der_Flucht

    Sonnenblicke auf der Flucht.

    Auf der Flucht gezimmert in einer Sommernacht.



    Schleier auf dem Mahle. Säumung Nahrung, dieses Leben.

    Die Stille der Bettler umfängt mich in einer schmausenden Welt.



    Der junge Vogel ist ein Geschoß, vom Sturmwild getragen, im Leben betrogen.

    Seelenvolle Tänze und heiligen Lippen der Schande. Flammen auf dem Flug, Licht in den Kehlen. Das Böse bestet sich auf der Wiese, die Götter rennen. Glocken hallen, Donner schwingen.

    Die Liebe bringt mir das Geschäft, dein leichtes Herz verlangend. Goldene Glieder, wildes Blut, geheime Tiefe, dein himmlischer Reiz und lebendiger Quell beflügelt mich. Du erklirrende, enheilende Gestalt. Züchtiger Glaube erbleicht die Seele.

    ....Die Lyrikerin Ulla Hahn bekam es am Welttag der Poesie zugeschickt und bemerkte nach eigener Aussage nicht, dass es sich um ein von einer Maschine geschriebenes Gedicht handelte, auch wenn sie das Gedicht als nicht neuartig beurteilte und befand, es bemühe sich um „Sinnaufbau durch Sinnabbau“.......

    • @05158 (Profil gelöscht):

      Was naturellement auch nur zeigt -

      Es gibt die Dummheit.



      Das ist nicht zu bestreiten.



      Aber KI gibt es dummerweise - nicht.

      unterm—— irgendwo bei —-



      Heinz von Foerster schön nachzulesen:



      Reine usaWirrworterfindung - um besser Forschungsgelder abzugreifen!



      & Däh! - It works - 😱 -

      So geht das

      • 0G
        05158 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        Jeder Mensch hat ein Brett vor dem Kopf – es kommt nur auf die Entfernung an.

        Marie von Ebner-Eschenbach

        ;-)

  • Tja - “ Künstliche Intelligenz oder künstliche Dummheit?“ - Das ist hier keine Frage.

    Aber hier - Künstliche Intelligenz oder künstliche Dummheit? -



    www.nzz.ch/feuille...ummheit-ld.1405241



    &



    www.piqd.de/techno...ordnung-die-zweite - Heinz von Foerster -

    Na Servus

    • @Lowandorder:

      Was man so unter Intelligenz versteht.

      Die Erfinder der KI glauben offenbar, intelligent wäre, wer ganz genau das tut, was ihm befohlen wurde, wer etwa möglichst fehlerfrei einem Programm folgen kann, das andere, sich ebenfalls für intelligent Haltende, für ihn geschrieben haben. Unter Anwendung von Regeln, die sie ihrerseits auch wieder nur auswendig gelernt und mehr oder weniger fehlerfrei angewandt haben.

      Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, werter L&O, aber mir ist das entschieden zu blöd um als intelligent durchzugehen.

      • @mowgli:

        anschließe mich.