Die Wahrheit: Versuch über die Mondfinsternis
Normalerweise ist Donnerstag der Gedichtetag. Aber außergewöhnliche Konstellationen der Himmelskörper verlangen nach Lyrik außer der Reihe.
Blutschattig grau in Wolken hockt
der Mond getrübt im letzten Eck
als nebelfinstrer Schattenfleck.
Sein dämmrig glänzend Dunkeln lockt
die Menschen zum Trabanten hin,
der sich, gehüllt ins Zwielichtkleid,
ganz samten kränzt mit Dunkelheit.
Voll Andacht hebt sich manches Kinn
zum darbend Blick gen Satellit,
den man in prunkend schwerer Pracht
in purpurgoldner Himmelsnacht
erhaben blässlich thronen sieht.
Doch reimt man drüber, klingt’s en gros
nach Nippes, Kitsch und Rokoko
mit „dämmrig samtem purpurgo-
ldnem Wolken-Andacht“-Pipapo.
Echt schade, doch das muss wohl so.
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