Die Wahrheit: Ein Kürbis klagt an
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die geneigte Leserschaft an einem Poem über einen Halloween-Geschädigten erfreuen.
Wenn Vampire durch die Straße
neben Zombies spukend ziehn,
herrscht gerade jene Phase
die sie nennen: Halloween.
Dann reißt man mich aus der Erden,
oben werd ich aufgeklappt.
Meine ganzen Kerne werden
samt dem Fruchtfleisch ausgeschabt.
Eine schlimme Fratze schnitzen
sie direkt in mein Gesicht
und damit die Augen blitzen,
stellt man in mich Kerzenlicht.
So verhunzt – zur Furchtverbreitung –
werd ich vor das Haus gestellt,
diene nun der Angstbereitung.
Klar, dass mir das nicht gefällt!
Bin ich doch ein Frohgemüse,
nährstoffreich, geschmacklich toll,
fleischig, mürbe, voller Süße.
Drum verspür ich starken Groll,
auf die üblen Spießgesellen,
die aus Jux und Dollerei
meine Optik so entstellen.
Finden die denn nichts dabei?!
Heuer möcht ich Rollen wechseln:
Die stehn rum im Kerzenschein,
ich darf mal Grimassen drechseln
und krieg alle Nascherei’n.
Keine Sorge! Meine Klagen
sind bloß Kürbisfantasien,
die mir helfen zu ertragen
dieses blöde Halloween.
Die Wahrheit auf taz.de
Leser*innenkommentare
Ringelnatz1
F**cked Up Kids - The Maine (Forever Halloween)
www.youtube.com/watch?v=Ouy2F_WYSBU
Bodo Klimmek
Lieber Herr Kürbis,
lässt man dich einfach liegen,
dann fressen dich die Fliegen.
Vielleicht kommt dann auch noch ein Hund
und plaziert neben dir ein halbes Pfund.
Du hast leider nicht die Wahl;
dein Werdegang ist so oder so eine Qual.
So scheint mir ein Ende als Schrecken,
irgenwie doch besser als ein schreckliches Ende...
Pfanni
„So verhunzt – zur Furchtverbreitung – / werd ich vor das Haus gestellt, / diene nun der Angstbereitung. / Klar, dass mir das nicht gefällt!“
Alles halb so schlimm, wenn zuvor der Inhalt dieses „Frohgemüses“ nicht etwa in der Bio-Tonne, sondern über den Verdauungstrakt entsorgt wurde!
Budzylein
@Pfanni Das Problem ist nur: Dazu müsste man das Zeug essen.