Die Wahrheit: Artenschutz für Söder
Lebenslänglich Bayer: Jetzt muss man schon als Erklärbär herhalten für einen Ministerpräsidenten, der Franke ist. Franke! Ist das nicht Warnung genug?
B ayern hat einen neuen Superstar. Markus Söder heißt er und könnte mal Bundeskanzler werden, wie mir aus Presse, Funk und Fernsehen entgegenkommentiert wird. Kaum ein Tag vergeht, an dem ich nicht auf ihn angesprochen werde. Man hält mich für einen Söder-Experten. Ich sei doch Bayer, da müsse ich doch wissen, wie der tickt. Ich soll den Södererklärbär geben. Plötzlich ist ein bayerischer Ministerpräsident, der jahrelang nichts als Gänsehaut verursacht hat, in aller Munde. Söder ist hip. Und ich soll dem Phänomen auf den Grund gehen. Vielen herzlichen Dank auch!
Dabei habe ich von Markus Söder keine Ahnung. Was ich weiß: Der Mann ist Franke. Das sollte allen Warnung genug sein. Dieser Mann darf niemals Kanzler werden. Und die tolle Rede, die er auf dem CDU-Parteitag gehalten hat? Er sei sogar humorvoll gewesen, höre ich. Humorvoll?
Allen wackeren Komödianten, allen tapferen Arbeitern, die in den Bergwerken der Humorbranche nach Pointen schürfen, wünsche ich ein so dankbares Publikum, wie es Söder beim CDU-Parteitag hatte. Wenn wir jetzt anfangen die paar flachen Witze auf Herbert-Hisel-Niveau (bitten unbedingt googeln!), die Söder da gerissen hat, für einen Ausweis von Humor zu halten, dann muss auch die Geschichte der Karnevalsauftritte von Annegret Kramp-Karrenbauer neu geschrieben werden.
Manche halten ihm zugute, dass er gegen den Klimawandel ist. Das müsse man ihm lassen, höre ich dann. Irgendwann wird Söder wahrscheinlich noch dafür gelobt, dass er die Erde nicht für eine Scheibe hält. Andere haben mitgekriegt, dass es in Bayern jetzt sogar einen Runden Tisch für Artenvielfalt gibt – wegen der Bienen und so.
Mich wundert das nicht. Wenn ich Franke wäre, würde ich mich auch für Artenschutz einsetzen. Ein bayernweites Volksbegehren „Rettet die Franken!“ hätte jedenfalls kaum Aussicht auf Erfolg. Bienen können viel. Eine wurde sogar von Gott besungen. Aber Franken? Eben. In Altbayern jedenfalls würde kaum einer für die Franken votieren.
Als 2016 im Freistaat beschlossen wurde, das Gesundheitsministerium von München nach Nürnberg zu verlegen, haben sich 90 Prozent der Mitarbeiter gegen eine Versetzung ausgesprochen. Wer halbwegs bei gesundem Verstand ist – und davon sollte man bei Mitarbeitern eines Gesundheitsministeriums doch ausgehen –, steht einem Umzug nach Franken also eher kritisch gegenüber. Über die genauen Gründe soll hier nicht spekuliert werden. Es muss jedenfalls welche gegeben haben. Dass sie nichts mit Franken zu tun haben, wird aber wohl kaum einer behaupten können.
Eines übrigens weiß ich doch noch über Markus Söder. Er ist in der CSU. Vielleicht reicht das ja als Warnung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“