Die Wahrheit: Herbst im Herbst
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Diesmal darf sich die geneigte Leserschaft an einem Poem über eine melancholische Jahreszeit erfreuen.
Kaum fröstelt nächtens leicht der Hain,
kaum wird er bunt und fällt sein Blatt,
da hat der Dichter Frohsinn satt
und schreibt von Niedergang und Pein.
Kaum kommt die Nacht gefühlt verfrüht,
verkürzt der Tag sich minimal,
schon schreibt die Dichterin von Qual
und dass das Leben jäh verglüht.
In wilden Herbstmelancholien
reimt man sich schwülstig in den Tod,
Hallo Herbst!
in Kümmernis, in bittre Not,
in düstre Friedhofsszenerien
samt trübstem Treiben der Natur,
wo Nebel steigt (das ist ein Muss!).
Im Hochmoor macht mit Schuss wer Schluss.
Memento mori – schwer und pur.
Drum schreib jetzt ich ein Herbstgedicht,
in andrem Ton, mit neuem Klang,
voll Freude, Leben, Tatendrang,
nicht neblig, nein, im Sonnenlicht!
Nur schad, dass grad der Wind so bläst
und Regen sackt aus dunkler Höh,
die Blume welkt, es dorrt der Klee,
ein Blättermeer im Matsch verwest.
Das haut wohl nicht so wirklich hin.
Ich lass es einfach, geh ins Bett.
Ein kraftlos, leeres Menschskelett …
Ach, wie ich melancholisch bin.
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