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Die WahrheitWarum Frauen nicht dirigieren können

Kolumne
von Lea Wittkopf

Natürlich darf sich auch das weibliche Geschlecht gelegentlich an Instrumenten ausprobieren. Aber sind Frauen stark genug für den Jazz?

I n einem fernen Land vor langer Zeit wurde ein kleiner Junge dabei beobachtet, wie er heimlich mit dem Fuß zur Musik wippte. Umgehend wurden die nötigen Konsequenzen eingeleitet und ein großer Stein an seinem Fuß befestigt. Die verweichlichte Kunst der Musik ist schließlich nichts für Jungs!

Bald jedoch wurde der Junge bei dem Versuch erwischt, mit dem anderen Fuß zu wippen, während er einem Konzert der Red Hot Pipperinen lauschte. Als er aber durch die Straßen der Stadt hüpfte und von Ferne Musik hörte, kam ihm eine Idee.

In einer kleinen Seitengasse, machte er vor einem staubigen Fenster halt, in dem er sein Spiegelbild sehen konnte. Dann begann er im Takt der Musik seine Arme zu schwingen. Schon bald hatte der Junge ein kleines Orchester um sich herum versammelt. Als die ersten heimlichen Zuhörer um die Ecke linsten, merkten sie schnell: Der Junge dirigierte ja viel besser als alle Frauen zusammen!

Folglich wurde der Junge mit Auszeichnungen überhäuft. Nun offenbarten sich die offensichtlichen Fakten: Wie soll eine Frau denn einen Schlagzeug-Stick von einem Kochlöffel unterscheiden können, wie kann sie einen Swing-Beat halten und dabei der Versuchung widerstehen, mit dem Besen den Fußboden zu reinigen? Wie soll ein Mädchen denn jemals fähig sein, so viel Bier trinken zu können, dass es so vollkommen in die Tuba blasen kann wie ein Mann? Wie könnte eine Dame jemals so energisch wie ein Kerl Trompete spielen, trotz der ständigen Sorge, dass der Lippenstift verschmiert? Und wie zum Henker soll ein weibliches Wesen ein Orchester leiten, mit einer natürlichen Autorität, die höchstens darauf angelegt ist, die Mäuse aus der Speisekammer zu verjagen?

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So übernahmen die Männer nach und nach alle Positionen, nur an den Geigen und bei den Sängern blieben noch ein paar Frauen über – hauptsächlich zu dem Zweck, gut auszusehen.

Viele Jahre vergingen, und der Junge war ein Greis geworden, der dann auch bald seinen Platz im Himmel links hinter der Wolke sieben einnahm. Von dort sah er viele Musikergenerationen kommen und gehen. Doch eines Nachts hatte er einen eigenartigen Traum: Eine Bienenkönigin setzte eine Revolution in Gang und forderte, von nun an nur noch selbstkomponiertes Summen bei der Arbeit zu benutzen.

Alsbald schickte die Königin eine ihrer besten Revoluzzerinnen los in ein gar nicht so weit entferntes Land, es heißt Deutschland. Kurz darauf wurde ein Mädchen dabei beobachtet, wie es im 7/8-Takt den Bass zupfte. War das etwa dieser Jazz? So was hatte man noch nicht gesehen. Die Situation wirkte so absurd, dass die Leute schleunigst ihre Handy-Kameras zückten, um Doktor Twitter und Professor Instagram zu informieren.

Der Greis stürzte vor Schreck fast den Himmel herunter. Doch was für ein dummer Traum, nie würde eine Frau je stark genug sein, Jazz zu spielen. Lächelnd überließ er den Dingen auf der Erde ihren Gang.

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