Die Wahrheit: Die liberale Handschrift

Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Die Leserschaft darf sich an einem Poem über Nachwehen der Jamaika-Gespräche erfreuen.

Foto: Imago / Gerhard Leber

Die Tagungsräume stehn verlassen,

Jamaika hat sich ausgeträumt.

Jetzt werden leere Flaschen, Tassen

und Schnittchenreste abgeräumt.

Doch halt! Im Wust der vielen Zahlen,

in Krümeln von so manchem Keks,

sind immer noch die Liberalen

auf allen vieren unterwegs.

Die Handschrift muss doch noch wo liegen,

Arme, arme FDP

Es ist aus. Die Idee einer Jamaika-Koalition wird nun doch nicht auf Bundesebene umgesetzt. Die FDP ließ nach über vier Wochen Sondierung die Option platzen. Im Interview mit der „FAZ“ erklärte FDP-Chef Christian Lindner jüngst, es gebe ein Ende der Kompromissfähigkeit, seine Partei sei gedemütigt worden, gar verletzt. Wirklich, das geht doch nicht. Denn ... Foto: dpa

... eigentlich will die Partei doch nur das Beste für die Wähler und Wählerinnen der Bundesrepublik Deutschland. Grundidee des Parteiprogramms: zukunftsorientierte Politik. Dafür sollte die Kohlekraft zwar zurückgefahren werden, aber HALT, nicht zu schnell. Sonst müsse ja aus dem Ausland Energie importiert werden. Foto: dpa

Das Ausland und andere Staatsangehörige sind sowieso so eine Sache. Fliehen Menschen aus dem Krieg? Tja, vielleicht tun es schon zu viele. Die FDP hat auch kein Problem damit, ihnen subsidiären Schutz zu gewährleisten. Sogar 150.000 bis zu 250.000 Personen dürften einreisen. So ähnlich wie die CSU es fordert, nur liberal. Schotten dicht. Für die Freiheit! Foto: dpa

Und auch mit den Inländern meinen die Liberalen es nur gut. Die Arbeitszeiten, sie sollen flexibler gestaltet werden. Weg mit der ollen Acht-Stunden-Regelung. Einfach auch mal 15 Stunden checken, wenn die Nachfrage stimmt. Nur ab und zu. Wenn's nötig wird. Denn, ehrlich mal, dies wird viel zu wenig gefordert: 60-Stunden-Woche für alle! Hört sich viel an? Keine Angst: Da gewöhnt man sich dran. Foto: dpa

Bei so viel guten Ideen fragt man sich: Wieso hämmern wieder alle auf die FDP ein? Schon bei der letzten Bundestagswahl 2013 waren sie die Zielscheibe. Hart niedergeboxt gingen sie aus der Koalition mit der Union heraus – und flogen aus dem Bundestag. Obwohl Rainer Brüderle Spitzenkandidat war (hier im Bild mit Parteichef Philipp Rösler). Apropos Brüderle ... Foto: dpa

... Der ist ja auch ein ganz ein Netter. Gibt sogar Styling-Tipps. Wie damals, 2013. Da hatte er einer jungen „Stern“-Journalistin zugesteckt, dass ihr Busen auch ein Dirndl ausfüllen könnte. Ja mei. Was bloß alle haben? Foto: dpa

Und außerdem: Wer hat denn das Wohl der Männer noch im Blick? Vor dem ganzen Streaming-Dings? Zukunft ist schließlich auch Männersache. Und die FDP ist wirklich die einzige Partei, in der es eine eigene Männergruppe gibt. Okay, andere Parteien machen Männerpolitik auch ohne Männergruppe. Doch hey, die Geste zählt. Freiheit auch für Männer! Sind ja ebenfalls arme Häschen. Foto: Brilliant Eye/photocase

ja, Christian Lindners Schönschreibheft,

in dem wir es verklickert kriegen –

das liberale Kerngeschäft.

Sie suchen krabbelnd nach der Kladde

an jedem Stuhl- und Sesselbein,

selbst unter mancher Teppichmatte,

denn überall kann sie ja sein.

Dann endlich wird die Schrift nach Stunden

in einem Schmutzserviettenmeer

kopfüber von Graf Solms gefunden.

Der reicht sie Sekretärin Beer.

Die war einmal im Lande Hessen

für Bildung und so Sachen da.

Deshalb hält sie auch unterdessen

die Handschrift in die Kamera.

Doch dann der Schock! Die schlimmste Klaue,

mit Tipp-Ex heillos überschmiert,

samt orthografischem Gesaue,

wird da dem Wahlvolk präsentiert.

Am Ende krudester Sentenzen,

bricht egomaner Wahn sich Bahn.

Dort sprengt der Autor alle Grenzen

und nennt sich „toller Christian“.

Und man beginnt jetzt zu begreifen,

an welchem Faden alles hing,

und dass – man will vor Freude pfeifen! –

der Kelch an uns vorüberging.

Comments

[Lowandorder]

;)) - Nu. Dieser Kelch der frommen Denkungsart -

Jau. Dieser Yellow-Knilch blieb uns erspa´t!

Doch dem Unfried Peterle gilt dreimal - Vivat! Vivat! Vivat!

No. Denn Jetzt! Hört dess - Grand Performerranwanzkerle

Gellewelle. Frisch Gestutzt - & Fein Entadornoiert -

Ha noi. Endlich mal - Auf seine Perle.

&

Ja. Zufrieden jauchzet Groß&Klein.

Nu. So isset recht - So soll es sein.

&

Uns? Och. Uns bleibt nur noch -

Auf Schiller sein Piller -

Den Jöhten - zu Flöten ~>

 

"Großer Vorhof des Palasts

 

Mephistopheles:

"Herbei, herbei! Herein, herein!

Ihr schlotternden Lemuren,

Aus Bändern, Sehnen und Gebein

Geflickte Halbnaturen."

 

Tja - Wer möchte da gern Präsi sein?!