Die Union nach der Wahlniederlage: Reif für die Opposition
Armin Laschet und seine Union tun sich noch schwer damit, ihre Niederlage einzugestehen. Dabei ist das Signal des Wahlausgangs unmissverständlich.
D as Publikum, also wir, musste mit Verdruckstheit rechnen, mit Reaktionen der Verstörung, die sich in einem delirierenden, hysterischen Gelächter zeigen. Das wäre für Menschen, die gerade eine katastrophische Niederlage erlitten haben, normal: Dieser Moment, in dem sich jede Einsichtsfähigkeit in ein schlimmes Schicksal nicht zeigen will. So in etwa mussten wir auch erwarten, dass sich Politiker*innen der Union zeigen, etwa ihr Spitzenmann Armin Laschet.
CDU und CSU haben am Sonntag ein Votum attestiert bekommen, das sie als abgehalftert, müde und abgestraft wie nie zeigt. Das steigerte sich noch, als bekannt wurde, dass selbst Wahlkreise, die als Festungen galten, verloren gingen – sehr oft an die SPD, in Sachsen an die AfD, in Thüringen sogar an den Außenseiter Frank Ullrich (SPD), der half, uns Hans-Georg Maaßen zu ersparen.
Stattdessen sahen wir Laschet im Kreise der Spitzenkandidierenden bei ARD/ZDF als ein Ausbund an Leugnung der Niederlage. Seiner Niederlage – auch körperlich vortäuschend, seine Partei habe gerade einen Regierungsauftrag bekommen. Er hatte ja keine Wahl: Würde er sich demütig als Kopf des Desasters bekennen, würde er damit seine politische Biografie für weitgehend beendet erklären. Für ihn geht es ums Ganze, das treibt ihn, was sonst.
Er musste die Rolle geben, die bei Monty Python der Schwarze Ritter innehatte und der, nachdem er besiegt wurde, nur ein: „Einigen wir uns auf unentschieden“, herausbringt. Die CDU/CSU gibt sich eben so: unbesiegbar. Sie ist die (bundesdeutsche) Macht schlechthin, alle anderen für illegitim haltend, weil nur sie und mit ihr (so geäußert von vielen, nur von dem Sachsen Michael Kretschmer nicht) „Zukunft“ sei.
Fast alle sagten: Zuerst das Land, dann die Partei (Kanzleramtschef Helge Braun). Das ist: alles Lüge, ob dieses Größenwahns anwidernde, antidemokratische Unwahrheit: Der Union ging und geht es nur um sich selbst. Sie braucht Erholung – und zwar in der Opposition.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Analyse der US-Wahl
Illiberalismus zeigt sein autoritäres Gesicht
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos