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Die Ukraine rüstet aufKiew verdoppelt Militärbudget

Die Ukraine stockt auf: 2015 soll die Armee 15.000 Wehrpflichtige mehr einziehen. Im Osten des Landes meldet die Armee aktuell sporadische Schüsse trotz Waffenruhe.

2013 gehörten der Armee 130.000 Soldaten an. Bild: dpa

KIEW afp | Inmitten des Konflikts in der Ostukraine will die Regierung in Kiew ihre Militärausgaben mehr als verdoppeln. Das Militärbudget werde im kommenden Jahr auf 50 Milliarden Hrywnja (2,4 Milliarden Euro) aufgestockt, sagte Verteidigungsminister Stepan Poltorak am Freitag im Parlament.

Auch die Truppenstärke der ukrainischen Streitkräfte soll demnach von derzeit 232.000 auf 250.000 Soldaten erhöht werden. 2015 wolle die Armee 40.000 Wehrpflichtige einziehen und 10.500 Berufssoldaten ausbilden, sagte Poltorak. 2013 gehörten der Armee nur 130.000 Soldaten an, 25.000 Wehrpflichtige wurden eingezogen.

Die ukrainische Armee kämpft im Osten des Landes seit Mitte April gegen prorussische Rebellen. Seitdem wurden dort nach UN-Angaben mehr als 4300 Menschen getötet. Am Dienstag hatte erneut eine Feuerpause begonnen, die sich zunächst jedoch als brüchig erwies. Am Freitag verkündet Präsident Petro Poroschenko aber, dass die Waffenruhe mittlerweile eingehalten werde.

Die ukrainische Armee meldete allerdings, dass in der Ostukraine sporadisch geschossen werde. Binnen 24 Stunden seien sechs Mal ukrainische Stellungen beschossen worden, teilte die Armee am Freitag in einer Bilanz mit. Dabei seien mindestens zwei Zivilisten verletzt worden.

Am Anfang der Krise hatte im Frühjahr der Konflikt um die ukrainische Halbinsel Krim gestanden, die schließlich in russisches Staatsgebiet aufgenommen worden war. In der Folge entbrannten Kämpfe vor allem in den ostukrainischen Regionen Donezk und Lugansk zwischen prorussischen Aufständischen und ukrainischen Soldaten. Russland wird vorgeworfen, die Separatisten militärisch zu unterstützen, was Moskau jedoch zurückweist.

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10 Kommentare

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  • Zum Wochenende hat die Ukraine ihre Flughäfen in Charkow, Dnjepropetowsk und Saporoshje geschlossen. Und am Samstag sollen um 23.30 Uhr auf dem Flughafen von Saporoshje zwei US-amerikanische Transportmaschinen gelandet sein, und zwei Stunden später noch einmal zwei. Es wurden Kisten entladen. Bei der Militärbasis in Tschugujew bei Charkow sollen ca. 50 polnische Soldaten gesichtet worden sein, die sehr gereizt auf Versuche reagierten, sie zu photographieren. Kiew hingegen dementierte umgehend diese Meldungen.

    http://sputniknews.com/military/20141214/1015826048.html

    Warten wir mal ab, was sich noch so herausstellt. Gibt es denn keine Journalisten dort?

    Rußland bereitet unterdessen den 10. Hilfskonvoi vor, diesmal mit Nahrungsmitteln, Baumaterial und Geschenken zum Neujahrsfest.

    • @Der_Peter:

      diesmal mit Nahrungsmitteln und Baumaterial - zur Abwechslung mal keine Artilleriegeschütze, Grad-Raketen u sonstiges militär Gerät. Dass die Amis jetzt - vllcht- etwas mehr Entschlossenheit zeigen und auch substantiellere Militärhilfe schicken, und nicht nur ein paar Berater, Nachtsichtgeräte u schussichere Westen, wäre zu begrüßen, so recht kann ich daran aber noch nicht glauben, zuviel ist in den letzten Jahren nur durch halbherzige oder gar keine Aktionen in die Binsen gegangen (siehe Syrien, wenn das dereinst befriedet sein sollte, und der IS besiegt, wird es Generationen dauern bis der Schutt beräumt, und Traumata u Extremismen überwunden sein werden, man hätte es glimpflicher haben können wenn der Westen schneller gehandelt hätte statt erst zuzusehen wie Assad die syr. Städte zerschießt u zu warten bis die Islamisten tatsächlich omnipräsent waren.) In der Ukraine hat hingegen keine Sekunde die Gefahr eines Bürgerkrieges bestanden, er ist von Russland inszeniert, die traumatisierten u von der Propaganda auseinanderdivierten Menschen wieder zusammenzubringen wird sicherlich schwer, die Schäden an Mensch u Material einer solchen Inszenierung sind real. Putin als eifriger Student russischer Kriegsstrategien der Vergangenheit, zuvor schon eingehend in der Praxis ausprobiert (Tschetschenien, Abchasien, SüdossetienTransnistrien) weiß dies natürlich, es war beabsichtigt. Die UN meldet heute in einem Bericht in den sogen. Volkrepubliken seien "Verbrecherregime" errichtet worden: so sehen sie aus, die von Russland unterstützten und gedungenen "Separatisten"

      • @ingrid werner:

        So so, da sind Sie ja ganz detailliert über den Inhalt der bisherigen Hilfskonvois informiert. Sicherlich von Jazenjuk oder Tjagnubok persönlich...

        Sie begrüßen also die "substantiellere Militärhilfe" der NATO für das ukrainische Militär. Ihr gutes Recht. Sicherlich auch den NATO-Truppenaufmarsch im Baltikum? Auf daß sich das vollende, was dieser junge Journalist in einem ukrainischen TV-Sender fordert?

        https://www.youtube.com/watch?v=S9SOVarOFJk

        Und was den Inhalt der Hilfskonvoi

        • @Der_Peter:

          Der Nato- Truppenaufmarsch ist doch nur Reaktion auf den russ. Krieg in der Ukraine. Zumindest seinen eigenen Alianzpartnern muss man beistehen, oder? in den Hilfstransporten mögen bislang tatsächlich nur zivile Güter drin gewesen sein, aber die Militärtransporte gab und gibt es "daneben" zweifellos auch. Was irgendwelche Randfiguren auf ukrain. Seite so fordern ist nebensächlich, zumindest das Recht u die Pflicht ihr eigenes Territorium gg russische Soldaten zu verteidigen hat die Ukraine. Alles andere ist nur russ. Propaganda, irgendwelche Hitzköpfe die dieser Propaganda Futter geben, lassen sich zumal unter radikalen Umständen wie einem Krieg immer finden, das will ich gar nicht in Abrede stellen. Der Krieg aber ging und geht ohne Zweifel von Russland aus.

  • Jedes mal wenn Prädient Putin von der Verdoppelung des Ukrainischen Militärbudgets liest grinst er sich zu Tode.

    Die Realiät ist, dass diese 3 Mia rund 35% weniger sind als die Schweiz ausgibt und etwa 50% von dem was Schweden ausgibt für Bevölkerungs-mässig viel kleiner Länder.

    Am Ende bleibt wahrscheinlich nicht mal diese 3 Mia - da der notwendge Cash in Kiew nicht vorhanden ist.

    Es ist der sinnloseste und chancenloseste Krieg seit den Falkland Inseln.

    • @Sierra :

      Abwarten, Zahlen sind nicht alles, ich bin zwar kein Militärstratege, aber jeder weiß, dass auch finanziell und militär. deutlich schwächere Länder, wie der Irak, Afghanistan, Vietnam (es lassen sich sicher noch viele andere Beispiele finden) selbst vermeintlich weit überlegenen Mächten wie den USA u Russland gravierende Probleme bereiten konnten. Das wird auch sicher in der Zukunft so bleiben. Auch die Ukraine hat sich in diese Geschichte schon eingeschrieben. Nach dem 2. WK haben die Sowjets dort noch Jahre gg Untergrundkämpfer (alles Faschisten selbstredend) gekämpft. Damals konnte man das weitgehend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit veranstalten, heute ist die Welt medientechnisch eine andere. Und kostengünstig wird das sicher auch nicht, sollte sich Putin doch noch entschließen bis zur poln. Grenze durchzumarschieren. Selbst Tschetschenien ist bis heute nicht "befriedet".

      • @ingrid werner:

        Die Ukraine zählt nicht zu diesen Ländern wie Afghanistan oder Vietnam. Dafür hat das Land zuwenig Leadership und Qualität. Die Russen können ohne Stress in 2 Tagen in Kiew sein und dann ist der ganze Spuk sehr schnell beendet.

        Finanziell geht die Ukraine auf dem Zahnfleisch deren Reserven sind komplett erschöpft. Das kann man nicht mit einem Land vergleichen mit 400 Mia USD Reserven und den 6 grössten Goldreserven weltweit.

        • @Sierra :

          Richtig. Aber offensichtlich wollen "die Russen" nicht nach Kiew, oder wie Frau Werner es ausdrückt, "bis zur poln. Grenze", marschieren. Ein Grund für die Ablösung Strelkovs auf Druck Moskaus soll ja gewesen sein, daß er bis nach Kiew wollte. Die Russen hatten im August auch all ihren Einfluß aufgeboten, um die bevorstehende Einnahme Mariupols durch die Rebellen abzuwenden und um die Separatisten Anfang September nach Minsk zu bringen. Erst neulich sagte ein Kommandeur der Separatisten, man hätte längst die ukrainische Armee zerschlagen, wenn nicht Moskau bremsen würde (ist sicherlich leicht geprahlt, aber etwas wird schon dran sein). Also, für all das müßte ja eigentlich Kiew Moskau dankbar sein und sich im Gegenzug mal um eine echte Einigung mit Lugansk und Donezk bemühen, anstatt diese Gebiete abzuschotten und sie geradezu in die Abspaltung zu treiben. Aber inzwischen müßte Kiew ohnehin bedeutend mehr als nur Engelszungen aufbieten, um da noch etwas gutzumachen, da helfen weder die bei Charkow neu aufgestellten Panzerverbände noch die 100 Panzer, welche die US Army nach Litauen, Lettland und Polen schicken will:

          www.washingtontimes.com/news/2014/dec/2/us-army-sending-100-tanks-eastern-europe-deter-rus

        • @Sierra :

          abwarten. Was nicht ist kann noch werden. Auch Afghanistan u Vietnam waren ursprünglich kein Hort guter polit. Führung, was sie erst zum Ziel imperialer Avancen u Stellvertreterkriegen größerer Mächte gemacht hat, aber auch diese Phase endet irgendwann, auf jeden Fall ist es keine gute Wahl Russlands sich bei einem histor mit ihnen so eng verbundenen Volk wie den Ukrainern unbeliebt zu machen, wie man hört hatten die Ukrainer ja bislang noch nicht einmal so recht gewusst was sie sind bzw. was sie mit einer eigenen nationalen Identität anfangen sollten. Kriege haben in der Vergangenheit sehr häufig sogenannten nationalen Erweckungserlebnissen auf die Sprünge geholfen. Kann jemand der Krieg gg mich führt beanspruchen, dass ich eigentlich doch nur zu ihm gehöre, wir quasi eins seien? Nationale Identität bedeutet eben doch nicht bloß ethnische, sprachl. u kulturelle Identität o Nähe, sie ist immer auch politisch definiert und nicht zuletzt ist da auch noch das persönliche Ego der Beteiligten. vllcht schafft es Putin wenn er wollte in 2 Tagen Kiew zu erobern, aber der Guerillakrieg danach wird viel länger u aufreibender sein, vor allem kann Putin dann nicht mehr ggü seinen eigenen Leuten behaupten gar nicht involviert zu sein. Den meisten Russen geht es nicht so gut, dass sie dies längere Zeit goutieren würden, das Vermögen ist in Russland ähnlich stark konzentriert auf wenige wie in der Ukraine. Und wie gesagt, selbst Grozny war nicht in 2 Tagen erobert. Waffen für einen Guerillakrieg scheinen sich auch noch die bankrottesten Länder leisten zu können, wenn man sich in der Welt so umsieht.

  • Man hat's ja :D