„Die Partei“ nun im Bundestag: Ex-SPDler versucht es mit Humor
Der Bundestagsabgeordnete und ehemalige SPD-Politiker Marco Bülow tritt „Die Partei“ bei. Damit sitzt sie nun erstmals im Bundestag.
Angekündigt worden war die Veranstaltung als P-Day. „Ich bin zwar immer noch fraktionslos, aber nicht mehr parteilos“, sagte Bülow. Ab sofort möchte er die Interessen von „Die Partei“ in den Bundestag tragen.
Bülow kritisiert unter anderem, dass die etablierten Parteien im Bundestag vor allem „Lobbypolitik“ betreiben würden. Dadurch würden viele Menschen den Zugang zu Politik verlieren, weil sie sich nicht mehr in den Parteien wiederfinden würden. „Wir haben ein verkrustetes System, das aufgebrochen werden muss“, sagte er. Bülow setzt sich besonders für Sozial- und Klimapolitik ein.
Seit 2002 ist der Dortmunder im Bundestag. Gewählt wurde er immer über ein Direktmandat seines Wahlkreises. Bis 2018 war er Mitglied der SPD und gehörte dem linken Flügel in der Partei an.
Bülow sieht sich selbst nicht als Satiriker
Immer wieder geriet er mit der Parteiführung wegen des Parteikurses aneinander. Seit seinem Austritt aus der SPD vor zwei Jahren ist er fraktionslos im Bundestag. Die Zeit seit seinem Austritt sei positiv für ihn gewesen: „Ich habe viele Anfragen von unterschiedlichen Parteien bekommen, die mit mir zusammenarbeiten wollen.“ Deshalb sehe er den Eintritt in „Die Partei“ nicht als Hindernis, seine politischen Interessen umsetzen zu können.
Bei den Bundestagswahlen im kommenden Jahr will Bülow wieder für seinen Wahlkreis Dortmund I antreten. Dann allerdings nicht mehr für die SPD, sondern für seine neue Partei. „Ich glaube, die Menschen sind offen für Kandidat:innen abseits der etablierten Parteien“, sagte der Abgeordnete der taz.
„Die Partei“ ist bekannt für ihre satirischen Aktionen, die ihr immer wieder die Kritik, keine seriöse Politik zu betreiben, einbringen. Seit 2014 sitzt Martin Sonneborn im Europaparlament, 2019 erreichte „Die Partei“ 2,9 Prozent bei den Europawahlen und damit einen zweiten Sitz, den Nico Semsrott einnimmt.
Sonneborn ist glücklich über Bülows Eintritt in „Die Partei“. „Endlich gibt es eine unseriöse Opposition im Bundestag, die man wählen kann“, so der Parteivorsitzende vor dem Reichstagsgebäude in Berlin. Er sehe die Relevanz von Polemik und Satire gerade auch darin, rechte Parteien zu kritisieren. „Das macht Spaß und wir können unsere Botschaften in der Öffentlichkeit transportieren.“
Über sich selbst sagte Bülow, er sei nicht der größte Satiriker. „Ich werde niemals einen Satirepreis gewinnen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“