Die Kunst der Woche: Sog der Schriften, Flut der Lichter

Werbeglitzer, Höheflüge, Ernstfall: In der Villa Auroa wird L.A. zur Inspiration. Der Jahrgang 2022 zeigt die widersprüchlichen Facetten der Megacity.

Fotografie einer Straße in Los Angeles. Der Fokus liegt auf dem Bürgersteig vor einem Wohnhaus. Rechts im Bild steht ein pinkes fahrbares Auto für Kinder. Links im Bild liegt ein Hund auf dem Asphalt, vor ihn liegt eine neongrüne, gehäkelte Frisbee

Silke Fischer, „no judgement_no ego_no fear (010)“, 2023 Foto: Courtesy of the artist; © Silke Fischer

Ist es das Licht, die Sonne Kaliforniens, was Los Angeles zu einem Sehnsuchtsort macht? Die Weite? Der Mythos von Freiheit? Die „Traumfabrik“ Hollywood? Die Vergangenheit, in der die Westküstenstadt Fluchtpunkt für Verfolgte wurde? Oder die global vernetzte Gegenwart? Wie die Antwort der Menschen lautet, die der Künstler Siska für seine Serie „Merch, Merch, Merch …“ fotografiert hat, darüber kann man maximal spekulieren. Siska hat sie in Berlin aufgenommen, heimlich und von hinten, im Bus, auf der Straße, im Einkaufszentrum. Allesamt tragen sie Oberteile, auf denen dick der Schriftzug „Los Angeles“ steht.

Die Fotografien wiederum wurden auf weiße T-Shirts gedruckt und hängen nun in der Ausstellung „Räume mit Aussicht“ im Haus Kunst Mitte. Es ist einer von zwei Beiträgen Siskas zu der Schau, die Arbeiten von Bildenden Künst­le­r*in­nen ­versammelt, die im Jahr 2022 als ­Sti­­pendia­t*in­nen in der Villa Aurora waren.

Acht Künst­le­r*in­nen sind es, mit sehr heterogenen Themen und Arbeitsweisen. Ein Glück ist es daher, dass im Haus Kunst Mitte ausreichend Platz ist, jedem und jeder einzelnen von ihnen einen Raum für sich zu geben.

Räume mit Aussicht | Crossatlantic Narratives – Sti­pen­dia­t:in­nen 2022 der Villa Aurora, Haus Kunst Mitte, Mi.–So. 12–18 Uhr, bis 26. November, Heidestr. 54

Einlassen kann man sich so besser auf die Exponate, auf Ali El-Darsas Videoarbeit „The Image Remains The Same“ etwa. Diese nimmt die Geschichte der Villa Aurora – sie war bekanntlich das Wohnhaus der Feuchtwangers während ihres Exils – als Ausgangspunkt, collagiert Bilder vom Pazifischen Ozean und solche von (versuchten) Seereisen aus dem Libanon.

Die Illustratorin Anna Haifisch hat die Bilder- und Schriftzeichenflut in L.A. abgezeichnet, Werbeplakate, Warnschilder, Produkte. Mit Katastrophenschutz hat sich Lukas Schilling auseinandergesetzt. Seine Videoarbeit „Sie sind die Hilfe, bis die Hilfe eintrifft“ reiht Aufnahmen von Übungen für den Ernstfall in Slow Motion aneinander. Damit korrespondiert auf gewisse Weise sein Objekt „Ikarus“ (2019), ein golden glänzender großer runder Spiegel, der auf Bewegungen reagiert.

Im Fall von Sonya Schönberger und Antje Majewski musste ganz auf andere Arbeiten ausgewichen werden, da die Projekte, die in Los Angeles entstanden, gerade anderswo gezeigt werden. Schade ist das, sehenswert aber ist auch der Ersatz.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Redakteurin für Berlin Kultur, freie Kulturjournalistin und Autorin. Für die taz schreibt sie vor allem über zeitgenössische Kunst, Musik und Mode. Für den taz Plan beobachtet sie als Kunstkolumnistin das Geschehen in den Berliner Galerien und Projekträumen.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.