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Die Arbeit der PräsidentenfrauenHabe die Ehre

Der Job der Präsidentenpartnerin wird gerne belächelt. Dabei sind ihre gesellschaftlichen Aufgaben wichtig, anstrengend – und leider unbezahlt.

Winke-winke, altes Leben! Auf die Steinmeiers warten neue Aufgaben Foto: dpa

Berlin taz | Wenn Frank-Walter Steinmeier am Mittwoch als Bundespräsident vereidigt wird, endet vorläufig die berufliche Karriere seiner Frau Elke Büdenbender. Sollte ihr Gatte gar zwei fünfjährige Amtsperioden durchhalten, kann die 55-Jährige danach ihre Pension verzehren.

Büdenbender ist Juristin und gibt ihren Richterjob wohl wegen eventueller Interessenkonflikte mit dem Amt ihres Mannes auf. Sie ist nicht die erste Ehefrau oder Lebensgefährtin eines ranghohen Politikers, die ein solches Los trifft.

Aber ist es noch zeitgemäß, dass Partnerinnen hinter ihrem Mann zurücktreten (müssen), sobald dieser ein so hohes Repräsentationsamt einnimmt? Dass sie, so wie es hierzulande als Gattin des Bundespräsidentin üblich ist, in den kommenden Jahren vor allem karitativ und ausschließlich ehrenamtlich arbeiten? Im Gegensatz zu ihrem Mann erhält Büdenbender kein Gehalt, Honorar oder Ähnliches für ihre künftigen Tätigkeiten.

Dabei hat sie bald jede Menge zu tun. Als „Frau des Bundespräsidenten“ ist sie traditionsgemäß Schirmherrin des Müttergenesungswerks und des Kinderhilfswerk Unicef Deutschland. Darüber hinaus wird sie ihren Mann auf Reisen begleiten, auf Banketten an seiner Seite stehen, Smalltalk pflegen. Das ist anstrengend und anspruchsvoll, ein Fulltimejob.

Und doch wird das, was Büdenbender und die anderen Partnerinnen der bisherigen elf Bundespräsidenten tun und taten, immer leicht belächelt: Na, das bisschen Charity. Irgendwas mit Kindern kommt immer gut. Und Müttergenesungswerk – das klingt schon so verstaubt.

Mukoviszidose würde niemand kennen

Diese Haltung unterschätzt die Leistung, die hinter einem solchen Engagement steckt, und verkennt den Stellenwert, den beispielsweise das Müttergenesungswerk hat. Jedes Jahr kommen Zehntausende Eltern in den Genuss von Mutter- oder Vater-Kind-Kuren. Ohne „Essen auf Rädern“ würden manche SeniorInnen verhungern. Und die Krankheit Mukoviszidose ist erst so richtig durch die gleichnamige Stiftung bekannt geworden.

Fragwürdig an der Partnerinnenpraxis im Bundespräsidialamt ist allerdings, dass die ehrenamtlichen Tätigkeiten vorausgesetzt werden. Steckt nicht schon im Wort die Intention der Freiwilligkeit?

Darüber hinaus mutet es an wie aus der Zeit gefallen, dass eine Frau für einen harten Job nicht bezahlt wird. All diese Dilemmata könnte man lösen, würde man die Ehrenämter im Präsidialamt als Job ansehen und schlicht bezahlen.

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17 Kommentare

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  • Man sollte direkt bei der Bundespräsiwahl auch den/die passende/n PartnerIn wählen.

    Privat können die ja machen, was sie wollen, aber für Repräsentationszwecke muss das Frauchen/das Herrchen direkt mitgewählt werden. Ein/e gewählte/r Präsipartner/in hätte auch Herrn Gauck sofort die unangenehmen Fragen nach seinen bigamen Vorlieben erspart.

     

    Nur: Wer soll den mit Steinmeier z.B. als Frau auftreten? Gegen den Langweiler würde ja noch Leutheuser-Schnarrenberger oder Renate Künast wie eine lebensfrohe Stimmungskanone aussehen. Vielleicht könnte man so Andrea Nahles dabei mitentsorgen, aber ansonsten ist es schwer, sich für Herrn Steinmeier ein ähnlich trauriges Gegenüber vorzustellen.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "Darüber hinaus mutet es an wie aus der Zeit gefallen, dass eine Frau für einen harten Job nicht bezahlt wird."

     

    Es wird doch hoffentlich nicht materielle Armut ins Bellevue einziehen...

  • Also, wann kommt die Frau im Präsidentenamt und der Mann, der den Muttergenesungsschirm halten muss?

    So schwer kann´s doch nicht sein, und obendrein kann diese Staatsoberhäuptlingin dort ja eh nicht viel versaubeuteln und ihr Gatte mal für nix arbeiten.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @lions:

      Genau, so weit könnten wir eigentlich längst sein, nachdem die vergangenen fünf Jahre der berüchtigte Tabubrecher Gauck einfach seine Freundin mitbrachte, die zuvor in Nürnberg auch noch einen anspruchsvollen Job ohne staatliche Altersversorgungsgarantie stemmte?

      Vielleicht war sie hinter den Bellevue-Kulissen das Alter Ego des Präsidenten, dem letztlich nur noch das Runterlesen ihrer Texte blieb...

  • Seien Reden als Politiker, langweiliger und trockener geht gar nicht viel mehr.

    Einer der die Agenda 2010 Gesetze ausgearbeitet hat, wurde durch das Amt des BP noch belohnt.

    Ich fasse es nicht.

    Nicht mein BP jetzt und auch nicht später.

  • Kann sich noch jemand an die Kritik erinnern, die der seinerzeitige FDP Aussenminister Westerwelle von links auf sich zog, als er seinen (selbstständig tätigen) Lebenspartner immer mit auf Dienstreisen nahm?

    https://www.welt.de/politik/deutschland/article6710849/Westerwelles-Partner-rechtfertigt-Suedamerika-Reise.html

  • Ein Luxusproblem in vielerlei Hinsicht. Finanziell ist sie komplett mit abgedeckt. Selbst im Trennungsfall oder bei der Pension hat sie keine Nachteile - es ist allein die Symbolik, die schief liegt. Das allerdings ist bei einem Amt, dessen Inhalt nur aus Symbolik besteht, schon einiges.

    Wie meine Vorkommentatoren schon beschrieben haben, wäre es jedoch rückwärtsgerichtet das besoldete Amt einer Bundespräsidentengattin einzuführen. Einmal da es ohne Wahl und ohne Qualifikationsnachweis sondern allein auf Grund Ehe oder Partnerschaft ausgeübt würde. Zum anderen weil es inhaltlich aus dem Rahmen fällt. Sicher wäre es nicht verkehrt wenn Müttergenesungswerk etc. für die Schirmherschaft auch eine Vergütung zahlen würden - aber das wäre es dann auch. Die Symbolik der dienenden Ehefrau hat sich überlebt - ob bezahlt (wie von Frau Schmollack vorgeschlagen), indirekt bezahlt wie es aktuell der Fall ist oder unbezahlt.

    Wer die Rolle wirklich nicht abschaffen sondern ein Präsidialpaar will, soll das künftig so definieren und eine Doppelbewerbung einführen. Gewählt wären dann beide - gleichberechtigt. Im Trennungsfall wären dann Neuwahlen fällig um nicht den einen der beiden zu benachteiligen. Alles zwischen Abschaffung der Präsidentengattinnenrolle und einer Doppelspitze ist sexistischer Unfug. Schade dass da Frau Schmollack nicht in der Lage scheint, weiter zu denken.

  • "Eigentlich sollte man(n) annehmen können, das Frau Büdenbender alt genug ist und politisch mündig, um ihren Beruf weiter auszuüben und selbst zu entscheiden"

     

    Das wäre die wirklich emanzipierte Entscheidung gewesen. Stattdessen ist der erste Impuls der Taz, einen weiteren mit Steuergeldern alimentierten Bullshit-Job für Frauen zu fordern.

     

    "Es ist die Frage, ob ein Mann dieselben Funktionen erfüllen müsste, wenn eine Frau das Amt des Bundespräsidenten ausüben würde. "

     

    Eine andere Frage ist, ob die Taz auch in diesem Fall eine Bezahlung des Mannes gefordert hätte. Ich vermute: Nein.

  • Im Bilde: Kraftvolle, macht-volle Männer-Hand-Geste bis zum Bildrand - und zarte, zurückhaltende Fraue...Damen-Handgeste unterhalbigst...

  • "(...) Auf die Steinmeiers warten neue Aufgaben. (..)

     

    Und DAS in der taz!

     

    Alternativvorschlag: "Auf die Büdenbenders warten neue Aufgaben."

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Gion :

      Egal, in Wirklichkeit kein großer Unterschied, so lange kein Streit darüber ausbricht, wer den Bellevue-Müll runterbringt...

  • Das ganze ist freiwillig. Sie muss es nicht machen.

     

    Warum sollte sie also bezahlt werden? Weil sie sich gedrängt fühlt? Wer es in dem Alter noch nicht schafft Gruppenzwang abzuschütteln der hat halt Pech gehabt...

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Es ist die Frage, ob ein Mann dieselben Funktionen erfüllen müsste, wenn eine Frau das Amt des Bundespräsidenten ausüben würde. Leider hatte die SPD nicht den Mut, eine Frau zur Wahl zu stellen. Das Geklüngel hinter den Kulissen war wichtiger.

    Eigentlich sollte man(n) annehmen können, das Frau Büdenbender alt genug ist und politisch mündig, um ihren Beruf weiter auszuüben und selbst zu entscheiden, wofür sie sich in der Öffentlichkeit einsetzt, sie ist schließlich 55 und keine 15. Dieses Engagement muss dann nicht besser bezahlt werden als andere ehrenamtliche Tätigkeiten.

    Jeder andere ehrenamtlich tätige Mensch würde sich eine solche Bühne wünschen, um seine Anliegen präsentieren zu können. Das ist ein Privileg, das sie hat, ohne jemals gewählt zu werden. Auch Frau Büdenbender kann so eigene Themen im Diskurs platzieren, wenn auch mit eingeschränktem Spielraum - zu politisch (im engeren Sinne) darf es nicht werden.

    Wenn eine Präsidentingattin oder ein Präsidentinnengatte aber repräsentative Aufgaben ausüben muss, aus innenpolitischen oder diplomatischen Gründen, dann grenzt das an Zwangsarbeit, unbezahlt jedenfalls geht das gar nicht.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Hervorragend, Ihr Kommentar.

      Wie auch immer. Ich hoffe, Frau Büdenbender verarmt nicht allzu frühzeitig.

      Insgesamt bin ich der Auffassung, das Amt des Bundespräses könnte sich irgendwann erübrigen.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Pink:

        "Insgesamt bin ich der Auffassung, das Amt des Bundespräses könnte sich irgendwann erübrigen."

        Oder es wird mit mehr Macht ausgestattet, siehe Österreich. Keine schlechte Lösung, wie ich meine. Dazu bräuchte es aber auch die Direktwahl...

  • 3G
    36855 (Profil gelöscht)

    Jetzt könnte der neue Grüßonkel doch mal ein Zeichen setzen.

    Ein öffentliche Erklärung, dass die Hälfte seiner Bezüge direkt an seine Gattin überwiesen werden.

    Die Besoldung reicht doch locker für zwei.

    Wäre auch ein guter Vorschlag für den nächsten Frauentag. Frauen bekommen die Hälfte dessen, was ihr Partner verdient. Wenn beide berufstätig sind, wird alles zusammengerechnet und halbiert, per Gesetz.

    Das wäre mal ein Thema für den Wahlkampf :-)

    • @36855 (Profil gelöscht):

      Bekommen auch Männer die Hälfte dessen was ihre berufstätige Frau verdient?

      Ihr Vorschlag wäre für meinen alten Herrn einen Verbesserung gewesen,

      der hat alles abgegegen und bekam Taschengeld.