„Deutschlandfeindliches“ Konzert: Abgekupferte Empörung
Wenn es gegen „deutschlandfeindliche“ Musik geht, klingt Bremens Junge Union schon mal wie die AfD im Umland.
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„Wollt unter euch sein / Und Fremde haben bei euch nichts verloren / Egal ob Dresden, ob Freital, der Pöbel zeigt den Zorn“, heißt es in der ersten Strophe. Für besondere Aufregung sorgt aber der Refrain: „Deutschland, Arschloch, fick dich – wir hassen dich so sehr.“
„Extrem deutschlandfeindlich“
„Volksverhetzung“, urteilte die AfD Diepholz noch am selben Wochenende. Mit einigen Tagen Verspätung hat am vergangenen Donnerstag dann auch die Junge Union im benachbarten Bremen das Festival entdeckt. „Solche extrem deutschlandfeindlichen Äußerungen haben nichts mehr mit künstlerischer Freiheit zu tun“, so der stellvertretende Landesvorsitzende der JU Bremen, Lukas Dietzel.
Dass die AfD sich über ein Konzert gegen rechts beschwert, liegt für Organisator Robert Steinbicker in der Natur der Sache. „Aber dass die Junge Union da jetzt praktisch die Pressemitteilung der AfD abschreibt, ist schon bedauerlich“, sagt der Aktivist vom Weyher Aktionsbündnis gegen rechts, das sich einst unter dem Eindruck steigender Neonaziaktivitäten im Bremer Umland gründete. „Dass die Kunstfreiheit hier nicht mehr gelten soll, ist doch rein willkürlich.“
Unterstützt, auch finanziell, wird das seit 2001 jährlich stattfindende Festival von der Gemeinde Weyhe. Die AfD sieht darin eine „Verletzung des Neutralitätsgebots“. Auch die Junge Union betrachtet „mit Sorge“, dass die Veranstaltung „sogar von der Gemeinde mitfinanziert wird“. Denn „deutschlandfeindliche Bands“, heißt es in einer Mitteilung, dürften nicht mit öffentlichen Geldern finanziert werden.
Vorwürfe gegen Sponsoren
Ähnlich wie bereits die AfD wendet sich auch die JU mit zusätzlichen Vorwürfen an die Sponsoren, die Kreissparkasse Syke und die dortige Volksbank: Diese „sollten genau hinsehen, wer zukünftig auf von ihnen mitfinanzierten Konzerten auftritt und gegebenenfalls die Unterstützung entziehen“.
„Schade, dass das Festival auf drei Zeilen reduziert wird“, sagt Steinbicker. Verschiedene Meinungen zu den Positionen der Bands gebe es auch innerhalb des Aktionsbündnisses. Aber wie eine Gruppe beim Festival sang: „Das muss eine Demokratie aushalten können!“
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