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Deutschland lockt ausländische ForscherRundum-sorglos-Paket

Während die USA Forschende vergraulen, rollt Deutschland den roten Teppich aus. Ministerin Bär verspricht ein Rundum-sorglos-Paket.

Lockruf der Ignoranten: Dorothee Bär will Forschende neppen Foto: Katharina Kausche/dpa

Berlin afp | Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) will zur Anwerbung von Spitzenforschenden aus dem Ausland ein neues Programm auflegen. „Wir müssen kreativer denken, um Forschern und deren Familien nicht nur einen Job, sondern eine Heimat bieten zu können“, sagte sie dem Handelsblatt vom Donnerstag. Dazu gehörten etwa ein Job für Partnerinnen und Partner sowie Kitaplätze – „im Idealfall ein Rundum-sorglos-Paket“, sagte Bär.

Hintergrund der Überlegungen ist auch die Lage am Wissenschafts- und Forschungsstandort USA. Die Regierung von Präsident Donald Trump geht dort derzeit gegen Universitäten wie Harvard vor, etwa mit der Kürzung von Zuschüssen in Milliardenhöhe und Einreisebeschränkungen für neue ausländische Studierende. Denkbar ist also nicht nur eine Umorientierung von Studierenden und Lehrenden aus den USA, sondern aus aller Welt. Das sei aber auch nicht der entscheidende Punkt, sondern Deutschland biete „garantierte Wissenschaftsfreiheit“.

Die Ministerin kündigte an, die Mittel für die staatliche Alexander-von-Humboldt-Stiftung und die Deutsche Forschungsgemeinschaft erhöhen zu wollen. So sollen über Stipendien und Forschungsprogramme Anreize entstehen. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will Studierenden, die künftig wegen des Streits mit der US-Regierung nicht mehr in Harvard lernen können, unterstützen. „Ich kann auch wirklich nur sagen: Bitte alles nach Deutschland, gerne auch nach Bayern“, sagte er den Sendern RTL und ntv am Donnerstagmorgen. Es gebe in Bayern die größte Infrastruktur für Universitäten, daher wolle er das Angebot auch an den Bund machen: „Wir bieten da gern an, sozusagen diesen Exilcampus für Harvard in Bayern sofort zu machen.“

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9 Kommentare

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  • Und wo sollen die Angeworbenen wohnen? Es gibt in den Universitätsstädten null Wohnungen mehr. Schon für die Studierenden müssten Wohncontainer aufgestellt werden.

  • Hoch Qualifizierten steht die Welt offen. Sie genießen fast so grenzenlose Reisefreiheit wie Geldströme. Ein Blick ins Internet wird ihnen zeigen, wie es hier zugeht. Dann gehen sie in ein Land, in dem sie willkommen sind und in dem eine Weltsprache gesprochen wird.

  • Der Zustand der Universitäten lässt das derzeit kaum zu - besetzte Hörsäle, angepöbelte und verdroschene Gastprofessoren, Studenten, die sich auf dem Campus und in der Bahn dorthin unwohl fühlen ..., doch vielleicht klappt es ja trotzdem. Schön wär's.

  • Interessantes Projekt einer Partei, die ansonsten nicht selten rechtsoffen rassistisch daherkommt.



    Die teuer Angeworbenen und deren Familien erleben dann hier in ihren ersten Tagen hautnah den urdeutschen Alltagsrassismus und sind sicher schnell wieder weg.

  • Das ist ja schön. Ich wünschte, sie würde deutschen ForscherInnen auch einen solchen "roten Teppich" ausrollen. Die Bedingungen hier, dass es so gut wie keine sicheren Jobs in der Forschung gibt, haben schon in den vergangenen Jahren viele exzellente Leute in die Industrie oder ins Ausland getrieben. Der letzte mir bekannte Fall aus meinem Bekanntenkreis (Rheinmain) ist jemand, der hier keine Stelle finden konnte und kurz vor Trump paradoxerweise nach Dallas an die Uni gegangen ist.

    Von daher ist die heiße Luft, die Baer hier macht, mit Sicherheit nur wieder eine Nebelkerze um Aufmerksamkeit zu erwecken.

  • Dazu gehörten etwa ein Job für Partnerinnen und Partner sowie Kitaplätze – „im Idealfall ein Rundum-sorglos-Paket“, sagte Bär. .... typisch Bär, ein paar Floskeln raus hauen und schon ist alles gut?

  • Sehr gut !



    Wäre das nicht unser Problem mit den Osten. Wer will sich schon auf der Strasse von rechtsradikalen Pöblern anfeinden oder gar verprügeln lassen. Schließlich sind Wissenschaftler auch mal privat unterwegs.

  • Sehr schön. Die Wissenschaftler, die in Deutschland studiert haben, lebenslang auf Jahresstipendien beschäftigen, weil ja angeblich das Geld so knapp ist, aber für so was ist dann plötzlich Geld da. Und Kitaplätze. Und Stellen für Partner*innen.

  • Guter Ansatz, die Quote von hochausgebildetem Zuzug muss dringend erhöht werden