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Deutsches „Wall Street Journal“ schließtWas nicht wächst, wird beendet

Der deutsche Online-Ableger der US-Zeitung „Wall Street Journal“ wird zum Jahresende eingestellt. Zehn Journalisten verlieren ihren Job.

Schließt zum Jahresende: das deutsche „Wall Street Journal“. Screenshot: wsj.de

BERLIN taz | Die lediglich online erscheinende deutsche Ausgabe des Wall Street Journal (WSJ) wird es nur noch bis zum Ende dieses Jahres geben. Das gab der Verlag Dow Jones bekannt.

Überrascht hat die Nachricht in Frankfurt, wo die Redaktion ihren Sitz hat, wohl kaum einen mehr. Alle konnten sich denken, was verkündet werden würde, als am Mittwoch die Mail kam, dass zur Konferenz geladen würde. Denn schon im Frühherbst war hoher Besuch in Frankfurt gewesen und hatte erklärt, dass alles auf dem Prüfstand stünde. Da erklingen in einer hypernervösen Branche natürlich alle Sirenen.

Dow-Jones-Chef William Lewis erklärte den nun vollzogenen Schritt damit, dass man weniger Dinge machen wolle, „die nicht zu unserem Kerngeschäft gehören, sodass wir schneller unsere Ziele erreichen können“. Nur noch wachsende Geschäftsfelder sollten beackert werden.

Kurz: Weniger ist mehr. Und getreu diesem Motto beendet Dow Jones nicht nur die deutsche WSJ-Ausgabe, sondern schließt in den USA auch sein The Wall Street Journal Radio Network, das Radiostationen mit Nachrichten versorgt, und den Dienst Sunday Journal, der Inhalte an Zeitungen und Websites liefert. Außerdem soll auch das türkische WSJ nicht fortgeführt werden.

Dort wird dann auch der türkischsprachige Agenturdienst von Dow Jones beerdigt – anders als in Deutschland, wo Dow Jones weiterhin seinen „Newswire“ anbieten und Kunden mit Wirtschafts- und Politiknachrichten versorgen will. In Deutschland soll das baldige Aus zehn Journalisten betreffen. Ihnen sollen laut Deutschem Journalisten-Verband (DJV) Aufhebungsverträge angeboten worden sein. „Das ist schäbig“, kommentierte DJV-Sprecherin Eva Werner diese Praxis gegenüber dem Branchendienst Newsroom.de.

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1 Kommentar

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  • Welche "Ziele" könnten das denn sein, die die Macher der "auflagenstärkste[n] Zeitung der USA" (lt. Wikipedia festgestellt von Joseph Plambeck in der NYT vom 26. April 2010) erreichen können, wenn sie alles, was nicht zum unmittelbaren "Kerngeschäft gehör[t]" in eine große, tiefe Tonne treten? Ein mehr an Journalismus sicher nicht. Der Journalismus, schließlich, hat das Ziel, Öffentlichkeit herzustellen für und durch die Arbeit informierter Journalisten. Wobei - wenn es nicht mehr viel zu berichten gibt, was Wirtschaft gut aussehen lässt im Auge des Betrachters, dann ist vielleicht die Öffentlichkeit nicht mehr gewollt. Das "Kerngeschäft" ist dann vielleicht ein möglichst lukratives Verschweigen?