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Der sonntaz-StreitBrauchen wir die Piraten noch?

Am kommenden Samstag ist Bundesparteitag der Piraten. Sie besetzten wichtige Themen und feierten Erfolge. Dann demontierten sie sich selbst.

In Zeiten des digitalen Wandels droht den Piraten die Bedeutungslosigkeit. Bild: dpa

Am kommenden Wochenende trifft sich die Piratenpartei zum Bundesparteitag in Bochum. Auf dem Programm steht die Zukunft der Partei nach der verlorenen Bundestagswahl. Jene Zukunft also, die bereits einmal Gegenwart war. Denn noch im Jahr 2012 war alles bestens: Die Piraten zogen nach ihrem Erfolg bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus 2011 in drei weitere Länderparlamente ein. Bei der Sonntagsfrage zur Bundestagswahl erreichten sie phasenweise zweistellige Ergebnisse.

Die erst 2006 in Anlehnung an das schwedische Vorbild gegründete Partei eilte von Sieg zu Sieg. Sie galt als das interessanteste politische Projekt, das die Berliner Republik bis dato gesehen hatte. Unermüdlich beackerten die Piraten die digitalen Themen und schlossen so eine klaffende Lücke in der politischen Landschaft. Sie rief nach politischer Transparenz und wurden vom Wähler erhört.

Die politische Diskussion kam ohne die Begriffe Basisdemokratie und Liquid Feedback nicht mehr aus. Die Notwendigkeit der Partei schien unbestritten. Den Etablierten wurde die Fortentwicklung demokratischer Strukturen nicht mehr zugetraut.

taz.am wochenende

Die Antworten auf den sonntaz-Streit lesen Sie am 4./5. Dezember 2014 in der taz.am wochenende. Mit großen Reportagen, spannenden Geschichten und den entscheidenden kleinen Nebensachen. Mit dem, was aus der Woche bleibt und dem, was in der nächsten kommt. Am Kiosk, //taz.de/e-kiosk/!114771/:eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: //www.facebook.com/sonntaz:facebook.com/sonntaz

Angriffe hielt die Partei aus. Die Vorwürfe „Spaß-“ und „Ein-Themen-Partei“ zu sein, perlten an ihr ab. Man gab sich selbstsicher, verkündete: Wenn die Partei wächst, wächst auch das Themenspektrum. Man wolle sich am Werdegang der Grünen ein Beispiel nehmen. Irgendwann könne man sich dann auch zur Gesundheitspolitik im Bund äußern.

Nur noch „Sonstige“

Doch auf ihrem Siegeszug, der sie in den Bundestag tragen sollte, kamen die Piraten vom Kurs ab. Das Ergebnis: 2,2 Prozent bei der der Wahl im Herbst. Magere 0,2 Prozentpunkte mehr als beim ersten Versuch 2009. Am Ende fanden sie sich in der Rubrik wieder, die politische Bedeutungslosigkeit signalisiert: „Sonstige“. Was war passiert? Waren all die zuvor als richtig erachteten Forderungen auf einmal überflüssig geworden? Wohl kaum – auch wenn bis auf die Union plötzliche alle Parteien ihre Liebe zur direkten Demokratie entdeckten und sich zaghaft und in kleinen Lettern Netzpolitik auf die Fahne schrieben.

Die Gründe, warum die Piraten die selbstgesteckten Ziele nicht erreichten, sind andere. Die gelebte politische Transparenz verursachte Nebenwirkungen. Am Ende fand nicht nur die politische Willensbildung öffentlich statt, sondern auch Ränkespiele und Mobbing. Verantwortliche traten schneller zurück, als sie gewählt werden konnte. Das Bild der fortschrittlichen Partei nahm immer größeren Schaden. Am Ende war die Piratenpartei nur noch eine unter vielen.

Einfach ignoriert

Darunter litt die Glaubwürdigkeit. Die Konsequenz: Nicht einmal die größten thematischen Steilvorlagen konnten in Wählerstimmen umgemünzt werden. Im Abhörskandal um NSA und GCHQ wurde die Partei der „Softwareentwickler und Internetfreaks“ gänzlich ignoriert, obwohl sich Verantwortliche wie Innenminister Friedrich („Sicherheit ist ein Supergrundrecht“) bis auf die Knochen blamierten.

So sind zwei zeitnah aufgenommene Porträts ein und derselben Partei entstanden: einmal als digitale Demokratieretterin, das andere Mal als entbehrlicher Nichtsnutz. Was stimmt nun? Brauchen wir die Piraten noch?

Diskutieren Sie mit! Die sonntaz wählt unter den interessantesten Kommentaren einen oder zwei aus und veröffentlicht sie in der sonntaz vom 4./5. Januar 2014. Der Kommentar sollte etwa 900 Zeichen umfassen und mit dem Namen, Alter, einem Foto und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein. Oder schicken Sie uns bis Mittwoch, 1. Januar, eine Mail an: streit@taz.de

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48 Kommentare

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  • E
    eg

    unter "die zerlegte zahl" steht in der sonntagszeitung: 522 anfragen von piratenpartei an das parlament. weiter liest man von der IG zombierechte und dergleichen. ich staune. entweder ist dieser artikel ein verfrühter aprilscherz oder es steht dort die beschreibung einer geistigen erkrankung. jemand, und wohl nicht nur einer, hat den faden zur realität verloren. zu viel tv und spiele, zu viel virtuelle welt genossen. hier ist dringend ein arzt von nöten, nicht aber die verprassung unserer steuergelder aufgrund hahnebbüchener anfragen kranker menschen. und alle, die noch gesund sind, sollten sich warnen lassen: nicht zu viel zeit in der virtuellen welt verbringen, den kontakt zur wirklichkeit nicht verlieren!

  • Brauchen wir Korruption, Fremdbestimmung und Komplettüberwachung?

    Ich brauche das nicht! Und genau deshalb brauche ich die PIRATEN!

     

    Die PIRATEN sind weder gesunken noch haben sie aufgegben.

    In den letzten 2 Jahren gab es viel Neues, viel zu lernen und zu verarbeiten. Das haben die PIRATEN getan und gehen mit neuer Kraft in die Europawahl.

     

    Keine andere Partei kämpft mir so viel Energie und Überzeugung für die Werte unseres Grundgesetzes und der Menschenrechte.

     

    Anstatt sich von längst vergangenen Streitereien beeinflussen zu lassen, empfehle ich mal zu schauen was die Piraten jetzt tun.

    Nirgenwo ist dies einfacher als bei den PIRATEN.

    • @Michaela Sorger:

      Korruption brauchen wir wirklich nicht. Haben aber die Piraten auch schon gelernt, schau halt mal hier rein: http://lobbywatch.wordpress.com/2012/08/17/tabaklobbyisten-kapern-die-piratenpartei

      Menschenrechte? Ja, wenn man das Recht auf Sprengstoffbenutzung im Stadion oder Autobahnbenutzung ohne Geschwindigkeitsbeschränkung als Bürger-, Grund- oder Menschenrechte auffasst...

       

      Das ist, was die Piraten so tun. So traurig es ist.

  • CG
    Clemens Grün

    Eine FDP ohne Lobbyismus, eine Linke ohne Ostalgie und sonstige Altlasten, eine Ökopartei ohne Opportunismus und Paternalismus, wenn einen der Paternalismus der Grünen denn stört - der Wahlomat spuckt so manche gute Idee aus, über die es sich nachzudenken lohnt und die längst Teil der allgemeinpolitischen Debatte geworden ist.

     

    Aber zu allererst ist Politik dann eben doch ein Geschäft der Vermittlung, das zwar nicht gerade von brillianten, aber letztlich doch von solchen Köpfen bestimmt wird, deren größtes Talent darin besteht, sich öffentlich - insbesondere von Seiten der einschlägigen Boulevard-Journaille - nicht allzu angreifbar zu machen, und da haben die Piraten - noch dazu in geradezu klischeehaft Nerd-typischer Weise - leider auf der ganzen Linie versagt.

  • Die Redaktion: Kommentar entfernt. Bitte bemühen Sie sich um korrekte Rechtschreibung und ein lesbares Schriftbild.
  • 1G
    1326 (Profil gelöscht)

    Da die Themen NSA etc immer noch aktuell sind und keine Partei bereit ist, es sich mit den USA zu verderben, werden die Piraten gebraucht. Noch dringender als die TAZ.

  • Fakt ist: Die Piraten hatten, als die noch erfolgreich waren, ihren Wählerstamm bei jungen Männern. So wählte jeder 4. männliche Neuwähler bei der vorletzten Landtagswahl in Bayern diese Partei.

    Dann kamen die GenderIsten, die FeminIsten und gescheiterte Grünen-Politikerinnen und krempelten den Laden um.

    Folge: Die aktiven jungen Männer liefen in Scharen weg, ebenso die Nerds die den Laden aufgebaut hatten. Jetzt ist man eine erfolglose Partei, ein Abklatsch von Junggrünen, die sich eher um Berliner Toiletten fürs dritte Geschlecht und korrekten Gendersprech kümmern als um ihre Stammwähler.

    Nee, das Piratenschiff wurde längst versenkt. Auftauchen unmöglich. Und das ist auch gut so.

  • A
    Arne

    In einer Zeit, wo die Wahlbeteilligung nicht gerade hoch ist, muss ich mich erst mal fragen, ob wir diese Form der parlamentarischen Demokratie überhaupt noch brauchen.

    Durch die zunehmende Verarmung der Bevölkerung in finanzieller Linie sind viele nicht mehr in der Lage, an Treffen im rl teilzunehmen, durch die zunehemende arbeitsverdichtende Belastung der zwar finanziell ausreichend ausgestatteten Menschen, sind diese dazu auch nicht in der Lage.

    Die Idee der Internetmitbestimmung ist zumindest ein Ansatz gewesen, dieses Manko etwas auszugleichen.

    Eine Partei, die dafür Sorge tragen würde, dass dies als Grundlage einer neuen Form von Demokratie eingeführt würde, fände ich nicht unsympathisch.

    Leider haben die Piraten es nicht mal für ihre eigene Struktur geschafft, eine permanente Mitgliederversammlung einzuführen geschweige denn die daraus weiter entstehenden Fragen ausreichend zu beantworten.

    Bedauerlich finde ich außerdem, dass man genausogut fragen kann, ob man die LINKE in Westdeutschland noch braucht. Ich würde mich freuen, wenn z.B. in Niedersachsen Piraten und Linke mal darüber nachdenken würden mit einer gemeinsamen Liste zur nächsten Landtagswahl zu kandidieren.

    • @Arne:

      Das geht auf Landesebene leider nicht. Eine Ausnahme bildete bis vor einigen Jahren Sachsen-Anhalt (und ggf. noch ein weiteres ostdeutsches Bundesland), wo es mittlerweile auch nicht mehr möglich ist.

       

      Höchstens kann die eine Partei nicht antreten und ihre Kandidaten auf die Liste der anderen Partei zu bringen. Das erfordert aber große Disziplin. Ich kenne nur einen Fall, wo das konsequent umgesetzt wurde: Zur Bundestagswahl 2005, als die WASG-Mitglieder auf die Landeslisten der PDS gewählt wurden. Da war aber schon beiden klar, dass sie bald darauf fusionieren würden.

  • Mehr als ein halbes Jahr ist seit Snowden vergangen. Was hat die deutsche Politik seitdem zustandegebracht? Nichts. Geredet hat sie viel, zugegebenermaßen, aber das ist nicht anstrengend, im Zweifelsfall nichts wert und erfordert keinerlei Sachkompetenz.

     

    Meinem Eindruck nach haben auch die Piraten bisher nichts von Bedeutung zustande gebracht (nörgeln kann ich auch alleine, dafür brauche ich keine Partei), aber dort finden sich wenigstens Ansätze, dort besteht noch Grund zur Hoffnung:

     

    http://www.piraten-fraktion-spandau.de/2013/10/23/antrag-digitale-selbstverteidigung-fuer-spandauer-buerger/

     

    Die anderen erweisen sich ein weiteres Mal als Internetausdrucker. Und, fast noch schlimmer, das scheint ihnen überhaupt nichts auszumachen.

  • Ob noch eine Partei an der Ausbeutung teilnimmt ist doch vollkommen egal. Sobald die Politik-Marionetten an der Macht sind handeln sie so wie der Lobbyist es will. Wir leben in keiner Demokratie. Das wir in einer Demokratie leben, das versuchen uns die TV- und Printmedien fast täglich einzubläuen.

  • Der Höhenflug der Piratenpartei hatte etwas damit zu tun, dass sie sich als echte Option für mehr Demokratie darstellte. Allen etablierten Parteien haftet mehr oder weniger stark der Ruch an, dass sich einzelne dort kaum einbringen können, sondern Entscheidungen eigentlich weitgehend von oben, von Eliten vorgegeben werden. Die PIRATEN wollten das anders machen, für eine kurze Zeit schien es sogar zu gelingen.

     

    Heute jedoch geben auch bei den PIRATEN oft Eliten, freilich informelle, den Ton an. Gerade die Erfolge bei den Landtagswahlen haben dazu geführt, dass politische Schwergewichte innerhalb der Partei entstanden sind, denn Landtagsabgeordnete haben Mitarbeiter, Zeit, Geld und viel mehr Medienmacht als einfache Parteimitglieder. Oft sind auch die viel gerühmten „basisdemokratischen“ Strukturen beteiligt an weiterer Machtkonzentration. Es kann zwar formal jede und jeder an Bundesparteitagen teilnehmen, faktisch aber kommt nur der kleine Teil der Mitgliederbasis, der sich das finanziell, zeitlich und gesundheitlich leisten kann, und wenn mehr Leute kämen, würde der Parteitag noch arbeitsunfähiger oder sie würden gar nicht mehr in die Veranstaltungshalle passen. Die entscheidende Gruppe ist also nicht demokratisch gewählt wie bei anderen Parteien die Parteitagsdelegierten. Auch in der Welt der Internetmitbestimmung und der Onlinetools wird der Machtkonzentration durch Stimmendelegation Vorschub geleistet, oft sind die Verfahren unausgegoren und an entscheidenden Stellen manipulierbar, so dass mit Demokratie nicht so richtig viel los ist. Omnipräsenz auf allen möglichen Kommunikationskanälen ist für die Durchsetzung von Interessen meist wichtiger als Inhalt bzw. Argumente. Dadurch hat sich die Partei weitgehend von der Realität abgekoppelt und bewegt sich nur in der eigenen kleinen Parallelwelt. Das ist in anderen Parteien letztlich nicht viel anders, aber dafür braucht es dann eben die PIRATEN nicht.

  • Schließlich werden zentrale Fragen wie die nach dem Menschenbild oder dem Freiheitsbegriff gar nicht erst diskutiert. Da setzen sich die PIRATEN unter der Überschrift „Menschenrechte enden nicht am Stadiontor“ [1] dafür ein, dass in Fußballstadien Feuerwerkskörper gezündet werden dürfen und unterstützen offiziell Demos, auf denen Menschen mit einem gelben Stern mit der Aufschrift „Raucher“ gegen „totalitäre“ Rauchverbote zum Schutz vor Passivrauchen demonstrieren [2]. Edward Snowden wird mit großem Trara die Mitgliedschaft in der Piratenpartei angeboten [3], während eine eigene Arbeitsgruppe mal eben “wissenschaftlich” feststellt, dass Passivrauchen gar nicht gesundheitsschädlich sei [4].

  • H
    horsti

    frau merkel braucht die piratinnen. sie nehmen dem linken lager 2-3% weg und sichern damit den schwarzen machterhalt. danke dafür.

  • Es wuchern an vielen Stellen manipulierte Dummheit, Eitelkeit und korrupter Eigennutz – wie in anderen Parteien eben auch.

     

    Fazit: Die PIRATEN müssten noch einmal von vorne anfangen, was wohl erst nach weiteren massiven Misserfolgen wirklich passieren wird. Man müsste die Kultur der Pseudobasisdemokratie aufgeben, in der faktisch demokratisch nicht legitimierte Multiplikatoren durch Stimmungsmache und Winkelzüge die Entscheidungen treffen. Dazu müsste man einerseits formale Mandatierungen von Vorständen einführen, wo es unumgänglich ist, und insbesondere Mitgliederversammlungen durch Delegiertenversammlungen ersetzen. Und andererseits funktionierende On- und Offlineabstimmungsverfahren erschaffen, die möglichst hierarchie- und barrierefrei allen Mitgliedern gleiches Stimm- und Vorschlagsrecht einräumen. Und dazu die entsprechende Kultur (wieder)erfinden.

    Die Leute, die in irgendeiner Form besondere politische Verantwortung tragen, müssen dazu gezwungen werden, dieser auch gerecht zu werden. Insbesondere müssen die korrupten Landtagsabgeordneten und jene, die ihre Position offensichtlich missbrauchen, aus der Partei ausgeschlossen werden.

    Und es braucht eine ernstgemeinte Diskussion über den Freiheitsbegriff der PIRATEN, die sich doch so sehr für die Freiheit einsetzt. Angeblich.

     

    [1] http://www.piratenpartei-hessen.de/aktuelles/2013-09-02-videocast-von-andre-hoffmann-zum-thema-fanrechte

    [2] http://lobbywatch.wordpress.com/2012/08/17/tabaklobbyisten-kapern-die-piratenpartei/#comments

    [3] http://www.piratenpartei.de/2013/07/09/piraten-bieten-whistleblower-edward-snowden-mitgliedschaft-an/

    [4] http://www.cigarworld.de/blog/?p=489 (siehe dazu http://www.forum-rauchfrei.de/index.php?did=20130823_antwort_piraten_auf_nachfrage.pdf)

  • Das neue Jahr wird wie das alten.

    Ich kann halt nicht die Fresse halten.

     

    Weil nun viele schreien:

    "Brauchen wir Parteien?",

    schreibe ich ein Kurzgedicht:

    „Wer glaubt, Parteien braucht es nicht,

    bekommt halt Muttis Leibgericht.

    Schnupdiwup

    Kartoffelsupp`.“

     

    (Piraten und Klabautermann,

    das ist ein würdiges Gespann.

    Parteien, die sich selbst versenken,

    die sollten an Mephisto denken:

    "Denn Alles, was entsteht,

    ist wert, dass es zu Grunde geht.")

  • Die Piraten haben sich selber in die Bedeutungslosigkeit katapultiert und damit bewiesen, dass Politik ein professionelles Geschäft ist. Dafür benötigt man weniger das Fachwissen in exotischen Wissensbereichen sondern vielmehr soziale Kompetenzen wie Kompromisse zu finden, Mehrheiten für Ideen zu organisieren, wichtiges von unwichtigem zu trennen, mit Demut und Leidenschaft eine Aufgabe anzugehen und die Mühen der Ebenen zu ertragen.

     

    Leider spiegeln die Piraten damit die gesamte Nerd-Community, die bis heute nicht in der Lage ist, eine konsistente politische Antwort auf die Massenüberwachung zu geben. Beide Gruppen sind politische Randerscheinungen und dementsprechend im öffentlichen Diskurs so gut wie nicht sichtbar. Es ist an der Zeit, sich einzugestehen, dass die Herausforderung der Massenüberwachung eine andere Antwort benötigt als alles, was bisher diskutiert wurde. Leider sind die Piraten auch hier nicht in der Lage, kreativ an Strategien mitzuarbeiten.

    • @Klaus Wallenstein:

      "Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt's nicht." - hat Adenauer mal gesagt und für das "professionelle Geschäft" der Politik genommen, was immer da kam. Sie unterschätzen im übrigen die gleichgeschaltete Propagandamaschine, wenn Sie behaupten, "die Piraten haben sich selber in die Bedeutungslosigkeit katapultiert." Da wird systematisch hoch geschrieben, um dann umso tiefer fallen lassen zu können.

      • @Rainer B.:

        OK - ich muss die Menschen nehmen, wie sie sind. Was aber nicht heißt, dass ich völlig befreit von sozialer und politischer Kompetenz agieren sollte bzw. solche Personen an die Spitze einer Partei wähle.

         

        Und zu der 'gleichgeschalteten Propagandamaschine': Die Piraten haben sich doch selber an den hervorragenden Landtagswahlergebnissen berauscht und sind mit einem riesigen Brummschädel erwacht nach der Bundestagswahl. Das war keine Propaganda - das war die Abstrafung für fortgesetzte politische Inkompetenz.

        • @Klaus Wallenstein:

          Wenn es tatsächlich so wäre, müsste umgekehrt das Wahlergebnis der CDU die Belohnung für fortgesetzte politische Kompetenz sein. Finden Sie den Fehler!

          • @Rainer B.:

            Das gute Wahlergebnis der CDU ist darauf zurückzuführen, dass das Wahlvolk dem 'Regierungs'-Stil der Kanzlerin huldigt. Und in diesem Bereich besitzt die CDU mit Merkel eine echte 'Kompetenz'-Granate, die keine andere Partei aufzuweisen hat.

             

            Das Volk will keinen Streit, keinen Diskurs und keine Belästigung mit der elendigen Politik. Da hat die Merkel-CDU kompetent geliefert. Die Piraten sind da der komplette Gegenentwurf. Noch nicht einmal in den Bereichen, in denen sich diese Partei streitet wie die Kesselflicker wirken die Freibeuter kompetent.

             

            Tja - und so fallen dann eben die Wahlen aus wie es das Endergebnis unumstößlich aufzeigt.

             

            Und was lernen wir daraus: Für mache ist es ein Bug, für andere ein Feature. Für manche ist es Irrsinn, für andere Kompetenz.

            • @Klaus Wallenstein:

              Ist das nicht auch überwiegend ein Ergebnis der Propagandamaschine?

  • FM
    Freie Meinung

    Brauchen wir noch eine Opposition?

    Brauchen wir noch Vielfalt, Meinungsfreiheit?

    Leben wir vielleicht doch schon in der dystopischen Phantasie George Orwells?

    Die "Piraten" sind eine logische, ja soziologische Entwicklung des "Internets".

    Wenn "unser" Fehler ist, dass wir heftig, teils viel zu heftig, intern Diskutieren und Streiten - so what?

    Die einzige Authorität, der wir vertrauen können ist die Basis, Masse - da diese weder bestechlich noch erpressbar ist.

    Aufgabe der Medien - auch der TAZ - wäre somit faktenbasierter und nicht eigeninteressengelenkter Journalismus.

    Auch Utopie, Medien sind schon lange keine Beobacher oder Berichter sondern Mitspieler und Handlanger geworden...

    Happy New 1984

  • ...die Piraten sind mal wieder die ersten, die einen gemeinsamen europäischen Parteienblock (die Piraten) mit einem gemeinsammen europäischen Wahlprogramm antreten..., dies wurde von 15 europäischen Piratenparteien EINSTIMMIG beschlossen, Europawahl 3 % Hürde ist realistisch zu schaffen..., abwarten und Tee trinken..., schöne Zeit bis zur Wahl...,

  • S
    Sören

    Die Frage, ob eine Partei gebraucht wird oder nicht, wird von den Wählern am Wahltag entschieden. Die Anwort bei der Bundestagswahl war eindeutig, die Piraten werden im Parlament nicht gebraucht, zumindest sahen die Wähler keinen Grund, sie in den Bundestag zu schicken.

     

    Die Piraten haben es nicht geschafft, ihr Prinzip der Basisdemokratie fruchtbar zu machen. Eine Partei, die die Intelligenz der breiten Masse nutzen will, muss repräsentativ besetzt sein. Die Hälfte der Bevölkerung besteht aus Frauen; wenn man über ihre Perspektive nicht verfügt, fehlt eben ein erheblicher Teil des gesellschaftlichen Spektrums.

     

    Die Piraten hatten im letzten Jahr eine gute Auusgangsposition (wenn man an Snowdon, die NSA etc. denkt). Sie konnten sie nicht nutzen, also stellt sich die Frage, was kommen muss, um sie ins Parlament zu schicken. Selbst die niedrigere Hürde bei den Europawahlen scheint aus heutiger Sicht zu hoch zu sein.

     

    Bei der Basisbeteiligung hat die SPD vorgemacht, dass man gar kein Internet braucht, um die einfachen Mitglieder zu motivieren und zu beteiligen. Ganz altmodische Parteikonferenzen und Briefe reichen völlig aus. Daher sehe ich keinen Grund, warum die Piraten gebraucht werden.

  • S
    Stefan

    Würden die Medien SPD, CDU, usw. genauso behandeln wie die Piraten, dann gäbe es diese Parteien nicht mehr in der bisherigen Form.

    Finde den Fehler und denke selbst!

     

    Stefan

  • Frage: Brauchen wir CDU und SPD noch?

    Antwort: Wir nicht, aber die Geldsäcke schon.

  • "noch"? Diese Partei wurde nie gebraucht. Ihr albernes Nerd-Getue um Internet, Urheberrechte etc. war lächerlich und ansonsten waren das doch bloß Junggrüne.

    • @tommy:

      Also wer heute noch das Gewicht des Internets als unwichtig abtut, den braucht es wirklich nicht mehr.

      Und warum zur Hölle wird alles, was jung und nerdig ist degradiert und vor allem wie selbstverständlich aus der Politik verstoßen? Solche Menschen haben vielleicht wenig Erfahrung, dafür aber eine enorme Lernfähigkeit. Naivität ist meist nur ein negativ besetzter Analogbegriff für Aufrichtigkeit.

  • T
    t-®-oll

    Eine solche Frage kann in Anbetracht der erweiterten, jedem bekannt geworden seien sollenden Offenbarungen in 2013 durch n.a. E. Snowden (NSA, GCHQ) nur jemand stellen, der wohl erst dann erkennen kann, dass zumindest das (erweitert) grundlegene Thema der Piraten an Brisanz und Umfang nix verloren hat (oder auch nur über-morgen verlieren wird!).

    Es geht weniger darum, ob: "wir die (....) noch brauchen" – was im Übrigen implizit bedeutete, DASS "wir" sie 'brauchten'(!) – sondern vielmehr darum, ob Sie, ob auch die Bürger in der Fläche begriffen haben, dass 'Demokratie' mehr ist, als die partei-, macht-politisch, (wirtschafts-)lobbyistisch definierte und realisierte Gewährleistung von Privilegien für 'uns' vs. dem 'Rest der Welt' oder ; Gemäß Couchpotato-Motto:

    „Geht ’s uns nicht gut-t?!“

     

    "Das Bild der fortschrittlichen Partei nahm immer größeren Schaden."

    Das 'Bild' der Schläfer-JournalistInnen* & -Normalo-Hempels ebenso.

     

    *)

    "Im Abhörskandal um NSA und GCHQ wurde die Partei der „Softwareentwickler und Internetfreaks“ gänzlich ignoriert, (....)."

     

    Wurden die taz-JournalistInnen daran gehindert, einfach Kontakt zu den Piraten(-SprecherInnen) aufzunehmen und deren themenkontextuellen statements unter ’s lesende Volk zu bringen, deren Ideen zu 'promoten'??

    Eben! Sex sells. Und seitdem sie, ja: die(!), dann mal weg ist, scheut man auch seitens der JournalistInnen bodenständige 'Arbeit' wie zu große Nähe zu Partnern mit Mundgeruch. Eher schrieben JournalistInnen dann doch lieber etwas über: “Die geheime Welt der Termiten”n (ab).

  • Brauchen wir die Piraten "noch"???

    Welche kurios anmutende Fragestellung.

     

    Gruß

    Beteigeuze

  • E
    Emil

    Nein, noch eine linke Partei braucht wirklich kein Mensch

    • G
      Gernial
      @Emil:

      Mögen Sie weiter in überkommenen Denkstrukturen des 20. Jahrhunderts verharren. Aber die Piraten sind auch angetreten, dieses zweidimensionale Rechts-Links-Denken in die Tonne der Geschichte zu treten.

       

      Es geht um Sachthemen und argumentationsorientierte Politik, nicht um politische "Lager-Logik 1.0", Ideologien oder Dogmatismen.

  • In meinen Augen hat diese Entwicklung wieder den Spruch bekräftigt, dass wirkliche Revolutionen nur dann tatsächlich möglich sind, wenn die ältere Generation und damit das eingestaubte Denken ausstirbt (im Prinzip also Evolution). Dass die Piratenpartei nun so radikal ignoriert und boykottiert wurde liegt sicher zum Teil auch an der eigenen Organisation und daran, dass sie eine sehr rasche Entwicklung auf - Achtung! - Neuland gemacht haben. Davon abgesehen scheint der hiesige Mensch aber noch nicht bereit für den Sprung ins kalte Politik-Nass und fällt lieber zurück auf Dinge, die es schon gab und beschwert sich dann, warum nichts besser wird.

    Ob wir speziell die Piraten brauchen kann ich nicht sagen, aber sie bilden für mich den aktuellen Stellvertreter für modernes Denken in der Politik und ja, das brauchen wir.

  • A
    agtrier

    Wenn man zurückdenkt, die Grünen haben nach anfänglichen Erfolgen auch erst mal eine Weile mit schlechten Ergebnissen leben müssen. Sie haben diese Zeit genutzt, um die allergrößten Spinner (na ja, sagen wir mal: den größten Teil davon) loszuwerden und sich zu professionalisieren. Genau den gleichen Prozess sehe ich jetzt bei den Piraten. Man darf also noch weiter gespannt sein...

     

    Denn eins ist sicher: was uns im Parteiensystem fehlt ist eine Bürgerrechtspartei, die nicht sofort alle Ideale der Hotelbesitzerlobby verkauft. Die Piraten hätten diese Chance, wenn sie nur ihre Spinner loswerden kann...

  • H
    Hausputz

    Natürlich brauchen wir jemanden wie die Piraten.

    (Spießer würden natürlich widersprechen)

  • G
    Gernial

    Seit sieben Jahren werden die Piraten tot gesagt. Wird's nicht langsam langweilig?

     

    Wenn Menschen, von medialem Hype befördert, Unterschiedlichstes projezieren, ist ein Abflauen recht vorhersehbar. Übersteigerte Erwartungshaltungen und Hochkochen von (eigentlich unwichtigen) Nickeligkeiten Einzelner tun ihr Übriges. Mit transparenten Strukturen angemessen gewichtend umzugehen ist ein Lernprozess für alle, Wähler, (Neu-)Piraten und Medien.

  • BD
    über den Tisch gezogen

    Die Piraten wurden erfolgreich von den Grünen sabotiert. Das war auch bitter nötig, sonst wären die Grünen bei der BTW rausgeflogen. Die originelle basisdemokratische Nerd- und Datenschutzpartei hat sich zum billigen Gender-Multukulti-Abklatsch der Grünen degradieren lassen. Ende.

  • N
    Neujahrsfred

    Brauchen wir die FDP respektive irgendeine der bestehenden Parteien?

  • P2
    Prosit 2014

    Ob Piraten oder nicht: Derzeit ist es m.E. keiner Partei im Bundestag zuzutrauen, dass diese hier Klarheit und neues Vertrauen schafft. Die Piraten KÖNNTEN dies erreichen, müssten sich aber zunächst intern einigen. Ich schreibge die Piraten jedenfalls noch nicht ab.

  • G
    gast

    Brauchen wir Bündnis90/Die Günen noch, die als Friedens- und Ökologiepartei die segel komplett gestrichen haben und nur noch als Mehrheitsbeschaffer Wahlbetrug können?

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Haben wir die Piraten jemals gebraucht?

    • T
      T
      @738 (Profil gelöscht):

      Niemand ist unnütz,

      man kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen.

      So was ahnungsloses gibts nicht mal bei den Linken

    • H
      Hans999
      @738 (Profil gelöscht):

      Natürlich haben wir sie nie gebraucht. Es handelt sich um eine Gruppierung, die man nicht ernst nehmen kann.

       

      Die zerlegen sich selbst, so wie es solche Gruppierungen stets gemacht haben.

      • @Hans999:

        Nicht ernstnehmen sollte man nur Parteien, die es nicht ernst meinen, wie zum Beispiel "DIE PARTEI". Eine derarte Einstellung halte ich für herabwürdeigend und kontraproduktiv.

        Und sie zerlegen sich selbst, weil sie nicht blind einer rauteformenden Gestalt nachwatscheln, sondern offener Diskurs stattfindet und dabei eben auch rauskommen kann, dass es nicht so toll läuft.

  • P
    purawida

    Eine demokratische Partei hat m.E. nur einen definierten Zweck: geeignete politische Köpfe hervorzubringen, die ihre Themen gut vertreten und begründen können, um sie in der Öffentlichkeit (den demokratischen Prozessen) durchzusetzen. Diese politischen Köpfe fehlen bzw. wurden wieder abgesägt, was blieb waren die Themen, die nun von anderen beackert werden müssen.

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    So ist es immer im Endstadium politischer Systeme: Die Heilsbringer werden hochgejubelt und dann fallengelassen wie eine heiße Kartoffel, wenn sie es doch nicht bringen. Meiner Meinung nach hilft hier sowieso nur noch ein großer Meteoriteneinschlag.

  • Wir bräuchten sie noch, aber für anfangs erfolglose Parteineugründungen gilt normalerweise: They never come back. Als politischer Untoter kann die Piratenpartei aber sicher noch einige Wahlen lang Frau Merkel durch Bindung von 1%-3% der Wählerstimmen helfen.