piwik no script img

Eine gemalte Frau und ein Mann schauen sich an, man sieht nur ihr Profil.
Illustration: Manuel Fazzini

„Der Nachwendekindertalk“ Que(e)r durch die Winkelgasse – Pride, Potter, Protest

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob Sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Chipi hat seinen ersten Leitartikel in der taz geschrieben. Marie macht sich Gedanken, ob man Joanne K. Rowling noch unterstützen sollte.

In der neunzehnten Folge von „Mauerecho“ sprechen Chipi und Marie diesmal im Nachwendekindertalk über den CSD. Chipi findet, dass dieser zu unpolitisch geworden sei: Zu viel Glitzer, zu wenig aktiver Kampf gegen rechte Bedrohung. Außerdem diskutieren die beiden über die Neuverfilmung von „Harry Potter“ und die ewig kontroverse Frage: Kann man Werk und Au­to­r*in eigentlich voneinander trennen?

In seinem Artikel in der Wochentaz kritisiert Chipi, dass auf den großen CSDs immer mehr Party, Nacktheit und Hedonismus im Vordergrund stünden. Die Veranstaltungen würden vor allem von schwulen, weißen Männern dominiert, während andere marginalisierte Gruppen kaum Raum hätten. Die beiden diskutieren darüber, ob die Sichtbarmachung von Fetischkultur ein Bestandteil des CSDs sein sollte oder ob sich die Bewegung immer weiter von den ursprünglichen Forderungen entferne. Bei den Stonewall Riots kämpften vor allem Transpersonen, Drag Queens und People of Color für ihre Rechte. Ist das Ausstellen von Nacktheit heute noch genauso widerständig wie die Proteste damals?

Der Kampf für LGBTQ-Rechte ist bedrohter – und daher notwendiger denn je.

Chipi meint: Nein, sexuelle Vorlieben und sexuelle Orientierung seien voneinander zu trennen. „Das Problem ist, dass auch Leute aus der Heteroszene behaupten: ‚Ja, ich bin queer!‘“ Diese stünden jedoch nicht unbedingt außerhalb der heteronormativen Dominanzgesellschaft. Marie erzählt, dass sie im März das Stonewall Riot Visitor Center besucht hat und tief beeindruckt gewesen sei vom Engagement der Aktivistin Sylvia Rivera, die ebenfalls an den Protesten 1969 beteiligt war. Gerade jetzt sei der Kampf für LGBTQ-Rechte bedrohter – und daher notwendiger denn je.

Ein weiteres Thema: „Harry Potter“ soll als Serie neu verfilmt werden. 2026 soll sie ausgestrahlt werden. Während im Internet heiß diskutiert wird, ob der neue Snape von einem schwarzen Schauspieler (Paapa Essiedu) verkörpert werden darf, fragt sich Marie, welche popkulturelle Bedeutung „Harry Potter“ heute noch hat. Sowohl Chipi als auch Marie sind mit Hogwarts aufgewachsen. „Ist die Neuverfilmung auch ein Revival der 2000er-Nostalgie?“, überlegt Marie. Oder ist sie ein Anzeichen dafür, dass in Zeiten von KI und kapitalistischer Konsumkultur weniger Wert auf Kreativität und neue Ideen gelegt werde?

Transfeindlicher Aktivismus und das britische Urteil

Natürlich sprechen die beiden auch über die Frage: Kann man im Fall von „Harry Potter“ das Werk und die Autorin voneinander trennen? Joanne K. Rowling hat in den letzten Jahren vor allem mit ihrer Transfeindlichkeit Schlagzeilen gemacht und Aktivistinnen finanziell unterstützt, die sich mit einer Klage beim Supreme Court in Großbritannien dafür eingesetzt haben, dass Transfrauen gesetzlich nicht als Frauen gelten sollten. Das Urteil wurde zu ihren Gunsten gefällt. Für Marie ist das ein Grund, die neue Serie nicht zu schauen.

Chipi, als Harry-Potter-Fan erster Stunde, fällt das schwerer. Lässt sich Joanne K. Rowlings Macht dadurch überhaupt beeinflussen? Immerhin sei sie bereits Millionärin, ihr Franchise sei ohnehin riesig. Viele der beteiligten Schau­spie­le­r*in­nen der neuen sowie der alten Verfilmung hätten sich öffentlich von ihr distanziert. Das Hogwarts-Universum sei inzwischen viel größer als Joanne K. Rowling selbst.

Trotzdem sind sich die beiden am Ende einig: Auch wenn man Rowlings Macht nur bedingt einschränken könne, müsse man ihren TERF-Aktivismus dennoch nicht unbedingt befeuern, indem man immer mehr Geld in ihr Unternehmen spüle.

„Mauerecho – Ost trifft West“ ist ein Podcast der taz Panter Stiftung. Er erscheint jede Woche Sonntag auf taz.de/mauerecho sowie überall, wo es Podcasts gibt. Das Format „Der Nachwendekindertalk“ erscheint alle zwei Wochen. Besonderen Dank gilt unserem Tonmeister Daniel Fromm.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Ohne jetzt ein Kenner von Frau Rowling oder der Transszene zu sein, drängt sich der Eindruck auf, dass Frau Rowling hier gezielt als Feindbild aufgebaut wurde.



    Die Position, dass mühsam erkämpfte Frauenrechte nicht für jeden per Erklärung verfügbar sollten, ist berechtigt und wird durchaus von vielen Frauen geteilt.

    • @Dromedar:In:

      Das von JKR finanzierte Urteil verbietet nach EHRC Leitsätzen nun trans Personen das Benutzen von allen nicht geschlechtsneutralen öffentlichen Toiletten. Sie hier als Menschenfeind gegenüber trans Personen darzustellen entspricht nun mal der Realität.

      Es geht nicht um Frauenrechte sondern darum eine kleine Minderheit zu diskriminieren!!!