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Demonstration in BrasilienZehntausende gegen Bolsonaro

In Brasilien sind am Samstag viele Menschen für eine Amtsenthebung des Präsidenten auf die Straße gegangen. Sie werfen ihm Versagen in der Pandemie vor.

Linksgerichtetes Bündnis gegen den Rechtspopulisten Bolsonaro: Protest am 2. Oktober in São Paulo Foto: Andre Penner/ap/dpa

Rio de Janeiro afp | In Brasilien sind am Samstag zehntausende Demonstranten für eine Amtsenthebung von Präsident Jair Bolsonaro auf die Straße gegangen. Große Protestkundgebungen gab es Rio de Janeiro, São Paulo und der Hauptstadt Brasília. Brasilianische Medien meldeten Proteste in 20 der 27 brasilianischen Bundesstaaten und in 60 Städten.

In São Paulo versammelten sich zehntausende Menschen auf der zentralen Avenida Paulista, in Brasília kamen hunderte Demonstranten auf der Esplanade der Ministerien im Regierungsviertel zusammen.

In Rio de Janeiro zogen hunderte Demonstranten durch den Stadtteil Candelária. Sie riefen in Sprechchören „Bolsonaro raus“, der Slogan stand auch auf mehreren großen Transparenten. Die Demonstranten schwenkten rote Fahnen der Arbeiterpartei von Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, Fahnen anderer Parteien und brasilianische Flaggen.

Zu den Protesten hatte ein Bündnis aus einem Dutzend linksgerichteten Parteien, Gewerkschaften und Sozialverbänden aufgerufen. Im Unterhaus des brasilianischen Parlaments sind schon mehr als hundert Anträge auf eine Amtsenthebung des rechtsextremen Präsident gestellt worden. Der Präsident der Abgeordnetenkammer, Arthur Lira, hat bisher aber nicht darauf reagiert.

Gefährliche Coronapolitik

Der Oberste Gerichtshof hat zudem mehrere Ermittlungsverfahren gegen Bolsonaro und dessen Umfeld eingeleitet. Dabei geht es vor allem um die Verbreitung von Falschinformationen über das Coronavirus.

Bolsonaro wird vorgeworfen, die Coronapandemie im Land massiv verschlimmert zu haben, indem er die Gefahren des Virus immer wieder kleinredete und den Nutzen von Corona-Impfungen in Frage stellte. Hinzu kommen massive Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit der Pandemie, mit denen sich neben der Staatsanwaltschaft auch ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss befasst.

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4 Kommentare

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  • Die Frag muss erlaubt sein: Wer hat Señor Bolsonaro eigentlich gewählt? Denn im Grunde hat er vor seiner Wahl nichts anderes versprochen, als er jetzt tut. Insbesondere, dass Umweltschutz ein Luxusproblem für Träumer, aber ohne praktische Bedeutung sei!



    Da wäre es doch einfacher gewesen, ihn gar nicht erst zu wählen, statt jetzt zu rufen „Bolsonaro raus“ (mit zweifelhaften Erfolgsaussichten)!

    • 3G
      30208 (Profil gelöscht)
      @Pfanni:

      Seh' ich auch so.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Pfanni:

      Das dumme Volk hat ihn gewählt. Sowas passiert oft, wenn man die Wahl zwischen Pest und Cholera hat.

    • @Pfanni:

      Gute Frage! Eigentlich hat ihn niemand gewählt, man hat "nur" die Linke mit grosser Mehrheit abgewählt. Und die paar tausend, die da schreien, sind die alte Linke, ohne jegliche Chance, es sei denn, der Ex-Präsident Lula kann nochmal antreten. Es ist ein bischen so wie in der Weimarer Republik.